Zwischen Chip-Fieber und Angstschweiß

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Die asiatischen Märkte zeigten sich heute mehrheitlich von ihrer schüchternen Seite. Kein Wunder, denn in der Nacht hatte die Wall Street mit schwachen US-Inflationsdaten und alten neuen Zolldrohungen von US-Präsident Trump zu kämpfen. Die Aktien in Festland-China gaben leicht nach – der CSI 300 und der Shanghai Composite rutschten um je 0,2 % ab. Als Kontrast glänzte der Hang Seng Index mit einem Plus von 0,8 % – angetrieben von Tech-Fantasie à la Nvidia.

Auch in Tokio und Seoul war heute nicht viel zu holen. Der Nikkei 225 und der KOSPI verloren leicht. Besonders empfindlich reagierte der australische ASX 200 mit einem Minus von 0,9 % – hier wurden Gewinne nach dem Höhenflug der letzten Tage eingetütet. In Singapur und Indien herrschte dagegen Stillstand auf hohem Niveau.

An der Wall Street schlugen Inflationszahlen und Trumps Zollrhetorik gestern hart ein. Trotz eines kurzzeitigen Gipfelsturms über 23.000 Punkte musste der Nasdaq 100 am Ende fast alles wieder abgeben und rettete nur ein Mini-Plus von 0,13 %. Der S&P 500 verlor 0,4 %, und der Dow Jones verabschiedete sich mit einem deutlichen Minus von 0,98 % aus dem Handel.

Und wie sieht’s beim DAX aus? Der deutsche Leitindex wird heute Morgen leicht schwächer erwartet. Die runde 24.000er-Marke bleibt also in Schlagdistanz.

Unternehmensnachrichten – Tech-Glanz, Bankenfrust und Autokratzer

Nvidia bleibt das glänzende Juwel des Tech-Sektors: Der KI-Gigant darf nach monatelanger Pause wieder seine Chips nach China liefern – die Aktie kletterte um satte 4 %. Auch AMD sprang auf den Zug auf, die MI308-Chips dürfen ebenfalls wieder auf die Reise. Das bescherte den Papieren ein Plus von 6,4 %. Sogar alte Bekannte wie Broadcom und Micron profitierten von der Chip-Euphorie.

In Hongkong freuten sich BaiduAlibaba und Tencent über frischen Rückenwind – Baidu kletterte sogar 3 %, nicht zuletzt dank einer angekündigten Partnerschaft mit Uber zur weltweiten Einführung von Robotaxis.

Weniger Grund zur Freude gab’s hingegen im Bankensektor: Während Citigroup mit ihren Erträgen aus dem Anleihenhandel überraschte (+3,7 %), ging es bei Wells Fargo kräftig abwärts (-5,5 %). Auch JPMorgan (-0,7 %) musste Federn lassen, trotz besser als erwarteter Ergebnisse. Schwer getroffen hat es auch Blackrock: Die Aktie verlor fast 6 %, da Umsatz und Erlöse unter den Erwartungen blieben.

Und in Europa? Renault hat gleich zwei Baustellen: Zum einen fehlt ein fester CEO, zum anderen werden operative Ziele nach unten korrigiert. Die Aktie gibt vorbörslich nach. Auch Fuchs Petrolub enttäuschte – weniger Nachfrage und sinkende Erwartungen sorgten für ein Minus von 2,7 %.

Politischer Einfluss – Zollhammer aus Washington

Man dachte fast, das Thema wäre durch – doch Donald Trump belebt das Zolldrama neu: 25 %-Zölle für Südkorea und Japan ab dem 1. August, 19 % für Indonesien ab sofort – und mit Indien sei man „fast durch“ mit einem neuen Handelsabkommen. Die Börsen quittierten diese Nachrichten mit Unruhe.

Obendrauf kam noch der US-CPI: Der Verbraucherpreisindex lag im Juni leicht über den Erwartungen – genug, um Inflationssorgen wieder zu schüren. Die Fed wird laut Analysten wohl weiter auf der Bremse bleiben.

Fazit

Die Märkte sind derzeit ein Spiel zwischen Tech-Euphorie und geopolitischer Unsicherheit. Wer auf Nvidia und Co. setzt, wird reich belohnt – wer auf solide Banken oder Autobauer hofft, muss gerade starke Nerven beweisen. Und über all dem schwebt die Zoll-Keule, die derzeit mehr Nebel als Klarheit bringt.