Weltweite Microsoft-Ausfälle: IT-Firma Crowdstrike massiv unter Druck

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Es ist ein wahrgewordener Albtraum – und wohl doch nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was im Worst Case möglich wäre. Ein IT-Problem hat am Freitag rund um den Globus zu weitreichenden Ausfällen geführt. Zigtausende Firmencomputer, die mit Microsofts Betriebssystem Windows arbeiten, waren nicht mehr nutzbar.

Londoner Börse eingeschränkt handelsfähig

Betroffen von den Ausfällen waren weltweit rund 23.000 Firmen, in Deutschland unter anderem Airlines, Flughafenbetreiber, kommunale Behörden, aber auch Krankenhäuser. Stundenlang ging nichts mehr, Operationen wurden verschoben, Flüge annulliert, das Chaos war gewaltig. In anderen Ländern waren die Auswirkungen teils noch dramatischer. Besonders stark betroffen von den Ausfällen waren die USA, Großbritannien und Australien. Unter anderem konnte die Londoner Börse – einer der wichtigsten Finanzplätze der Welt – nur eingeschränkt arbeiten. Der Frankfurter Börsenhandel war hingegen nicht beeinträchtigt.

Inzwischen ist klar: Es handelt sich bei dem wohl größten IT-Ausfall der bisherigen Geschichte nicht etwa um einen Hackerangriff, sondern um ein fehlerhaftes Software-Update. Ausgerechnet ein Programm, das Nutzer vor Angriffen und Ausfällen schützen soll, enthielt einen so schwerwiegenden Programmierfehler, dass zigtausende Rechner mit Bluescreen eingefroren wurden und nun mühsam per Hand von Technikern wieder hochgefahren werden müssen. Das dauert – und wird richtig teuer, soviel ist jetzt schon absehbar.

Wer haftet für die Schäden?

Wer am Ende wofür aufkommen und wie viel zahlen muss, damit dürften sich die Gerichte in den kommenden Jahren befassen. Haftet die Herstellerfirma der fehlerhaften Software für all die Schäden oder sind die Unternehmen selbst in der Verantwortung, die diese Software bei sich eingesetzt haben? Allein die Entschädigung zigtausender Fluggäste dürfte in die Millionen gehen, von sonstigen Regressansprüchen ganz zu schweigen.

Bei der IT-Sicherheitsfirma, die für die Schutzsoftware und somit auch das fehlerhafte Update verantwortlich ist, handelt es sich um den US-Anbieter Crowdstrike. Das Unternehmen wurde 2011 gegründet und setzt unter anderem auf Künstliche Intelligenz, um Auffälligkeiten im System bereits zu bekämpfen, bevor schadhafte Virensoftware zuschlagen kann.

Crowdstrike Aktie: Erfolgskurs abrupt abgebrochen

Mit dieser Strategie fuhr Crowdstrike bislang prächtig. Das Unternehmen zählt zu den weltweit führenden Anbietern auf seinem Gebiet. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die Firma einen Umsatz von insgesamt gut 3 Milliarden US-Dollar, der Aktienkurs konnte sich in den vergangenen zwölf Monaten mehr als verdoppeln.

Damit allerdings war es mit der heutigen Panne erst einmal vorbei: Die Crowdstrike Aktie beendete abrupt ihren Höhenflug und gab bis zum frühen Nachmittag rund 15 Prozentpunkte ab. Wie es weitergeht für das Papier, wird sich wohl erst abschätzen lassen, wenn die Auswirkungen der heutigen IT-Panne beziffert werden können. Das könnte indes noch eine Weile dauern: Denn obwohl sowohl Microsoft als auch Crowdstrike inzwischen den Fehler identifiziert und eine Lösung bereitgestellt haben, wird es wohl einige Zeit dauern, bis die Systeme aller betroffenen Firmen wieder rund laufen.

Weil weite Teile des Flugverkehrs an einigen Airports sowie einiger Fluggesellschaften stundenlang eingestellt werden mussten, dürften sich weitere Ausfälle und Verspätungen noch über das Wochenende ziehen. Ganz ähnlich sieht es in manchen Ländern mit Bahnverbindungen aus.

Ein Warnschuss für die global vernetzte Welt

Der Vorfall zeigt, wie sensibel und fragil die global vernetzte Welt inzwischen ist: Ein einziger Softwarefehler kann umfassende Auswirkungen haben. Wie gravierend wären die Folgen erst, wenn ein mit bösen Absichten vollzogener Hackerangriff einen solch sensiblen Punkt treffen würde? Die Abhängigkeit von einigen wenigen Software-Anbietern wird schon seit längerem kritisch gesehen. Gut möglich, dass der heutige Tag die Diskussion in ganz neue Richtungen lenken wird.

Neben der Crowdstrike Aktie selbst gerieten auch die Papiere anderer betroffener Unternehmen unter Druck. Am Parkett in Frankfurt gaben beispielsweise die Aktien von Lufthansa und Fraport um jeweils zwischen 1,5 und 2 Prozent nach.