Zwischen Jobschock, Zöllen und Zukunftsangst
Nach einem schwachen Wochenausklang wagt der DAX heute einen vorsichtigen Schritt nach vorn: Es wird zwar noch keinen Freudensprung geben, aber ein Zeichen, dass die Nerven der Anleger sich langsam beruhigen.
Am Freitag hatte der US-Arbeitsmarktbericht für Verunsicherung gesorgt: Gerade mal 73.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft – erwartet worden waren 104.000. Noch schwerer wiegt: Die Vormonatszahlen wurden kräftig nach unten korrigiert. Kein Wunder also, dass der Dow Jones in die Knie ging – mit einem Wochenminus von 3 %, der schwächsten Performance seit April.
Auch die Nasdaq 100 und der S&P 500 verabschiedeten sich mit dicken Minuszeichen ins Wochenende. Und während der Nikkei 225 in Asien zum Wochenauftakt gleich mal über 2 % verlor, zeigen sich andere Märkte in Fernost etwas robuster – immerhin +0,7 % beim südkoreanischen KOSPI und beim Straits Times in Singapur.
Doch eines ist sicher: Die Märkte sind nervös. Zu nervös für neue Höhenflüge – und zu gut gelaufen, um einen echten Absturz leichtfertig hinzunehmen. Wie sagt Analyst Christoph Geyer: „Die Korrektur war überfällig.“
Unternehmensnachrichten / Einzelaktien – Amazon fliegt raus, Reddit schießt hoch
An der Unternehmensfront herrschte am Freitag Börsenkrimi pur:
- Amazon enttäuschte mit seiner Quartalsbilanz und stürzte um satte 8,3 % ab. Besonders die Cloud-Sparte AWS schwächelte – und das gefällt an der Wall Street gar nicht.
- Apple bekam zwar viel Lob – vor allem für steigende Umsätze bei iPhones und Macs – verlor aber trotzdem 2,5 %im Strudel der allgemeinen Tech-Skepsis.
- Der Krypto-Handelsplatz Coinbase meldete schwache Umsätze und wurde mit einem Kursrutsch von 16,7 %abgestraft.
- Moderna musste wegen reduzierter Umsatzprognose ebenfalls Federn lassen: –6,6 %.
- Doch es gab auch Lichtblicke: Reddit überraschte mit seinem bisher profitabelsten Quartal – die Aktie schoss 17,5 % nach oben.
Insgesamt zeigt sich: Selbst starke Quartalszahlen schützen derzeit nicht vor Kursverlusten – wer schwächelt, wird gnadenlos abgestraft. Wer überrascht, wird gefeiert. Und wer Amazon heißt, muss derzeit mit sich selbst kämpfen.
Politischer Einfluss – Zollhammer, Jobzweifel & Fed-Karussell
Was wäre die Börse ohne ein bisschen Polit-Drama? Und diese Dramen setzen sich fort.
US-Präsident Donald Trump hat vergangene Woche neue Zölle zwischen 10 und 41 % auf Importe aus Ländern wie Kanada, Brasilien, Indien und Taiwan verhängt – ein Schritt, der den durchschnittlichen US-Zollsatz auf 18 %katapultiert. Das gab’s zuletzt in den 1930er Jahren. Kein Wunder also, dass Investoren nervös die Luft anhalten.
Und dann wäre da noch der Rücktritt von Fed-Gouverneurin Adriana Kugler, der überraschend zum 8. August erfolgt. Offiziell wird kein Grund genannt – doch der Druck auf die US-Notenbank, bald die Zinsen zu senken, nimmt zu. Fed-Chef Jerome Powell bleibt (vorerst) im Amt – aber wer ihm 2026 nachfolgen soll, ist unklar.
Hinzu kommt: Trump hat vergangene Woche die Chefin der US-Statistikbehörde für Arbeitsmarktdaten gefeuert. Analysten sorgen sich nun, ob künftige Konjunkturdaten überhaupt noch glaubwürdig sein werden. In einem ohnehin angespannten Umfeld eine zusätzliche Dosis Misstrauen.
Fazit zum Wochenstart
Die Anleger gehen mit einer Mischung aus Verunsicherung und Vorsicht in die neue Woche. Der DAX könnte sich stabilisieren. Allerdings bleibt die Börse ein Ort für gute Nerven.
Wer jetzt investiert, braucht Geduld – oder zumindest einen starken Kaffee. Wir freuen uns, Sie auch in diesen Zeiten begleiten zu dürfen!