Der feine Unterschied zwischen Preis und Wert

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Oscar Wilde hat sich einmal über einen Mann geäußert, der “den Preis von allem kannte und von nichts den Wert.” Die meisten Amerikaner muss es erstaunen, herauszufinden, dass es da einen Unterschied gibt. Und doch steigt mit der wachsenden Immobilienblase auch die Spanne zwischen Preis und Wert.

Die Immobilienblase unterscheidet sich sehr stark von der Blase am Aktienmarkt. Eine Blase am Aktienmarkt ist ein finanzwirtschaftliches Phänomen, eine Immobilienblase ist ein ökonomisches Problem. Wenn erstere platzt, dann tut es den Investoren weh. Wenn die letztere platzt, dann tut es den normalen Menschen ganz besonders weh. Dass passiert dann, wenn die Preise wieder auf ihre wahren Werte fallen und wir herausfinden, aus welchem Material wir wirklich gemacht sind.

Preis und Wert: Was sind Immobilien wirklich wert?

Ich sage das deshalb, weil es für viele Leute eine echte Enttäuschung bedeuten wird, wenn sie herausfinden, was ihre Häuser wirklich wert sind. Wenn Technologieaktien einbrechen, dann lesen die meisten Leute die Nachrichten darüber zustimmend. Sie haben sowieso nie Aktien gekauft und sie freuen sich, dass sie deswegen zuletzt doch nicht so große Idioten sind. Wenn aber das Eigentum im Wert fällt, dann wird der resultierende Schock sie vermutlich stark treffen.

“In der amerikanischen Wirtschaft gibt es fünf verschiedene soziale Schichten”, erklärt Richard Benson von Speciality Finance Corp. “Das sind die Oberschicht, die professionelle obere Mittelschicht, die mittlere Mittelschicht, die untere Mittelschicht oder die “unvermögenden Arbeiter” und die Unterschicht.

Amerika war einmal ein Land mit einer kleinen Oberschicht, einer kleinen unteren Mittelschicht und der Rest lag irgendwo zwischen der professionellen Mittelschicht und der mittleren Mittelschicht. Die Arbeiter aus den Fabriken waren mittlere Mittelschicht. Sind die Arbeiter, die heute ihre Stellen in den Fabriken verlieren und für ein Drittel ihres Lohns bei Wal-Mart anfangen, immer noch mittlere Mittelschicht?

Es scheint so, als entwickelte sich eine neue Schicht. Ich nenne sie die “unvermögenden Hausbesitzer”. An diesem überhitzten Immobilenmarkt, an dem die Häuser über den Listenpreisen verkauft werden und die Spekulanten das Eigentum in Rekordgeschwindigkeit tauschen, halten die “unvermögenden Hausbesitzer” mit den steigenden Kosten Schritt, indem sie ihre Rechnungen durch Abzug des Eigenkapitals begleichen oder durch Kredite auf ihre Häuser und Refinanzierungen, bei denen sie das verfügbare Geld “herausnehmen”.

Viele Hausbesitzer könnten in Armenhäusern landen

Unterschied Wert und Preis

Der Hausbesitz in den USA kann schnell ins Geld gehen.Adobe Stock – Syda Productions

Während viele Hausbesitzer glauben, sie können immer noch so leben, als wären sie in der Oberschicht und reich, werden sie auch die ersten sein, die in den Armenhäusern enden. Diese Spekulanten auf leichtes Geld aus dem Immobilienbereich, die verschiedenes Eigentum als Anlage erworben haben, müssen heute feststellen, dass es schwerer ist, Mieter zu finden, während die Rechnungen, die entstehen, um das Gebäude in Schuss zu halten, auch weiterhin kommen.

Tatsächlich neigen Häuser dazu, einen arm zu machen, weil sie fertig gestellt und ausgestattet werden müssen; ältere Häuser sind wahre Geldfallen, das Dach muss erneuert werden, die Leitungen verstopfen, die Termiten nagen die Fundamente weg und im Süden kann man sich nicht einmal gegen Schimmel und Pilze absichern; die Wände müssen neu gestrichen werden, und auch der Garten verlangt permanent nach Pflege.

Noch schlimmer, wenn es um die Regierungen des Staates und des Landes geht, die immer Leute brauchen, von denen sie Steuern bekommen können. Ein Haus zu kaufen ist so, als habe man sich freiwillig gemeldet: “Bitte, bitte nehmt mir Steuern ab.” Während manche Gegenden Steuerersparnisse für Leute mit einem Erstwohnsitz anbieten, sind Leute, die ein zweites Haus oder Anlageeigentum besitzen, von den Steuererhöhungen betroffen.

In Kalifornien leben die durchschnittlichen Bewohner in irgendwelchen Schuhkartons ohne jeden Anmut oder Charme. Aber dennoch sind sie den letzten Zahlen zufolge 522.000 Dollar wert. Diese Leute meinen, sie seien auf halbem Weg zum Millionär. Da können sie auch gerade so gut einen Teil des Vermögens ausgeben, meinen sie, ehe es sie wieder verlässt. Und deshalb ziehen sie das ab, was Benson “täuschendes Eigenkapital” nennt und benutzen es, um den Lebensstandard zu verbessern.

Was heißen soll, dass sie das Geld ausgeben. Ob diese Ausgaben den Lebensstandard tatsächlich verbessern, oder nicht, lässt sich nur schwer feststellen. Bis jetzt musste man sich deshalb auch keine Sorgen machen. Das Geld war fast kostenlos. Es kam einfach so, ohne dass man hätte Opfer oder Leistungen erbringen müssen. Es auch so schnell wie möglich wieder los zu werden, scheint geradezu angemessen.

USA: Besitz von Häusern hat mit 69 Prozent einen neuen Rekordwert erreicht

Aber es gibt fast nichts, was teurer ist, als freies Geld. Der Besitz von Häusern hat mit 69 Prozent einen neuen Rekord in den Vereinigten Staaten erreicht. Das Problem ist, dass die Hausbesitzer nicht viel besitzen. Die meisten Häuser sind mit riesigen Hypotheken belastet. Einer von zehn “Hausbesitzern” hat nicht das geringste Eigenkapital in seinem Haus stecken. Die üblichen monatlichen Hypothekenzahlungen für ein gewöhnliches Haus in Kalifornien liegen bei über 3.000 Dollar.

Um einen normalen Kredit zu bekommen, muss man ein Jahreseinkommen von 122.000 Dollar nachweisen können. So viel verdienen nicht viele Leute, es ist mehr als das Doppelte des mittleren Familieneinkommens. Aus diesem Grund geben viele Leute mehr als die Hälfte ihres Einkommens für die Unterkunft aus. Aber solange die Preise steigen, macht ihnen das keine Sorgen.

Erst dann, wenn die Preise nicht mehr steigen, zeigen sich die wahren Werte. Dann bleiben dem Hausbesitzer nur noch die Ausgaben und die Schulden, über die er nachdenken muss. Und dann fängt er an, sich zu fragen, ob es wirklich so viel wert ist, hier zu leben. Wie viel? Ich weiß es nicht. Aber der Wert eines typischen Hauses in Kalifornien liegt weit über den heutigen Listenpreisen.