Nachhaltig investieren: Der Teufel steckt im Detail

Inhaltsverzeichnis

Nach dem kurzen Hype rund um die Volksaktie der Telekom in den 1990er-Jahren ist es still geworden um die Aktienkultur in Deutschland. Viele fühlten sich bestätigt, dass das Geld auf dem Sparbuch oder dem Festgeldkonto einfach am sichersten ist.

Das hat sich während der Corona-Pandemie geändert. Die Kombination Lockdown-Langeweile, neue Anlage-Apps, Nullzinsen und Inflation machte das Thema Aktien für viele Deutsche wieder interessant.

Dass es in Deutschland mehr Aktionäre gibt, ist gut, weil Anlegerinnen und Anleger mit Sparguthaben, Anleihen oder auch Mischfonds real, also nach Abzug der Inflation, Geld verlieren. Aktien liefern dagegen seit Jahrzehnten Gewinne, obwohl diese schwanken und zwischenzeitlich auch mal abstürzen können.

ESG gewinnt an Bedeutung

Mit den „neuen Aktionären“ rückte zunehmend ein Aspekt für Investitionen in den Vordergrund, der auch für Sie interessant sein könnte. Umweltschutz, Fragen sozialer Gerechtigkeit und ethisch-moralische Themen, auch bekannt als ESG-Kriterien, haben laut dem Bundesverband der Verbraucherzentralen für immer mehr Menschen einen hohen Stellenwert bei der Geldanlage. Jeder Zweite ist laut Umfragen und der „Welt“ bereit, bei Investitionen auf Nachhaltigkeit zu achten. Und als interessierte Anlegerin oder Anleger wissen Sie: Eine hohe Nachfrage lässt die Kurse steigen.

Zusätzlich forciert die Europäische Union das Thema mit ihrem Aktionsplan „Finanzierung von nachhaltigem Wachstum“. Nachhaltigkeit ist zum globalen Trend geworden. Laut „Welt“ waren im Dezember 2021 rund 2,4 Billionen Dollar in Produkten investiert, die mit den Kürzeln ESG oder SRI werben.

Befinden sich in Ihrem Portfolio ebenfalls nachhaltige Produkte? Oder sind Sie aufgrund der Schlagzeilen rund um Greenwashing verunsichert, welche Unternehmen tatsächlich nachhaltig agieren?

Grundsätzlich sind Investitionen in nachhaltige Produkte eine gute Idee. Dyrk Vieten, Sprecher der Geschäftsführung der ficon Vermögensmanagement GmbH aus Düsseldorf erklärt beispielsweise in der „Welt“: „Nachhaltige Unternehmen sind nachweislich auf lange Sicht erfolgreich.“

Immer das Gesamtbild im Blick behalten

Das heißt jedoch nicht, dass Sie bedenkenlos investieren können, weil ESG auf einem Produkt steht. Stattdessen sollten Sie, wie bei anderen Investitionen auch, auf die allgemeinen Kriterien, wie Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), Sharpe Ratio, Performance, Dividende usw. achten, um Werte mit Substanz zu finden.

Darüber hinaus ist es auch bei nachhaltigen Investitionen wichtig, dass Sie diversifizieren. Achten Sie also darauf, dass Sie Papiere aus verschiedenen Regionen, Branchen, Währungsräumen und Anlageklassen kaufen. Nur so können Sie Ihr Risiko streuen.

Wenn Sie beispielsweise in einen aktiven Nachhaltigkeitsfonds eingestiegen sind, der seinen Schwerpunkt in Europa hat, könnte es sinnvoll sein, auch auf einen global ausgerichteten ESG-Index-Fonds zu setzen, der seinen Schwerpunkt in den USA und Asien hat. Unternehmensanleihen runden die Diversifikation Ihres Portfolios ab.

Letztendlich ist das ESG-Kürzel nur ein Hinweis darauf, dass der Nachhaltigkeitsgedanke beachtet werden könnte. Wer genauer hinschaut, wird schnell merken, das ein ESG-Index für so manche Überraschung gut ist. Da sind oft Unternehmen zu finden, die Sie dort nicht erwartet hätten.