Unternehmensfinanzierung: Ein Leitfaden für kleine und mittlere Unternehmen

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Viele Unternehmen und fast alle Existenzgründer stehen irgendwann vor der Aufgabe, eine Finanzierung für ihr Unternehmen zu bekommen. Sei es für die Neuanschaffung von Maschinen oder für Marketingzwecke, um das Unternehmenswachstum anzukurbeln. Doch gerade Gründer kennen oft als einzige Form der Unternehmensfinanzierung den Kredit bei der Hausbank, der dann aus Mangel an Sicherheiten in der Regel verwehrt wird.

Über die verschiedensten Alternativen der Unternehmensfinanzierung, Kapitalbeschaffung und Fördermöglichkeiten für Unternehmen soll dieser Ratgeber einen Überblick geben, wobei natürlich kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben werden kann.

Grundsätzlich kann Kapital von Eigentümern bzw. Gesellschaftern beschafft werden oder auch von externen Fremdkapitalgebern.

Die Varianten bei der Finanzierung durch die Eigentümer

Bei der Finanzierung durch die Eigentümer gibt es verschiedene Varianten: Einerseits gibt es die relativ schwerfällige Rechtsform der GmbH. Bei dieser wird ein Gesellschaftsvertrag angefertigt und die entsprechenden Einzahlungen werden geleistet. Allerdings haben diese GmbH-Anteile keine Wertpapierkennnummer und werden deshalb auch nicht an der Börse gehandelt. Die Eigentümer stellen dem Unternehmen das Eigenkapital langfristig zur Verfügung. Sie bekommen damit Kontroll- und Mitentscheidungsrechte im Unternehmen.

Eine andere Variante der Finanzierung ist die Ausgabe von Aktien. Diese sind bei der Rechtsform einer Aktiengesellschaft zu finden und bedeuten jeweils ein Stimmrecht pro Aktie. Dabei wird zum Zeitpunkt der Herausgabe der Aktien Kapital in das Unternehmen eingezahlt. Möchte der Anteilseigner die Aktie weiterverkaufen, so braucht er keinerlei Zustimmung von der Gesellschafterversammlung – hier Hauptversammlung genannt – sondern bietet diese Anteile über die Bank und die Börse an. Die Anteile werden dann direkt vom „alten“ zum „neuen“ Eigentümer gebucht, die Anzahl der ausstehenden Aktien verändert sich nicht. Andere Varianten sind die Einbringung von Sachwerten wie beispielsweise Fahrzeugen, Grundstücken und Patenten.

Finanzierung durch Fremdkapital

Viel häufiger ist aber die Unternehmensfinanzierung durch Fremdkapital zu finden. Diese kann ganz unterschiedliche Formen aufweisen. Dies beginnt bei einem Soll-Saldo – einer Kontoüberziehung des Firmenkontos – auf der kurzfristigen Seite und setzt sich mit längerfristig orientierten Finanzierungen, Betriebsmittelkrediten oder auch langfristigen Finanzierungen fort. Wichtig: Unternehmer benötigen immer einen Kredit, der zu ihrem Vorhaben passt.

Wesentliches Merkmal an solchen Finanzierungen ist, dass die Kreditgeber keinerlei Eigentumsrechte erhalten. Dies ist auch der Grund dafür, dass die Banken und Kreditgeber das Unternehmen gründlich darauf prüfen, ob es eine Rückzahlungswahrscheinlichkeit gibt. Wenn das Unternehmen zahlungsfähig ist, dann zahlt es ganz unabhängig vom eigenen Gewinn die vereinbarten Zinsen und Monatsraten zurück.

In den letzten Jahren ist auch die Ausgabe von festverzinslichen Wertpapieren durch die Unternehmen forciert worden. Die Hoffnung dabei ist, sich wesentlich langfristiger zu finanzieren und sich von den Banken unabhängiger zu machen. Diese Art der Finanzierung ist bei vielen multinationalen Konzernen zu finden, in letzter Zeit machen aber auch Bäckereien, Schokoladenfabriken oder Unternehmen der grünen Energieerzeugung davon regen Gebrauch. Im Gegensatz zu einer vom Gewinn des Unternehmens abhängigen Dividendenzahlung wie beim Eigenkapital bekommt der Anleger hier die vereinbarten Zinsen und bei Fälligkeit (hoffentlich) die Rückzahlung des vollen Nennbetrages.

