Das Zins-Drama geht in eine neue Runde

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Die Null- und Negativzeiten haben so manchen Sparer in den letzten Jahren in die Verzweiflung getrieben. Wie sieht es bei Ihnen aus? Wünschen Sie sich auch, dass die Zinsen endlich wieder steigen?

Grundsätzlich kann es natürlich nicht ewig so weiter gehen. Die irre Zinswelt, dass der Staat fürs Schuldenmachen Geld bekommt, muss über kurz oder lang ein Ende finden. Fraglich ist jedoch, wie vorteilhaft die Zinswende tatsächlich für Sparerinnen und Sparer ist.

Werfen wir dafür einen Blick hinter die Kulissen: Langfristige Staatsanleihen erfreuten sich in der Vergangenheit zunehmender Beliebtheit, sodass diese im negativen Bereich rentierten. Der Bund konnte also mit der Aufnahme neuer Schulden zuletzt Gewinne machen.

Diese aus staatlicher Sicht schönen Zeiten könnten schneller zu Ende gehen als erwartet. Noch hat Vater Staat kein Problem, weil die alten Kredite weiterlaufen. Wenn die Zinsen steigen, werden mittel- und langfristig aber auch die Aufwendungen für die Kredite wachsen. Geld, das an anderer Stelle fehlen wird und besorgte Bürgerinnen und Bürger fragen sich natürlich, wie die fehlenden finanziellen Mittel aufgetrieben werden. Drohen Steuererhöhungen?

Schon eine kleine Zinserhöhung hätte große Auswirkungen

Reiner Holznagel, der Präsident des Bundes der Steuerzahler, erklärt auf tagesschau.de: „Vor gut zehn Jahren haben wir über 30 Milliarden Euro für den Schuldendienst aufbringen müssen. Heute sind es knapp vier Milliarden Euro, also deutlich weniger. Aber wenn die Zinsen nur um einen Prozentpunkt steigen, hat das Auswirkungen von 13 Milliarden Euro auf den Bundeshaushalt.“

In Ländern mit hohen Schulden, wie es zum Beispiel in Italien oder Griechenland der Fall ist, würde die Mehrbelastung noch erheblich höher ausfallen. Da werden Erinnerungen an die europäische Staatsschuldenkrise wach, die uns letztendlich die Nullzins-Misere brachte.

Die hochverschuldeten Staaten sind vielleicht auch der Grund dafür, dass die EZB Zinserhöhungen noch weit von sich schiebt.

EZB-Chefin Christine Lagarde betonte erneut, dass die Notenbank keine unmittelbare Notwendigkeit für Zinserhöhungen sieht. Zur Begründung heißt es, dass ein zu schnelles Handeln die Erholung der Wirtschaft in Europa gefährden könnte.

Obwohl sich Lagarde nach außen entspannt gibt und die hohe Inflation, eine mögliche Lohn-Preis-Spirale sowie die Rekord-Energiepreise herunterspielt, steht sie unter einem extrem hohen Druck.

Immer mehr Kollegen im EZB-Rat, unter anderem Bundesbank-Chef Joachim Nagel, fordern, die geldpolitischen Zügel anzuziehen.

Die Luft wird dünn für die EZB

Der Druck wächst zudem, weil erwartet wird, dass die US-Notenbank Fed die Zinsen in diesem Jahr in sechs Schritten anheben wird. Der US-Notenbanker James Bullard, Präsident der Notenbank von St. Louis, hatte der Nachrichtenagentur Bloomberg gesagt, dass die Leitzinsen bis zum ersten Juli schon bei einem Prozent liegen werden. Um dieses Ziel zu erreichen, muss es sogar ungewöhnlich hohe Zinsschritte geben.

Auf der einen Seite Lagarde, die an der lockeren Geldpolitik festhält, auf der anderen Seite die Fed, die extrem straffen will: In der Erwartung, dass die Zinsdifferenz zwischen den USA und dem Euroraum größer werden könnte, geriet der Euro sofort unter Druck und fiel unter die Marke von 1,14 US-Dollar.