Zur Rose – Kopfweh & Migräne?

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Die Zur Rose-Group, nach eigenen Angaben die größte Online-Apotheke in Europa, hat einiges vor. Was bedeutet dies für die Aktie?

Was macht die Zur Rose-Group?

Fast auf den Tag genau vor 30 Jahren haben 21 Ärzte das Unternehmen gegründet. Ursprünglicher Plan war, als Großhändler Apotheken und niedergelassene Ärzte in der Schweiz zu beliefern. Die Expansion nach Deutschland startete im Jahr 2004 mit Gründung der Tochtergesellschaft Zur Rose Pharma GmbH in Halle an der Saale.

Mit Übernahme der in Tschechien ansässigen VfG Versandapotheke wurde das Deutschlandgeschäft spürbar ausgebaut. Im Herbst 2012 schließlich gelang der Durchbruch auch auf dem deutschen Markt durch die Übernahme der niederländischen Versandapotheke DocMorris vom Pharmagroßhändler Celesio für 25 Millionen Euro. Seitdem ist die zur Rose-Group weiter auf Expansionskurs und hat in der Folge mehrere kleinere Unternehmen, insbesondere Pharmagroßhändler und Versandapotheken, gekauft.

Verkauf des Schweiz-Geschäftes – gut oder schlecht?

Vor ein paar Wochen, um genau zu sein: Anfang Februar 2023, ein unerwarteter Paukenschlag. Zur Rose gab den Verkauf des sehr profitablen Geschäfts in der Schweiz an die Migros-Tochter Medbase bekannt. Nach Unternehmensangaben hat der Deal einen Gegenwert von rund 360 Millionen Schweizer Franken. Das Geld, so die vertragliche Vereinbarung, soll in mehreren Tranchen fließen – teils auch abhängig vom Erreichen des EBITDA-Ziels für das Geschäftsjahr 2023.

Ob der Verkauf tatsächlich gut war, darüber streiten sich die Geister – will heißen: die Investoren. Denn Zur Rose gibt damit die Cash Cow, also das hoch-profitable Geschäft in der Schweiz auf. Die anderen Aktivitäten bzw. Engagement sollen dem Vernehmen nach nicht so rund laufen.

Positiv ist wiederum, dass die Nettoverschuldung voraussichtlich von 390 auf später nur noch 30 Millionen Schweizer Franken abgebaut wird. Das dürfte Luft geben, um sich auf den Ausbau des Onlinegeschäfts – speziell in Deutschland – zu konzentrieren.

Deutschland im Fokus

Zweifellos, Deutschland ist nach wie vor ein lukrativer Markt für rezeptpflichtige und rezeptfreie Medikamente. Nach statistischen Angaben hat dieser Bereich einen Gegenwert von deutlich mehr als 50 Milliarden Euro jährlich. Davon will sich Zur Rose, insbesondere über die Tochter DocMorris, ein ordentliches Stück abschneiden.

Zudem setzen die Schweizer darauf, dass in Deutschland das E-Rezept endlich kommt und, was vielleicht noch wichtiger ist – große Akzeptanz findet. Aber Zur Rose ist via DocMorris nicht der einzige Player auf dem deutschen Markt. Ein potenter Konkurrent ist Shop Apotheke, deren Umsatzerlöse im abgelaufenen Geschäftsjahr zwar deutlich niedriger waren als die von Zur Rose. Auf der anderen Seite sind die Zahlen bei Shop Apotheke nicht zu tief rot wie bei Zur Rose. Heißt: Der Verlust ist um einiges geringer. Was bedeutet dies alles für die künftigen Chancen und Risiken der Zur Rose Aktie (WKN: A0Q6J0)?

Zur Rose Aktie – Wohin geht die Reise?

Ein Blick auf den Kursverlauf ist ernüchternd – zurückhaltend formuliert. Wer eher für Klartext schwärmt, würde den Chart als Katastrophe, den Kursverlauf als einziges Desaster bezeichnen.

Freudentränen all überall noch bis März des Jahres 2021, als der Aktienkurs in nur gut zwei Jahren von 100 auf rund 440 Schweizer Franken förmlich explodierte. Im Anschluss daran folgte der jähe Absturz mit einer Zehntelung (gemessen am historischen Hoch) des Aktienkurses auf aktuell gut 50 Schweizer Franken. Die Vorschusslorbeeren, die vor rund zwei Jahren im Kurs enthalten waren, gibt es momentan wohl nicht mehr.

Nach meiner Meinung betreibt die Führungsetage ein durchaus riskantes Spiel durch die Konzentration auf den B2C-Sektor, auf Deutschland und auf die alsbaldige Einführung des E-Rezepts. Möglicherweise ein nicht zu unterschätzendes Klumpenrisiko. Auf der anderen Seite: Falls die Strategie aufgeht, gibt es die Anteilsscheine jetzt gleichsam zum Schnäppchenpreis. Deshalb: Dezidiert risikofreudige Investoren können zugreifen und auf den Turnaround setzen. Für Hasenfüße hingegen könnte die Aktie toxisch sein.