Börsendebüt von Airbnb: Erfolgreiches Wagnis

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Wir befinden uns in den letzten Wochen eines Ausnahmejahres. Die Corona-Pandemie hat weltweit Auswirkungen gehabt auf Wirtschaft und Gesellschaft, und sie hat Spuren hinterlassen – auch und gerade in der Tourismus- und Reisebranche.

Ausgerechnet jetzt mit einem Unternehmen an die Börse zu gehen, dessen Geschäftskonzept maßgeblich auf der Vermittlung privat angebotener Übernachtungsstätten für Reisende fußt, ist gewagt. Doch wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

Airbnb Aktie: Gleich zum Start verdoppelt

Airbnb hat gewagt – und gewonnen. Der Börsengang des Unternehmens in dieser Woche war ein fulminanter Erfolg. Bereits im Vorfeld war der Ausgabepreis für die Aktie mehrfach nach oben korrigiert worden, von anfangs 44 bis 50 auf letztlich 68 US-Dollar. Doch bereits zum Handelsstart war das Papier mit 146 Dollar das Doppelte wert.

Gleich am ersten Tag am Parkett reißen sich die Anleger um die Airbnb Aktie, das Unternehmen bringt am Donnerstag einen Börsenwert von mehr als 100 Milliarden Dollar auf die Waage. Doch woher kommt dieser Erfolg, in einem für den Tourismus schlechtesten Jahr seit langem?

Airbnb profitiert von verändertem Reiseverhalten

Zu Beginn der Pandemie hat auch Airbnb gelitten. Grenzschließungen, Reisewarnungen, Ausgangsbeschränkungen, gestrichene Flüge und die allgemeine Furcht vor dem Virus ließen das Geschäft auch bei dem Appartement-Vermittler einbrechen.

Doch dann änderte sich das Reiseverhalten vieler Menschen – und damit stieg die Attraktivität von Airbnb, auch gegenüber klassischen Übernachtungsanbietern: Anstelle lang im Voraus gebuchter Pauschalreisen in der Ferne zog es die Menschen eher in die nähere Umgebung. Die Reiseplanungen erfolgten kurzfristiger und häufiger mit dem eigenen Auto.

Das ermöglicht eine gewisse Flexibilität, je nach Pandemielage von einer geplanten Reise wieder zurückzutreten, ohne auf allzu hohen Kosten sitzenzubleiben – wer im Frühjahr einen Flug nicht antreten konnte, wartet zum Teil noch immer auf die Erstattung der Ticketkosten, die nicht selten im hohen dreistelligen oder auch vierstelligen Bereich liegen.

Corona hinterlässt Spuren in der Bilanz

Weil auch per Airbnb relativ kurzfristig gebucht werden kann und häufiger Übernachtungsstätten für Selbstversorger vermittelt werden, bei denen man sich – anders als im Großhotel – das Frühstück nicht am Buffet mit etlichen anderen Gästen teilen muss, sondern ganz wie zuhause selbst zubereitet, griffen im Sommer wieder mehr Kunden auf den Anbieter zurück.

So schrieb Airbnb im dritten Quartal 2020 schwarze Zahlen und verbuchte im Zeitraum von Juli bis Ende September einen Gewinn von 219 Millionen Euro. Dennoch hinterlässt Corona auch in der Bilanz von Airbnb tiefe Spuren: Insgesamt verzeichnet das Unternehmen in den ersten neun Monaten des Jahres einen Verlust von rund 697 Millionen Dollar.

Aufgrund der Pandemiesituation war lange unklar, ob Airbnb den für dieses Jahr angekündigten Sprung ans Parkett tatsächlich vollziehen würde. Wie man nun sieht, hat es sich gelohnt: Anleger hatten geradezu auf die Aktie gelauert.