Autobauer im Dax nach Q2-Zahlen: Prognose gesenkt, erhöht, bestätigt

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Mit BMW hat in der vergangenen Woche nun auch der dritte deutsche Autobauer im Dax sein Zahlenwerk für das 2. Quartal präsentiert. Im Gegensatz zu Volkswagen und Mercedes-Benz, die jeweils in der vorangegangenen Woche einen Einblick in ihre Bücher gewährt haben, fiel die Bilanz der Münchener jedoch eher ernüchternd aus.

BMW: Q2-Bilanz von Sondereffekten geprägt

Im Zeitraum von April bis Ende Juni konnte BMW die Gewinnerwartungen der Analysten übertreffen. Dennoch verbuchten die Münchener mit 3,43 Milliarden Euro einen deutlichen Rückgang beim Ergebnis vor Steuern und Zinsen. Im Vergleich zum Vorjahresquartal fiel das Ergebnis fast ein Drittel niedriger aus. Unterm Strich verzeichnete BMW einen Gewinn von gut 3 Milliarden Euro. Im Vorjahreszeitraum hatten hier noch fast 4,8 Milliarden Euro gestanden.

Die massive Delle erklärt sich jedoch aus einmaligen Sondereffekten, die das Ergebnis im Vorjahr besonders gut und in diesem Jahr besonders schlecht aussehen ließen. Während im zweiten Quartal 2021 noch eine Rückstellung in Höhe von rund 1 Milliarde Euro aufgelöst werden und als Plus verbucht werden konnte, belasteten diesmal Kosten für die Mehrheitsübernahme am chinesischen Gemeinschaftsunternehmen BMW Brilliance Automotive (BBA) die Bilanz auf dem Papier in ähnlicher Größenordnung.

Ebenfalls auf den Mega-Deal in China geht größtenteils das Umsatzplus zurück: Hier steht ein Plus von 22 Prozent in den Büchern, der Quartalsumsatz stieg auf fast 35 Milliarden Euro – und das bei abermals rückläufigen Absatzzahlen.

BMW senkt Absatzprognose – Anleger lassen Aktie fallen

Wie schon in den vorangegangenen Quartalen kann BMW – ähnlich wie auch die Konkurrenz – die hohe Nachfrage kaum bedienen. Chipkrise, Materialengpässe, Lieferkettenprobleme und dadurch bedingte Produktionsausfälle sorgen seit Monaten für sinkende Auslieferungszahlen bei den Autobauern.

Für den verbleibenden Jahresverlauf geht man bei BMW zwar von wieder steigenden Absatzzahlen aus. Der Ausblick für das Gesamtjahr wurde dennoch zurechtgestutzt und dürfte nach Schätzungen des Unternehmens nunmehr bis zu 5 Prozent unter Vorjahresniveau liegen.

Anlegern schmeckte vor allem die gekappte Absatzprognose gar nicht: Sie schickten die BMW Aktie nach Vorlage der Quartalszahlen auf Talfahrt, es ging zeitweise um bis zu 6 Prozentpunkte abwärts.

Mercedes-Benz erhöht Margenausblick – Anleger begeistert

Rückläufige Absatzzahlen verzeichnete man auch bei der Konkurrenz in Stuttgart. Die Mercedes-Benz Group verkaufte im Vergleich zum Vorjahresquartal zwar rund 30.000 Fahrzeuge weniger, konnte den Umsatz aber dennoch um 7 Prozent steigern auf gut 36 Milliarden Euro. Dies gelang nicht zuletzt durch eine stärkere Fokussierung auf höherpreisige Modelle, die bei Materialknappheit bevorzugt fertiggestellt und ausgeliefert werden.

Der Betriebsgewinn stieg um rund 8 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro. Unterm Strich stand ein Konzernergebnis von 3,6 Milliarden Euro, was im Wesentlichen den Erwartungen der Analysten entsprach. Besonders gut kam bei Anlegern die aktualisierte Prognose an: Bei der Umsatzrendite sind die Stuttgarter nun noch etwas optimistischer als zuvor. Anstelle der bislang angestrebten 11,5 bis 13 Prozent rechnet der Vorstand nunmehr mit einer Umsatzrendite von 12 bis 14 Prozent mit Blick auf das Gesamtjahr 2022.

Anleger goutierten das starke Zahlenwerk und den höheren Ausblick: Die Aktie der Mercedes-Benz Group stieg im Nachgang um rund 6 Prozent.

