Warum es bei Gerresheimer trotz Krisen Gewinne regnet!
Ohne Frage: Die aktuellen Krisen stellen die Wirtschaft vor große Herausforderungen. Es gibt aber einige Unternehmen, an denen prallt der Gegenwind offenbar ab. Dazu gehört der Verpackungsspezialist Gerresheimer.
Vor wenigen Tagen hat der MDax-Konzern seine neusten Quartalszahlen präsentiert. Kurzum: Der Wachstumskurs der Düsseldorfer bleibt demnach intakt.
Neue Zahlen: Gerresheimer steigert Umsatz und Gewinn
Gerresheimer konnte in seinem dritten Geschäftsquartal 2022 (per Ende August) den Umsatz organisch um satte 17,4 Prozent auf 473 Millionen Euro steigern. Doch nicht nur das: Das Unternehmen schaffte auch beim Ergebnis einen deutlichen Sprung nach vorne.
So verbesserte sich das bereinigte Betriebsergebnis EBITDA um 13,3 Prozent auf 90,5 Millionen Euro. Der bereinigte Konzerngewinn stieg gar um 20 Prozent auf 37,9 Millionen Euro. Bei sämtlichen hier aufgeführten Kennzahlen lag Gerresheimer über dem Konsens der Analysten.
Der Verpackungsspezialist
Bevor wir uns die Gründe für die beachtliche Krisenresistenz der Düsseldorfer anschauen, zunächst ein paar Worte zum Produktportfolio. Gerresheimer bietet für die Pharma-, Lebensmittel- und Kosmetikbranche Primärverpackungen aus Glas und Kunststoffen.
Der Pharmaindustrie liefert man unter anderem Spritzen, Fläschchen, Mikropumpen, Inhalatoren, Karpulen und Ampullen. Dabei kooperiert Gerresheimer sehr eng mit seinen Kunden. Von der Planung und Entwicklung über die Herstellung und Montage bis hin zur Veredlung der Verpackungen sind die Düsseldorfer tätig. Der Konzern spielt damit eine wichtige Rolle, damit Patienten mit Medikamenten versorgt werden können.
Neben dem Gesundheitsbereich produziert Gerresheimer auch Glasflaschen unter anderem für Getränke, Öle, Soßen und Babynahrung sowie Fläschchen für Parfums und nicht zuletzt Kunststoffverpackungen für Körperpflegeprodukte.
3 Gründe, warum Gerresheimer seinen Profit verbessern konnte
Nun müsste man meinen, dass die Herstellung dieser Produkte sehr energieintensiv ist. Und tatsächlich: Gerade Glas verschlingt in der Produktion große Mengen an Erdgas.
Aber warum konnte Gerresheimer trotz der hohen Gaspreise seinen Profit im dritten Geschäftsquartal sogar verbessern? Das hat vor allem drei Gründe.
Erstens: Gerresheimer hat weit vor dem Ukraine-Krieg langfristige Lieferverträge beim Gas ausgehandelt – zu einem damals wesentlich erschwinglicheren Preis. Davon profitiert das Unternehmen nun.
Zweitens: Der Konzern produziert nicht nur in Deutschland und Europa, wo die Gaspreise besonders hoch sind. So unterhält man auch in den USA, Mexiko, Brasilien, Indien und China Werke. Dort sind die Energiekosten bisweilen deutlich niedriger. Gerresheimer profitiert also auch von seiner internationalen Stellung.
Drittens: Die Nachfrage blieb im Berichtszeitraum sehr hoch – vor allem aus der Pharmabranche. Die Düsseldorfer können deshalb ihre Produkte deutlich teurer anbieten. Dafür spricht, dass die Umsatzkosten im dritten Geschäftsquartal zwar zulegten, der Profit unterm Strich aber auch.
Düsseldorfer sehen sich als systemrelevant
Kein Wunder also, dass Gerresheimer auch für das gesamte Fiskaljahr Zuwächse beim Ergebnis erwartet. Mittelfristig soll die EBITDA-Marge, die angibt, wie viel Betriebsgewinn vom Umsatz hängen bleibt, gar auf 23 bis 25 Prozent steigen. Zum Vergleich: Zuletzt lag die Marge bei 19,1 Prozent.
Natürlich dürfte man nun von dem kommenden Gaspreisdeckel in Deutschland profitieren. Die Preise sind aber nur die eine Seite, die Verfügbarkeit des Rohstoffs die andere. Sollte Gerresheimer vor allem in Deutschland im Herbst und Winter das Gas ausgehen, würde das erhebliche Belastungen mit sich bringen. Hier sehen sich die Düsseldorfer aber geschützt.
Denn: Das Management wies in den letzten Monaten immer wieder darauf hin, dass man systemrelevant sei. So seien vor allem die Medikamentenverpackungen unerlässlich für die Gesellschaft. Gerresheimer rechnet deshalb damit, dass der Staat das Unternehmen bei einer Mangellage bevorzugen würde.
Mein Fazit für Sie
Gerresheimer hat es geschafft, im dritten Geschäftsquartal die Krisen abzufedern. Der Konzern zeigte sich sehr robust. Der Aktienkurs allerdings spricht eine andere Sprache. Zwischen Anfang Januar und Mitte Oktober verlor das Papier rund 37 Prozent an Wert. Und auch unmittelbar nach der Quartalspräsentation sackte die Aktie nach anfänglichen Gewinnen wieder ab (Stand: 13.10.2022, 13:00 Uhr).
Der Kapitalmarkt schien dem Braten also nicht wirklich zu trauen. Das hat natürlich mit der allgemeinen Nervosität an der Börse zu tun. Aber auch die drohende Gasmangellage dürfte viele Anleger nicht gerade dazu ermutigen, in die Aktie zu investieren – trotz der selbst bekundeten Systemrelevanz des Unternehmens.