Zertifikate handeln: 5 gefährliche Fehler

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Jeder Anleger, der über das absolute Anfängerstadium hinausgewachsen ist, erkennt schnell: Zertifikate handeln gehört im eigenen Portfolio genauso zum Alltagsgeschäft, wie das Umschichten von Aktienpositionen.

Ursachen hierfür gibt es viele. Der Hauptgrund für die Beliebtheit von Zertifikaten ist mit Sicherheit, dass mit diesen eine Vielzahl verschiedener Anlagestrategien einfach nachgebildet werden kann.

Wenn also Anleger, die Zertifikate handeln, sich für jede Situation eine effektive Anlagestrategie ins Depot holen können, sollte dieses Depot doch mit großer Wahrscheinlichkeit auch profitabel sein?

Leider sieht die Realität anders aus. Zu viele Anleger machen eine Reihe leicht vermeidbarer Fehler, wenn sie Zertifikate handeln und sind sich im Extremfall dieser nicht einmal wirklich bewusst.

Zertifikate handeln

Beim Handel mit Zertifikaten gilt es, spezielle Fehler zu vermeiden.Adobe stock – Marla

Fehler: Mangelndes Verständnis des Zertifikats

Eine allgemein gültige Investmentregel ist, niemals in etwas zu investieren, das Sie als Anleger nicht zu 100% verstehen. Zertifikate sind oftmals kompliziert konstruiert und gerade Privatanleger nehmen sich selten die Zeit, sich durch die Details und das „Kleingedruckte“ eines vollständigen Verkaufsprospekts zu kämpfen bevor sie Zertifikate handeln.

Ist das wirklich nötig, wenn man Zertifikate handeln möchte? Später sicher nicht mehr, wenn Sie als Anleger genug Routine und Wissen über Konstruktionsmechanismen von Zertifikaten gesammelt haben. Für den Anfang ist es aber eine gute Übung, sich zu zwingen, ein derartiges Produkt vollständig zu verstehen.

Was passiert mit den Anlegern, die Zertifikate handeln, obwohl sie diese nicht vollständig von ihrer Konstruktion und Wirkungsweise her verstehen? Im besten Fall passiert nichts und es fällt dem Anleger nicht einmal auf. Im schlechtesten Fall erleidet er finanziellen Schaden oder das gewünschte Anlageergebnis stellt sich trotz richtiger Prognose der Marktentwicklung nicht ein.

Dabei lässt sich dieser Fehler einfach vermeiden: Beißen Sie in den sprichwörtlichen sauren Apfel und lesen Sie sich in das Thema Zertifikate gut ein, bevor Sie sie handeln. Dieses Wissen anzuhäufen wird Sie anfangs Zeit kosten, doch mit Sicherheit auch vor einigen teuren Fehlern bewahren. Gleichzeitig hat es keinen Verfallswert, sondern ist zeitlos.

Fehler: Kauf von schlechten / unnötigen Zertifikaten

Auf eine gewisse Weise sind Zertifikate wie Obst im Supermarkt. Vieles sieht in der Auslage bei der Präsentation gut aus, doch wenn man zu Hause voller Freude hineinbeißt, fehlt dem Obst jeglicher Geschmack. Manchmal ist die Ware sogar verdorben. In der Auslage war dies noch nicht sichtbar, denn die schlechten Seiten wurden geschickt in der Verpackung nach unten gedreht.

Ähnlich verhält es sich beim Zertifikate handeln. Mit anderen Worten: Nicht immer ist ein Zertifikat gut oder macht Sinn, auch wenn es sich zunächst sinnvoll anhört.

Ein Beispiel: Immer wieder gibt es an den Finanzmärkten Modethemen, die von der Industrie gegenüber Privatanlegern stark beworben werden. In diesen Feldern tummeln sich oft unzählige Zertifikate und jeder Emittent versucht mit allen möglichen Produkten, leider oft wenig sinnvollen, sich sein Stück des großen Kuchens zu sichern und Sie zum Zertifikate handeln zu bewegen.

In dieser Situation kaufen zahlreiche Privatanleger eben das, was sich richtig „anhört“ (schließlich hat es mit dem Modethema zu tun) und nicht immer das, was wirklich richtig oder optimal für sie wäre. Das böse Erwachen folgt meist erst hinterher, wenn das Geld bereits in dem Zertifikat steckt. Darum: Laufen Sie nicht blind jedem Werbeversprechen hinterher, sondern informieren Sie sich immer eindringlich, kritisch und vor allem im Vorfeld.

