Zwischen Hoffnungsfunken, Chip-Power und politischem Schach

Inhaltsverzeichnis

Der Freitag startet an den deutschen Märkten mit einem Hauch von Optimismus – und der Hoffnung, dass Alaska heute Abend nicht nur für Polarlichter, sondern auch für diplomatische Lichtblicke sorgt. Vorbörslich sieht es hierzulande nach einer freundlichen Eröffnung aus. Um 21:30 Uhr deutscher Zeit wollen sich US-Präsident Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin in Alaska zum Ukraine-Konflikt austauschen. Analysten warnen allerdings: Schon ein Nebensatz am Rande des Treffens könnte die Märkte kräftig in Bewegung setzen.

Die Wall Street legte gestern eine Verschnaufpause ein. Nach zwei starken Tagen verharrten Dow Jones, Nasdaq 100 und S&P 500 nahezu auf der Stelle. Grund dafür war ein unerwartet hoher Anstieg der Produzentenpreise im Juli – ein kleiner Dämpfer für die Hoffnungen auf baldige, kräftige Zinssenkungen. Trotzdem: Ein Viertelpunkt im September bleibt an den Märkten praktisch eingepreist.

In Asien zeigte sich ein gemischtes Bild: Japan glänzte mit einem überraschend starken BIP-Wachstum von 1 % im zweiten Quartal, was den Nikkei nahe an sein Rekordhoch brachte. China dagegen enttäuschte mit schwachen Zahlen zur Industrieproduktion und zum Konsum, was den Hang Seng um 1,3 % ins Minus drückte.

Unternehmensnachrichten / Einzelaktien

Intel stahl gestern Abend die Show: +7,4 % im späten Handel, nachdem durchgesickert war, dass die US-Regierung über eine mögliche Staatsbeteiligung nachdenkt, um die heimische Chipproduktion zu stärken. Das kommt nach einem Jahr Seitwärtsbewegung wie ein kleiner Befreiungsschlag – und vielleicht auch, weil Präsident Trump zuletzt überraschend wohlwollende Worte für Intel-Chef Lip-Bu Tan fand (nachdem er ihn zuvor eher kühl kommentiert hatte).

Amazon setzte seinen Aufwärtstrend fort und holte frühere Quartalsbilanz-Verluste auf. Grund: die angekündigte Expansion in den Lebensmittelhandel – Analysten sehen Potenzial für steigende Marktanteile.

Weniger Freude herrschte bei Cisco (-1,6 %) und Coherent (-20 %). Beide enttäuschten mit ihrem Ausblick im Bereich Künstliche Intelligenz – und Coherent sorgte zusätzlich mit dem Verkauf seines Luftfahrt- und Rüstungsgeschäfts an Advent Capital für Schlagzeilen.

Bei Deere ging es um 6,8 % bergab. Der Landmaschinenriese musste die Gewinnprognose einkürzen, weil eine Rekord-Maisernte und sinkende Preise die Nachfrage belasten.

Politischer Einfluss

Alle Augen sind heute Abend auf Alaska gerichtet – und nein, nicht wegen der Nordlichter oder Elche. Das Treffen zwischen Trump und Putin könnte zum Testballon für künftige Friedensgespräche werden. Die Hoffnung: Fortschritte in Richtung Waffenstillstand zwischen Russland und der Ukraine. Die Folgen wären enorm: weniger Druck auf Energiepreise, Aufhellung bei Verbraucherstimmung und Unternehmenslaune – und mittelfristig ein neuer Anlageschwerpunkt: der Wiederaufbau der Ukraine. UBS-Analysten sehen hier ein mögliches Konjunkturpaket der besonderen Art – ein Thema, das, sollte es heute erste Anzeichen dafür geben, sehr schnell in den Anlegerfokus rücken könnte. Aber wie immer gilt: Märkte hassen Unsicherheit, lieben aber Überraschungen – und an diesem Freitag könnte beides reichlich auf dem Menü stehen.