Karriere, Kinder, KGV
Die Umfrage des Bundesverbands deutscher Banken ist zwar schon ein gutes Jahr alt, doch – leider, leider – wohl ewig aktuell. Kernaussage: Dank des Gender-Pay-Gap haben Frauen in Deutschland durchschnittlich 400 Euro weniger monatlich für Investitionen zur Verfügung.
Wir wissen alle: „Gender-Pay-Gap“ ist der nahezu euphemistische Anglizismus für die Tatsache, dass Frauen weniger verdienen als Männer. Das war, das ist und das wird wohl auf immer und ewig so sein – in Deutschland und wahrscheinlich auch in allen anderen Ländern rund um den Globus.
Weniger Geld zum Investieren
Im Schnitt 400 Euro weniger monatlich zum Investieren sind kein Pappenstiel. Die Differenz hat über Jahre und Jahrzehnte dank des entgangenen Zinseszins-Effekts am Ende den Gegenwert zumindest eines Reihenhäuschens.
Einer Studie der Raiffeisen Capital Management zufolge ist Sicherheit für 46 Prozent der Frauen in Deutschland das wichtigste Anlagekriterium. Entsprechend legen 59 Prozent der Frauen in Deutschland ihr Geld vorzugsweise auf das Sparbuch, 35 Prozent investieren in Aktien und 27 Prozent in ETFs.
Diese Allokation signalisiert, dass Frauen langfristig auf reichlich Rendite bei ihren Investments verzichten. Auch wenn sich in den vergangenen 10 bis 15 Jahren einiges zum Besseren geändert hat, gilt offenbar nach wie vor: Finanzberatung für Frauen ist dringend nötig – mag sein, viel dringender als bei Männern.
Frauen mit besserer Performance
Andererseits: Nach einer schon etwas angejahrten Studie der ING erzielten Frauen im Jahr 2023 eine um 0,5 Prozentpunkte bessere Portfolio-Performance als Männer. Klar, damit sind selbstverständlich nicht die Sparbuch-Sparerinnen gemeint, sondern all jene, die gezielt in Aktien und/oder aktien-basierte Fonds bzw. ETFs investieren.
Disziplin, Geduld und eine systematische Vorgehensweise sind dabei offenbar die wichtigsten Faktoren. So setzen erfolgreiche Investorinnen vorzugsweise auf langfristige Strategien, legen ihr Geld regelmäßig an (etwa über Fonds-Sparpläne), bleiben auch bei Marktschwankungen geduldig und vermeiden Panikreaktionen wie überstürzte Verkäufe. Nicht zu unterschätzen: Frauen traden seltener, dadurch verringern sie Transaktionskosten und erzielen – zumindest statistisch – bessere Renditen als Männer.
Frauen investieren vorsichtiger
Ein weiterer Grund dafür dürfte sein, dass Frauen meist vorsichtiger als Männer investieren. Das vermeidet offenbar impulsive Fehlentscheidungen. Überdies sind viele Frauen motivierter, sobald das Investment ethischen, nachhaltigen oder sozialen Zielen dient. Dies steigert nicht nur die Identifikation mit der entsprechenden Anlageform, sondern kann überdies positive gesellschaftliche und ökologische Wirkungen haben.
Mag sein, unter dem Aspekt Karriere, Kinder, und KGV ist dies typisch: Danach bevorzugen Frauen Geldanlagen, die sich an wechselnde Lebensphasen wie Elternzeit oder Teilzeit anpassen lassen und einfach zu überblicken sind. Flexible Fonds-, oder ETF-Sparpläne sind deshalb hier oft erste Wahl.
Frauen sind bei der Geldanlage weniger beratungsresistent
Nach wie vor glauben viele Männer, auch bei der Geldanlage, sie könnten alles. Vor allem alles besser. Was zwangsläufig in eine Beratungsresistenz mündet. Frauen sind da anders, akzeptieren Finanzberatungen als strategisch sinnvolles und bedeutsames Coaching, um ihre finanziellen Ziele zu erreichen – nicht selten abhängig von der aktuellen Lebenssituation oder der künftig erwarteten.
Somit scheint die Bedeutung von Finanzberatung für Frauen besonders hoch, da sie in vielen Lebensphasen vor spezifischen finanziellen Herausforderungen stehen. Und diese unterscheiden sich signifikant von denen der Männer.
Lebensphasen mit finanziellen Herausforderungen
Karriereunterbrechungen und Teilzeit. Frauen pausieren häufiger wegen Elternzeit oder Pflege, arbeiten öfter in Teilzeit und verdienen im Schnitt weniger. Das führt zu geringeren Rentenansprüchen und größeren Versorgungslücken im Alter.
Gender-Pay und Pension Gap. Frauen verdienen in Deutschland durchschnittlich 16 bis 21 Prozent weniger als Männer und erhalten rund ein Drittel weniger Rente. Dadurch bleibt ein kleinerer Spielraum für Investitionen und Vermögensaufbau, was langfristig zur Altersarmut führen kann.
Weniger Selbstvertrauen und Finanzwissen. Viele Frauen fühlen sich in Finanzfragen unsicher, unterschätzen ihr Wissen oder überlassen Entscheidungen dem Partner. Eine spezialisierte Beratung kann Wissen aufbauen, Hemmschwellen abbauen und Frauen ermutigen, ihre Finanzplanung selbstbestimmt in die Hand zu nehmen.
Individueller Beratungsbedarf. Finanzberatung für Frauen berücksichtigt Lebensphasen wie Familiengründung, Karriere- oder Wiedereinstieg in den Beruf, Selbstständigkeit oder Scheidung.Finanzielle Unabhängigkeit. Ziel der Finanzberatung ist, finanzielle Eigenverantwortung und Unabhängigkeit zu stärken. Dies von der Budgetplanung über Vorsorge bis zur passenden Anlagestrategie. Gerade in Lebensumbrüchen – Scheidung, Erbe, Teilzeit – ist professionelle Begleitung entscheidend.