Volkswagen: Chefwechsel sorgt für Schlagzeilen

Beim Dritten im Bunde, dem Volkswagen-Konzern, wurde die Bilanzvorlage zum zurückliegenden Quartal von einer anderen Meldung in den Schatten gestellt: Konzernchef Herbert Diess soll bereits im September abgelöst werden, als Nachfolger steht Porsche-Chef Oliver Blume in den Startlöchern.

Viele Beobachter werteten dies als richtige Entscheidung, nachdem es in der Vergangenheit mehrfach scharfe interne Konflikte zwischen Diess und dem Betriebsrat gegeben hatte. Der Zeitpunkt ist jedoch nicht unbedingt glücklich gewählt: Immerhin steht noch in diesem Jahr der geplante Börsengang von Porsche auf der Agenda, dem sich Blume auch weiterhin widmen wird.

Jahresprognose bestätigt

Im zweiten Quartal verbuchte der Konzern einen erheblichen Einbruch beim operativen Ergebnis: Mit 4,7 Milliarden Euro vor Sondereinflüssen lag der Wert fast 28 Prozent unter dem Ergebnis des Vorjahreszeitraums. Analysten waren im Schnitt jedoch von einem noch stärkeren Rückgang ausgegangen. Beim Umsatz gelang Volkswagen eine Steigerung um 3 Prozent auf knapp 70 Milliarden Euro.

Die Jahresprognose bestätigten die Wolfsburger. Demnach soll sich die operative Rendite in einer Spanne zwischen 7,0 und 8,5 Prozent bewegen. Der Umsatz soll gegenüber 2021 um 8 bis 13 Prozent steigen.

Herausforderungen auch im zweiten Halbjahr erwartet

Insgesamt zeigt sich, dass die Autobauer nach wie vor mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sind: Fehlende Bauteile und Komponenten wie Halbleiter, aber auch andere Materialien, sowie weiterhin störanfällige Lieferketten bringen die Produktion immer wieder ins Stocken. Noch immer warten Kunden zum Teil monatelang auf die Auslieferung ihrer Neufahrzeuge.

Allerdings sind die Wartezeiten zuletzt etwas kürzer geworden. Beobachter führen das einerseits auf eine allmähliche Entspannung der Situation in den globalen Lieferketten zurück – andererseits könnte aber auch eine nachlassende Nachfrage mitursächlich sein. Immerhin sorgen extrem hohe Inflationsraten derzeit dafür, dass vor allem Privathaushalte weniger Geld zur Verfügung haben und größere Konsumausgaben dementsprechend häufiger überdenken oder verschieben.

Steigende Kosten bei sinkenden Einnahmen?

Während man in Wolfsburg dennoch optimistisch in die Zukunft blickt und dabei vor allem auf eine sich anbahnende Entspannung bei der Halbleiterproblematik verweist, rechnen die Konzernvorstände in München und Stuttgart für das zweite Halbjahr mit größeren Herausforderungen.

Dass Absatzrückgänge bislang durch höhere Preise und Margen aufgefangen werden konnten, könnte schon bald ein Ende haben: Sollte die Nachfrage nachlassen, wären demnächst wohl wieder Rabatte beim Autokauf fällig, die vor wenigen Jahren noch allgemein üblich waren. Das ginge zu Lasten der Einnahmen der Hersteller und Händler.

Hinzu kommt die Sorge vor steigenden Kosten, die auch die Autobauer und ihre Zulieferer betreffen: Weil nicht nur Material, sondern auch Energie und Transport immer teurer wird, haben auch die Unternehmen mit steigenden Ausgaben zu kämpfen. Es bleibt somit für die Branche ein schwieriges Jahr.

Analysten haben 2 klare Favoriten

Analysten zeigten sich zuletzt vor allem mit Blick auf Volkswagen und Mercedes-Benz optimistisch: Hier wurden nach Vorlage der Q2-Bilanzen oftmals Kaufempfehlungen bekräftigt, vereinzelt auch Kursziele angehoben. Im Schnitt sehen Analysten bei beiden Aktien ein Kurspotenzial von mehr als 40 Prozent gegenüber der derzeitigen Bewertung.

Deutlich zurückhaltender positionierten sich die Experten dagegen bezüglich der BMW Aktie. Wegen des vorsichtigen Ausblicks für die kommenden Monate lautet hier die Empfehlung häufiger auf „halten“ statt „kaufen“, auch fällt das Kurspotenzial mit durchschnittlich rund 28 Prozent geringer aus als bei den anderen beiden Autobauern im Dax.