Lockdown verlängert – Pleitewelle in Sicht

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Die Schaltkonferenz von Bundeskanzlerin und Ministerpräsidenten mittwochs nachmittags ist während der Pandemie zum festen Termin in den Nachrichtensendern geworden. Auch viele Unternehmer und Selbständige blicken Woche für Woche gebannt auf die Beschlüsse, die von den Regierungschefs vereinbart werden.

Wenig überraschend verständigten sich Merkel und die Ländervertreter nun auf eine Verlängerung des Teil-Lockdowns bis weit in den Januar hinein. Mindestens bis zum 10. des Monats sollen die Beschränkungen demnach gelten, eine weitere Verlängerung darüber hinaus gilt als wahrscheinlich. Nicht umsonst spricht Angela Merkel ein ums andere Mal von entbehrungsreichen Monaten während der kalten Jahreszeit, und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder liebäugelt mit einer drastischen Ausweitung der Maßnahmen nach dem Vorbild anderer Länder.

Lockdown Light: Verlängerung beschlossen, Verschärfung in Sicht

Tatsächlich scheint auch das nicht ausgeschlossen. Zum einen haben Staaten wie Vietnam oder Neuseeland gezeigt, dass mit kurzzeitigen, aber konsequenten Beschränkungen Erfolge in der Pandemiebekämpfung erzielt werden können: Für wenige Wochen galt ein strenger Lockdown, anschließend gab es kaum noch Infektionen. Es gibt allerdings auch Gegenbeispiele wie Spanien – das Land hat trotz harter Maßnahmen bislang kaum aus der Krise gefunden.

Ein weiterer Punkt, der für eine Verschärfung der Einschränkungen ab Januar spricht, sind die Lockerungen über die Weihnachtsfeiertage und darüber hinaus bis einschließlich Silvester. Während dieser Zeit sind mehr Kontakte erlaubt, auch werden immense Reiseaktivitäten quer durch die Republik erwartet – aus epidemiologischer Sicht ein Himmelfahrtskommando. Politisch ließ sich der Schritt kaum umgehen, wollte man nicht die allgemeine Akzeptanz insgesamt gefährden.

Frühlingserwachen – böses Erwachen?

Wirtschaftlich kommt das böse Erwachen erst noch. Mit einer zeitweisen Aussetzung von Insolvenzregelungen konnten Firmenpleiten bislang aus der Statistik gehalten werden, staatliche Überbrückungszahlungen sowie die großzügiger gestalteten November- und Dezemberhilfen, die sich am Vorjahresumsatz orientierten, halfen dabei, das Gröbste abzufedern.

Ab Januar allerdings werden die Gelder wieder zurechtgestutzt, dann wird wieder stärker die Fixkostenübernahme im Vordergrund stehen. Das ist nur logisch, denn eine teilweise Umsatzerstattung für zigtausende Betriebe kann sich kein Staat auf Dauer leisten.

DIHK-Umfrage: Pleitewelle voraus

Die Kehrseite der Medaille zeichnet sich indes bereits ab. Jeder elfte Betrieb sieht sich einer aktuellen Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) zufolge akut von der Pleite bedroht. Vom Veranstaltungsspezialisten, der keine Konzerte ausrichten darf, über das Programmkino, dem keine neuen Filme bereitstehen, bis hin zum kleinen Fachgeschäft, das wegen der Kunde-pro-Quadratmeter-Vorgabe kaum noch Beratungen anbieten kann – branchenübergreifend stehen Existenzen auf dem Spiel, und es trifft weit mehr als nur die vielzitierte, aber natürlich genauso betroffene Gastronomie.

Vor der Pleite stehen nach IHK-Angaben vor allem kleine Betriebe mit weniger als 20 Beschäftigten – sie machen von den existenziell bedrohten Unternehmen rund 80 Prozent aus. Größere Firmen berichten häufiger von Liquiditätsengpässen sowie dahinschmelzendem Eigenkapital, da sie trotz staatlicher Hilfen häufig in Vorleistung treten müssen.

Dass sich die Stimmung bei den Unternehmern wieder merklich eintrübt, war zuletzt auch dem Ifo-Geschäftsklimaindex zu entnehmen. Dieser ging im November auf 90,7 Punkte zurück. Im Oktober hatte das Barometer noch bei 92,5 Zählern gelegen.