Mezzanine Finanzierung

Unter Finanzierung versteht man im betriebswirtschaftlichen Bereich alle Maßnahmen, die der Beschaffung und Rückzahlung liquider Mittel dienen. Eine mögliche Unterscheidung der Finanzierungsformen ist die Abgrenzung in Eigen- und Fremdfinanzierung. Im ersten Fall erfolgt die Finanzierung einer Investition beispielsweise durch einen Börsengang des Unternehmens oder durch eine Kapitalerhöhung. Im zweiten Fall wird Fremdkapital unter anderem durch Aufnahme eines Kredits oder Begebung einer Anleihe generiert. Als Mezzanine-Finanzierung werden Instrumente bezeichnet, die eine Mischform aus Eigen- und Fremdkapital bilden.

Das so aufgenommene Mezzanine-Kapital ist genau genommen Fremdkapital mit Eigenkapitalcharakteristika. Das heißt, es ist in der Regel unbesichert und im Insolvenzfall dem klassischen Fremdkapital nach-, dem Eigenkapital jedoch vorrangig. Dies äußert sich unter anderem in einem höheren Ausfallsrisiko, welches allerdings durch eine entsprechende Rendite aufgewogen wird.

Die flexible Ausgestaltung der Mezzanine-Finanzierung ermöglicht eine optimale Ausrichtung am Rendite-Risiko-Profil des jeweiligen Unternehmens. Der Einsatz solcher Instrumente eignet sich besonders, wenn auf herkömmlichem Wege kein Fremdkapital mehr aufgenommen werden kann, weil beispielsweise nicht genug Sicherheiten vorhanden sind, aber das Unternehmen dennoch in der Lage ist, die aufgrund des hohen Risikos ebenfalls hohen Zinszahlungen aus seinem Cash Flow zu begleichen. Üblicherweise finden Mezzanine bei Akquisitionen und Wachstumsfinanzierungen Verwendung.

Die Instrumente werden dahin gehend unterschieden, ob eine direkte Beziehung zwischen Kapitalgeber und -nehmer besteht oder die Rechte durch Verbriefung handelbar gemacht worden sind. Beispiele für ersteres sind stille Beteiligungen und Nachrangdarlehen, für letzteres Genussscheine sowie Wandel- und Optionsanleihen.

Fördermöglichkeiten für Unternehmen

Seit Jahrzehnten ist es Praxis, dass bestimmte Unternehmen bzw. Unternehmer durch den Staat in besonderer Weise gefördert werden. Die öffentliche Hand will damit nicht nur den Gründen von Firmen und Einsteigern in den Beruf einen besonderen Anreiz schaffen. Sie möchte natürlich auch insgesamt die Konjunktur beleben und positive Akzente für den Arbeitsmarkt setzen.

Generell können mittelständische Unternehmen, Gründer, Freiberufler, aber auch Start-ups über die KfW-Bankengruppe Förderprogramme in Anspruche nehmen. Das sind insbesondere zinslose Darlehen oder Darlehen zu besonders günstigen Konditionen. Wichtig ist dabei, das konkrete Gespräch mit der Bank zu suchen, um auf diese Weise die Möglichkeiten auszuloten.

Über die Bundesländer können Unternehmen branchenspezifisch gefördert werden. Es gibt je nach Region bzw. Bundesland zahlreiche verschiedene Programme, die aufgelegt werden und einen direkten Zuschuss beinhalten. So können Unternehmen der Solarbranche besondere Fördermittel in Anspruch nehmen. Der Bau von Fabrikhallen kann bezuschusst werden. Die Landesförderinstitute wissen hier zudem, in welcher Kombination auch Mittel aus Brüssel, also Mittel aus dem Bereich der Europäischen Union, herangezogen werden können. Allerdings ist bei dieser Förderung immer auch zu bedenken, dass ein Eigenanteil zur Kofinanzierung aufgebracht werden muss.

Unterstützung für Schaffung von Arbeitsplätzen

Die Bundesregierung bietet über die Bundesagentur für Arbeit verschiedene Möglichkeiten der Förderung mit dem Ziel, Menschen in Arbeit zu bringen. Wer also über einen bestimmten Zeitraum einstellt oder wer Menschen mit Handicaps beschäftigt, darf sich über eine deutliche finanzielle Zuwendung freuen. Dies gilt ebenso für die Schaffung von Ausbildungsplätzen für Lehrlinge oder für Arbeitsplätze, die für Langzeitarbeitslose bzw. für ältere Arbeitnehmer gedacht sind. Die Bundesagentur informiert gerne über die individuellen Möglichkeiten.