Sind Kryptowährungen das neue Gold?

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Insbesondere Anfang des Jahres wurde an den Finanzmärkten heftig diskutiert, ob das neue „digitale Gold“ das „alte echte Gold“ ersetzen könnte. Ist der Bitcoin oder eine andere Kryptowährung mit dem Edelmetall, das seit Jahrtausenden als bewährter Krisenschutz dient, wirklich vergleichbar?

Tatsächlich war im ersten Quartal der Bitcoin gefragter als das gelbe Metall. Bitte lassen Sie sich jedoch von rasanten Kursanstiegen nicht blenden, sondern werfen Sie stattdessen einen Blick hinter die Kulissen von Bitcoin und Co. Sie werden schnell erkennen: Der Bitcoin kann Gold nicht das Wasser reichen.

Bitcoin vs. Gold: Was sind die Unterschiede?

Stellen wir uns zunächst die Frage, was Gold ist. Gold ist ein seltenes Metall, das schon seit tausenden von Jahren als Wertaufbewahrungsmittel und als Zahlungsmittel genutzt wird. Weil die Goldreserven weltweit begrenzt sind, ist ein Wertverfall nahezu ausgeschlossen. Zudem dient Gold auch als Warengeld, zum Beispiel in Form von Goldschmuck.

Und was ist ein Bitcoin?

Ein Bitcoin ist eigentlich nur ein teurer Datenbankeintrag – sonst nichts. Die meisten Käufer erwerben Bitcoins letztendlich aus nur einem Grund: Sie denken, dass sich jemand finden wird, der bereit ist, einen höheren Preis zu bezahlen. Allein die Nachfrage bestimmt also den Preis. Fällt eben diese Nachfrage weg, wird es auch keinen Preis mehr geben.

Wenn aber etwas ansonsten völlig Wertloses nur deshalb einen Preis hat, weil der Käufer auf einen künftigen Käufer hofft, der ihm einen höheren Preis zahlt, ist es ökonomisch nichts anderes als der Spielschein eines hochmodernen Schneeballsystems. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Bitcoins wie alle Schneeballsysteme eines Tages ihr Ende finden werden, sobald die Nachfrage nicht mehr für eine ausreichende Kurssteigerung sorgen kann.

Mythen rund um den Bitcoin

Überzeugte Bitcoin-Fans betonen gerne, dass der Bitcoin und andere Kryptowährungen Teil eines modernen Zahlungssystems seien. Das stimmt nur bedingt. Es ist richtig, dass die dem Bitcoin zugrunde liegende Technologie für ein Zahlungssystem genutzt werden kann, aber das gibt dem Bitcoin noch keinen Wert. Die Technik ist nicht geschützt und beliebig vermehrbar. Ganz anders als Gold, das weder programmiert noch gedruckt werden kann, sondern von Natur aus limitiert ist.

Grundsätzlich stimmt es natürlich, dass die Menge aller Bitcoins beziehungsweise einer Kryptowährung begrenzt ist. Wie sieht es jedoch mit der Menge aller Kryptowährungen aus? Schauen Sie sich dazu diese Grafik an:

Es gibt nach der Erhebung des Statistikportals Statista mittlerweile über 4.500 und nach dem Krypto-Informationsdienstleister Coinmarketcap sogar über 9.000 Kryptowährungen. Tendenz weiter steigend. Noch wirkt sich die Vermehrung der Kryptowährungen kaum auf die Preise der favorisierten Kryptowährungen aus, da sich die Anleger bislang auf wenige bekannte konzentrieren. Die freiwillige Beschränkung der Anleger ist jedoch ein viel schwächerer Schutz als die natürliche bei den Edelmetallen.

Als Pro-Argument für Investitionen in den Bitcoin oder andere Kryptowährungen wird zudem immer wieder angeführt, dass Anlagen anonym wären. Das ist ein Irrglaube, denn die meisten Käufe erfolgen über eine Börse, wobei Angaben wie die Kreditkartennummer übermittelt werden. Einmal als Käufer identifiziert, sind Sie ein offenes Buch, wenn der Staat die Herausgabe der Daten verlangt. In den USA ist das durch die Steuerbehörden bereits geschehen.

Selbst wenn steigende Krypto-Kurse zu einem Einstieg locken, empfehlen wir Ihnen das alte Gold dem neuen vorzuziehen.

Das Edelmetall Gold hat sich seit Jahrtausenden bewährt und unabhängig von der Wertaufbewahrung einen eigenständigen Wert. Das digitale Gold in Form von Bitcoins bezieht hingegen den Wert nur aus dem „Greater Fool“, dem größten Narren, der am Schluss den höchsten Preis bezahlt, bevor die Abwärtsspirale einsetzt.