Warum die unterschiedlichen Kurse der Fed und EZB Ihr Vermögen bedrohen

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Vertrauen Sie noch den Prognosen der Notenbanken? Sowohl die US-Notenbank Fed als auch die EZB lagen mit ihren Inflationsprognosen weit daneben. In den USA war im März 2021 eine Inflationsrate von 2,4 Prozent vorhergesagt worden, Ende des Jahres wurde befürchtet, es könnten im Jahresschnitt 5,3 Prozent werden. Allein im Dezember stiegen die Verbraucherpreise in den USA um 7,0 Prozent.

Wenn Experten, die unsere Notenbanker ja sein wollen, so daneben liegen, schwindet verständlicherweise das Vertrauen. Zu Recht. Sie sollten sich auf jeden Fall ein eigenes Bild machen und Ihre Investmentstrategie daran anpassen.

US-Notenbank Fed plant 4 Zinserhöhungen

Die Fehleinschätzung hat bei den Entscheidern der Fed jetzt zu einem Umdenken geführt. Das wird Folgen haben, deren Auswirkungen wir auch hierzulande spüren werden. Notenbank-Vertreter der USA sprechen inzwischen von vier Zinserhöhungen in diesem Jahr, noch im November 2021 war von zwei Schritten die Rede.

Um die Zinsen zu erhöhen, würde die Fed nicht mehr alle auslaufenden Anleihen aus ihrem Bestand ersetzen und würde damit dem Markt die Liquidität entziehen. Die Zinsen steigen dann von ganz alleine. Klaus Kaldemorgen, Fondsmanager der DWS, spricht im Handelsblatt von einem Rendite-Anstieg der zehnjährigen US-Staatsanleihen auf drei Prozent. Anfang des Jahres lag die Rendite noch bei 1,5 Prozent.

Eine solche Entwicklung in den USA könnte auch in Europa zu höheren Marktzinsen führen, was die EZB verhindern will. Die Währungshüter hierzulande wollen nämlich unbedingt an der lockeren Geldpolitik festhalten. Ein in der Pandemie aufgelegtes Anleihekaufprogramm wird zwar beendet. Dafür wird jedoch ein anderes Programm aufgestockt. Die EZB spielt also nur das Spiel „linke Tasche rechte Tasche“. Ob die EZB an der Politik des billigen Geldes weiter festhalten kann, ist jetzt jedoch fraglich.

„Ein Anstieg der US-Renditen schlägt sich auch bei uns nieder. Wir rechnen damit, dass die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen zum Jahresende auf mindestens 0,3 Prozent steigen wird“, erklärt Berenberg-Chefvolkswirt Holger Schmieding im Handelsblatt.

Wie lange rentieren deutsche Staatsanleihen noch im Minus?

Seit Anfang 2019 notieren die Renditen deutscher Staatsanleihen mit langer Laufzeit im negativen Bereich, aktuell sind es minus 0,1 Prozent. Kurz vor Weihnachten war die Rendite wegen Omikron-Sorgen auf fast minus 0,4 Prozent abgerutscht. Grundsätzlich ist es natürlich absoluter Wahnsinn, dass Anlegerinnen und Anleger ihrerseits Geld dafür bezahlen, dass sie dem Staat Geld leihen. Das kann auf Dauer nicht gut gehen, aber der Weg zur Normalität könnte steinig werden. Vor allem, wenn es zu einer großen Zinsdifferenz zwischen den USA und dem Euroraum kommt. Der Euro-Kurs könnte dann geschwächt werden und die Inflation antreiben.

Kommt der Zinserhöhungszyklus in den USA in Gang, wird der Dollar wahrscheinlich profitieren. Experten erwarten bis Jahresende einen Euro-Kurs von 1,10 Dollar. Aktuell notiert er bei etwa 1,14 Dollar. Anfang des Jahres 2021 lag er noch bei 1,23 Dollar.

Ökonomen gehen davon aus, dass sich Wechselkurseffekte mit etwas Verzögerung auf die Preise auswirken. Die Abwertung aus dem letzten Jahr könnte deshalb die Inflation hierzulande noch weiter befeuern. Schwächelt der Euro weiter, könnten teurere Importe einen weiteren Preisschub provozieren, was bei den aktuell hohen Inflationsraten von über fünf Prozent alles andere als erwünscht ist.