Börse: Euro-Wirtschaft mit intaktem Wachstumsszenario

Inhaltsverzeichnis

Der DAX hat am Montag seinen jüngsten Rally Tribut gezollt. Bis zur Mittagszeit gab der deutsche Leitindex um 0,37% auf 11.079 Punkte nach. In der vergangenen Woche war der Index noch dank der Hoffnung auf weiteren Rückenwind durch die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank um fast 4% geklettert und hatte damit wieder sein Niveau von Mitte August erreicht. Die Investoren trotzten den Terrorsorgen und setzen auf eine weitere geldpolitische Lockerung durch die EBZ sowie ein behutsames Tempo bei möglichen Zinserhöhungen durch die US-Notenbank Fed.

Intaktes Wachstumsszenario im Euroraum

Konjunkturseitig überraschten am Morgen die aktuellen Daten zur Unternehmensstimmung im Euroraum positiv. Der deutsche Einkaufsmanagerindex stieg auf 54,9 nach 54,2 im Oktober und deutet damit auf eine Beschleunigung des Wachstums hin. In Frankreich ist die Entwicklung erwartungsgemäß ausgefallen. Der Stimmungsrückgang im französischen Dienstleistungssektor sei wohl zum Teil auf die Anschläge in Paris zurückzuführen, so Helaba-Analyst Ulrich Wortberg. Er sprach von einem intakten Wachstumsszenario. Der Markteinfluss der Zahlen halte sich aber in Grenzen, „denn die EZB scheint sich von ihrem Vorhaben nicht mehr abbringen zu lassen, die Geldpolitik in der kommenden Woche weiter zu lockern“, betonte Wortberg.

RWE-Chef bringt Kapitalerhöhung ins Gespräch – Aktie sackt ab

Schlusslicht im DAX waren am Montagmittag einmal mehr die Aktien von RWE, die um fast 4% nachgaben. Die Worte von RWE-Chef Peter Terium über einen Mangel an Geldgebern zur Ankurbelung des Wachstums ließen die Investoren hellhörig werden. Sorgen über eine Kapitalerhöhung kamen auf, da Terium der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Montagsausgabe) sagte: „Wir brauchen Geld für Wachstum. Zurzeit kriegen wir das nicht.“

Dafür macht Terium die Verunsicherung durch die Politik verantwortlich, die künftige Rahmenbedingungen für Energiekonzerne im Unklaren lasse. Im Moment schultere der Konzern große Investitionen über Partnerschaften und gemeinsame Projekte, so der Konzernlenker. „Ich möchte aber nicht ausschließen, dass das Thema Kapitalerhöhung nochmal auf die Agenda kommt.“

Anlegern gefielen Teriums Andeutungen überhaupt nicht. Auch dessen Versuche, Sorgen über einen möglichen Finanzierungsengpass zu zerstreuen, halfen nicht. RWE stehe dennoch auf einem soliden Fundament und habe keinen Zeitdruck, sagte er: „Das Unternehmen ist durchfinanziert. Die Liquidität bis zum Ende der Dekade ist gesichert.“

Keine Ruhe bei VW – Abgasskandal zieht immer weitere Kreise

Erneut im Kreuzfeuer steht heute auch die Aktie des Autobauers Volkswagen. Der Abgasskandal zieht immer weitere Kreise. Amerikanische Umweltbehörden haben weitere Autos des Wolfsburger Herstellers ins Visier genommen. Offenbar sind auch alle zwischen 2009 und 2016 gebauten VW-, Porsche- und Audi-Fahrzeuge mit 3-Liter-Dieselmotor in den USA betroffen. Insgesamt handelt es sich um weitere 75.000 Fahrzeuge.

Damit trübt sich die Nachrichtenlage rund um den Wolfsburger Konzern nach einigen Tagen der Ruhe wieder ein. Die VW-Vorzugsaktien verloren 1,57%, nachdem sie allerdings sechs Handelstage in Folge zugelegt hatten und um insgesamt 14% gestiegen waren. Seit Bekanntwerden des Abgasskandals Mitte September bis zum aktuellen Tag haben die Papiere rund ein Drittel an Wert eingebüßt.

Chart VW-Vorzugsaktie

bilder_newsletter_isd_auto.jpg
(Quelle: comdirect.de)

Kaufofferte beflügelt Wincor Nixdorf

Deutlich aufwärts hingegen ging es heute bei dem im MDAX gelisteten Geld- und Kassenautomaten-Hersteller Wincor Nixdorf. Die Aktie gewann als Spitzenwert über 5% auf 48,24 Euro. Der Konzern steht kurz vor der Übernahme durch den US-Konkurrenten Diebold. Der bietet 38,98 Euro in bar sowie 0,434 Diebold-Anteile für jede Aktie der Paderborner. Damit wird die Wincor Nixdorf-Aktie laut Angebotsprospekt mit 52,50 Euro bewertet. Der tatsächliche Preis hängt aber vom aktuellen Diebold-Kurs sowie dem Euro/Dollar-Verhältnis ab. Der Unternehmenswert inklusive Schulden liegt damit bei 1,7 Mrd. Euro.

Auf der Unternehmensseite wird es in dieser Woche etwas ruhiger. Unter anderem veröffentlicht der PC- und Drucker-Hersteller Hewlett-Packard am morgigen Dienstag seine Bilanz zum zurückliegenden vierten Quartal. Der Halbleiter-Produzent Infineon legt am Donnerstag seinen Jahresabschlussbericht vor. Konjunkturseitig sollten heute Nachmittag der Einkaufsmanagerindex sowie die Immobiliendaten aus den USA Beachtung finden.