EZB verschießt ihr Pulver!

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Der EZB-Rat hat am vergangenen Donnerstag erwartungsgemäß ein umfassendes Maßnahmenpaket beschlossen. Dies war nach der Ankündigung von EZB-Chef Mario Draghi im Januar zu erwarten.

Draghi wollte seinerzeit die Inflationsprognosen von Anfang März abwarten, um dann gegebenenfalls neue Maßnahmen zur Inflationsbelebung zu beschließen. Dabei war absehbar, dass jenseits neuer Prognosen bis 2018 so oder so neue Maßnahmen folgen werden.

Interessant war in diesem Zusammenhang allenfalls, dass sich die Aktienmärkte diesmal nicht mehr auf die Ankündigungen einließen und sich selbst die Volkswirte der Euro-Geschäftsbanken mit dem möglichen neuen Maßnahmenpaket nicht mehrsonderlich beschäftigten.

Eine Folge der Enttäuschung von Anfang Dezember, wo die Akteure auf großartige Taten von Draghi vorbereitet waren, die dann aber nicht folgten. Dementsprechend lieferte der EZB-Chef jetzt nach.

Die nunmehr beschlossenen Maßnahmen hätten im Dezember einen wesentlich größeren Effekt auf die Finanzmärkte gehabt, zumal Draghi noch mehr lieferte als zu erwarten war.

Neu: TLTRO-Kredite mit Minuszinsen

Auf die Erhöhung des Euro-QE-Programms auf 80 Mrd. €/mtl. und eine weitere Erhöhung der Minuszinsen für Bankeinlagen auf 0,40% hatte ich meine Leser des “Value Investor” bereits vorbereitet. Flankiert wurde dies von einer Senkung der Leitzinsen von 0,05% auf 0% und eine Neugestaltung des sogenannten TLTRO-Programms.

Dieses Programm ermöglicht nunmehr Banken bei der EZB unter bestimmten Bedingungen Kredite mit einem Minuszinssatz von 0,40% aufzunehmen. Wenn eine Bank einen entsprechenden Kredit in Anspruch nimmt, macht sie damit einen rechnerischen Gewinn – vorausgesetzt, dass die Mittelverwendung aus diesem Kredit nicht zu Verlusten an anderer Stelle führt.

EZB mischt sich künftig in den Markt für Unternehmensanleihen ein

Da das Volumen an den Staatsanleihenmärkten für weitere EZB-Käufe nicht ausreicht, wird die EZB künftig auch Unternehmensanleihen kaufen. Exakt das hatte ich erwartet. Diese Käufe beschränken sich aber auf Unternehmensanleihen mit Investmentgrade-Status, also ausgerechnet jene Anleihen, die bei institutionellenAnlegern im Fokus stehen.

Mit der EZB als neue Mitspielerin in diesem Segment ist mit sinkenden Renditen zu rechnen, womit sich der Druck auf die Institutionellen und der Suche nach einer einigermaßen akzeptablen Rendite weiter erhöhen wird.

Hier wird mit virtuellem Geld eine künstliche (Nachfrage-)Konkurrenz geschaffen, die durch nichts zu rechtfertigen ist. Die Zurückhaltung der Unternehmen hinsichtlich ihrer Schuldenausweitung wird damit jedenfalls nicht beendet.