Warum Sie bei Daimler Truck jetzt Geduld brauchen!
Trotz schwächelnder Konjunktur und hoher Inflation ist die Nachfrage nach Lastkraftwagen sehr hoch. Die Unternehmensberatung Berylls sprach Ende Mai gar davon, dass die gesamte Produktion der Branche für das laufende Jahr bereits ausverkauft sei.
Beobachter führen den Boom auch auf Nachholeffekte zurück. Demnach würden Flottenbetreiber Investitionen in neue Fahrzeuge, die während der Corona-Pandemie nach hinten verschoben wurden, nun realisieren. Gleichzeitig drücken die Versorgungsengpässe bei Halbleitern auf die Angebotsseite.
Die Folge: LKW-Bauer können ihre Fahrzeuge deutlich teurer verkaufen. Das hat nun auch der deutsche Branchengigant Daimler Truck im Rahmen seiner Quartalspräsentation bestätigt.
Daimler Truck: Q2 – Ergebnis und Umsatz schießen hoch
Schauen Sie: Die Mercedes-Abspaltung steigerte zwischen April und Ende Juni ihr bereinigtes Betriebsergebnis EBIT um 15 Prozent auf 1,01 Milliarden Euro. Der Umsatz schoss im Berichtszeitraum gar um 18 Prozent auf 12,1 Milliarden Euro nach oben.
Daimler Truck begründete das starke Wachstum neben der verbesserten Preisdurchsetzung auch mit günstigen Wechselkurseffekten, einem wachsenden Servicegeschäft und dem positiven Absatz. So konnten die Stuttgarter trotz Halbeiterengpass im zweiten Quartal ihre Verkäufe um 4 Prozent auf knapp 121.000 Fahrzeuge erhöhen.
Free Cash Flow negativ
Doch das Zahlenwerk hat auch seine Schattenseiten. So musste Daimler Truck für Q2 einen negativen Free Cash Flow in Höhe von 756 Millionen Euro ausweisen. Dieser sei auch dadurch bedingt, dass bei den Kunden ein Fahrermangel herrsche, der die Auslieferungen fertiger Fahrzeuge beeinträchtige. In der Folge sei der Lagerbestand deutlich angestiegen, was den Geldmittelzufluss belaste.
Hinzu kamen ein Beitrag von 250 Millionen Euro zum Pensionsfonds im Rahmen der Abspaltung sowie erhebliche Steuerzahlungen, die in Q2 wirksam wurden.
Jahresprognose trotz Unsicherheiten bestätigt
Trotzdem: Daimler Truck blickt einigermaßen optimistisch in die Zukunft. So bestätigte der LKW-Bauer seine Jahresprognose und geht für 2022 weiterhin von einer Umsatzspanne von 48 bis 50 Milliarden Euro aus (Vorjahr: 40 Mrd.) Die Umsatzrendite soll sich indes zwischen 7 und 9 Prozent einpendeln (6 %).
Der Konzern musste das Ganze allerdings unter Vorbehalt stellen. Zu riskant sind die äußeren Störfaktoren – wie der Ukraine-Krieg, die höhere Inflation, die steigenden Zinsen und nicht zuletzt die unklare weitere Entwicklung der Corona-Pandemie. Daimler Truck sprach von einem außergewöhnlichen Maß an Unsicherheit.
Immerhin: Der LKW-Bauer rechnet damit, dass die Versorgungsengpässe bei Halbleitern im zweiten Halbjahr abnehmen werden. Entsprechend dürfte die Herstellungsquote wieder spürbar zulegen.
Das Gas-Problem
Was aber noch wichtiger ist, ist die Versorgung mit Erdgas. Seit Juni wird russisches Gas nur in gedrosseltem Umfang nach Deutschland geliefert, wodurch das Risiko einer Gasmangellage vor allem im Winter nicht ausgeschlossen werden kann. Daimler Truck ist dennoch zuversichtlich. So schrieb der Konzern in seiner Q2-Pressemitteilung, dass man keine Produktionsausfälle aufgrund der Verfügbarkeit von Gas erwarte.
Im aktuellen Risikobericht des Unternehmens aber formulierte man das Ganze deutlich vorsichtiger. Dort heißt es, dass die drohende Gasmangellage unmittelbar die Produktion von Daimler Truck an deutschen Standorten negativ beeinflussen oder Störungen in der Lieferkette verursachen könnte. Der Konzern kann also das Gas-Risiko nicht ganz von der Hand weisen.
Mein Fazit für Sie
Inmitten der vielen Krisen veröffentlichte Daimler Truck für das zweite Quartal starke Zahlen, die teils deutlich über den Erwartungen der Analysten lagen. Vor allem die gute Profitabilität dürfte an der Börse auf Gegenliebe stoßen.
Trotzdem ist der Konzern nicht immun gegen die äußeren Störfaktoren. Die Unsicherheiten bleiben also bestehen. Die Aktie des LKW-Bauers dürfte kurz- bis mittelfristig kaum aus dem Sog der Krisen entkommen können.
Langfristig hingegen ergibt sich für Daimler Truck eine starke Perspektive, auch weil das Unternehmen auf Zukunftskurs ist. So forcieren die Stuttgarter sowohl batterieelektrische Trucks als auch solche, die mit Brennstoffzellen angetrieben werden. Jene Zweigleisigkeit verschafft dem Unternehmen und der Aktie langfristige Sicherheit.
Die Analysten sind derweil optimistisch. So beließ die kanadische Bank RBC die Einstufung für Daimler Truck nach den Q2-Zahlen auf „Outperform“. Das Investmentinstitut rechnet also damit, dass die Aktie eine überdurchschnittliche Entwicklung hinlegen wird. Die RBC beließ das Kursziel übrigens bei 52 Euro. Das wäre in etwa eine Verdopplung im Vergleich zum Kursniveau von Donnerstag (Stand: 11.08.2022, 10:00 Uhr).
Mit etwas Geduld können Sie also mit der Daimler Truck-Aktie durchaus saftige Renditen einfahren.