Fehler: Kauf von Zertifikaten mit überhöhten Gebühren

Oftmals sind die Gebühren von Zertifikaten nicht immer auf den ersten Blick vollständig erkennbar und variieren von Konstruktion zu Konstruktion stark. Nicht selten werden Gebühren beim Zertifikate handeln und auch für das Halten von Zertifikaten indirekt mit dem Kurs verrechnet. So merkt manch ein Anleger kaum, was er unter dem Strich an Gebühren bezahlt, wenn er sich nicht genau damit befasst.

Ebenfalls wird dadurch erschwert, Zertifikate miteinander zu vergleichen und es ist ein wenig genaueres Hinsehen nötig, um aus der Menge vieler Zertifikate herauszufinden, welches Zertifikat kostengünstiger ist.

Die Unterschiede können erheblich sein und sich gerade durch den Zinseszinseffekt entsprechend mit der Zeit potenzieren. Ein genauer Vergleich lohnt sich daher durchaus!

Fehler: Zertifikate, die nicht der eigenen Anlegermentalität entsprechen

Ein weiterer, gern gemachter Fehler vieler Anleger ist es, Zertifikate zu handeln, die nicht ihrer eigenen Anlegermentalität entsprechen. Was können Sie sich darunter vorstellen?

Generell ist es wichtig, dass das von Ihnen gewählte Finanzprodukt zu Ihrer Mentalität als Anleger passt. Wenn Sie beispielsweise ab einem Buchverlust von etwa 6% Bauchschmerzen bekommen (was völlig legitim ist), dann ist ein Hebelzertifikat mit großer Wahrscheinlichkeit nicht das Richtige für Sie.

Kaufen Sie ein solches Papier dennoch, werden Sie schnell nervös und unruhig werden oder gar in Panik verfallen, sollte es anfänglich schlecht laufen. Die Chancen, unter diesen Umständen vernünftige Anlageentscheidungen zu treffen sind deutlich reduziert und Fehler schleichen sich zwangsläufig ein.

Fehler: Totalverlust durch zu hohen Hebel und Knockout-Schwelle

Routinierte „Zocker“ kennen das Problem: Die Knockout-Schwelle bei Knockout-Zertifikaten. Diese Form von Zertifikaten hat einen klaren Vor- und Nachteil: Der Käufer partizipiert überproportional an Kursgewinnen der zugrunde liegenden Aktien. Allerdings stellt sich für den Anleger der Totalverlust ein, wenn die Aktie einen vorher festgelegten Kurs unterschreitet.

Es ist von großer Bedeutung, dass diese Schwelle nicht erreicht wird, so lange Sie Ihr Zertifikat halten. Dies jedoch abzuschätzen, fällt vielen Anlegern häufig schwer und nicht selten kommt es hier zu großen Verlusten, da das Abwärtspotential einer Aktie unterschätzt oder nicht mit konsequenten Stop-Loss-Marken gearbeitet wurde.

Natürlich gibt es weit mehr Fehler beim Zertifikate handeln, als die genannten fünf. Das mögliche Gewinnpotential ist jedoch äußerst ansprechend und mit ein wenig Übung und Routine lässt sich vieles an Risiken vergleichbar einfach vermeiden. Wenn Sie sich bewusst an das Universum der Zertifikate heranwagen und sich vernünftig einarbeiten, bevor Sie Ihre Zertifikate handeln, sollten Ihnen diese Finanzprodukte durchaus einige Freude machen können.

Zusammenfassung: Zertifikate handeln Sie nur dann profitabel, wenn

  • Sie Zertifikate und deren grundsätzlichen Besonderheiten 100%-ig verstehen
  • Sie sich nicht von Werbeversprechen blenden lassen, sondern das jeweilige Zertifikat selbst genau unter die Lupe nehmen
  • Sie sich vorab genau über etwaig versteckte Gebühren informieren
  • Sie ausschließlich Zertifikate handeln, die zu Ihrer Anlegermentalität passen
  • Sie das Kursentwicklungspotential des Basiswertes möglichst gewissenhaft und realistisch einschätzen und konsequent mit Stop-Loss-Marken arbeiten