Warner Bros. Discovery: Große Pläne für die Zukunft
Seit der am 8. April 2022 vollzogenen Fusion der beiden US-Medienkonzern WarnerMedia und Discovery befindet sich das neugebildete Unternehmen Warner Bros. Discovery in einem turbulenten und kostspieligen Restrukturierungsprozess. Das wirkt sich auch auf die letzte Quartalsbilanz aus.
Unternehmenschef Zaslav – Zerstörer oder Erneuerer?
Nach seinem Amtsantritt als Unternehmenschef im Zuge der Fusion hat sich David Zaslav in der Unterhaltungsbranche nicht unbedingt viele Freunde gemacht. Kompromißlose und unpopuläre Entscheidungen wie das komplette Streichen eines bereits fast fertigen Kinofilms („Batgirl“) oder die Ausdünnung des hauseigenen Streamingdienstes HBO Max sorgten für viel Ärger. Vom US-Magazin „Fortune“ wurde Zaslav gar zum am stärksten überbezahlten Unternehmenschef des Jahres 2022 gekürt.
Gleichzeitig muss man anerkennen, dass Zaslav sein Restrukturierungsprogramm für den neuen Konzern – das nun sogar Kosteneinsparungen in Höhe von 4 Milliarden US-Dollar statt der bisher erwarteten 3,5 Milliarden Dollar bringen soll – konsequent durchgezogen hat. Diese Phase hat Zaslav für beendet erklärt, es soll eine Aufbau- und Wachstumsphase folgen.
Umsatz und Verlust verfehlen Erwartungen deutlich
Im am 31. Dezember 2022 beendeten vierten Quartal des Geschäftsjahres 2022 ging der Umsatz von Warner Bros. Discovery gegenüber dem kombinierten Pro forma-Vorjahreswert des damals noch nicht fusionierten Konzerns um 11 Prozent auf 11 Milliarden Dollar zurück. Experten hatten im Schnitt mit mindestens 11,2 Milliarden Dollar gerechnet, doch ein schwächelnder Werbemarkt wirkte sich stärker negativ auf den Umsatz aus als gedacht.
Der operative Gewinn (EBITDA) fiel im Vorjahresvergleich um 5 Prozent auf 2,6 Milliarden Dollar, der Nettoverlust summierte sich im vierten Quartal v.a. wegen Abschreibungen sowie der Restrukturierungskosten auf 2,1 Milliarden Dollar. Damit ergibt sich ein Verlust je Aktie, der mit 0,86 Dollar drei bis vier Mal so hoch ausfällt wie von Branchenanalysten durchschnittlich errechnet. Auf der Habenseite kann dagegen ein unerwartet hoher Free Cash Flow von 2,48 Milliarden Dollar verbucht werden.
Hoffnungsvolles Streaminggeschäft
Zu den positiven Erkenntnissen der Bilanz des Abschlussquartals des Geschäftsjahres 2022 zählt die Entwicklung des Streaminggeschäfts. So konnten im Vergleich zum dritten Quartal 1,1 Millionen zusätzliche Abonnenten für die Streamingdienste HBO Max (in Deutschland noch nicht erhältlich) und Discovery+ gewonnen werden. Zudem schreibt die Direct-to-Consumer-Sparte zwar immer noch einen Verlust in Höhe von 217 Millionen Dollar, ein Jahr zuvor waren es aber noch 728 Millionen Dollar. Der Trend stimmt also und soll durch weitere attraktive Inhalte gefestigt werden.
Große Pläne für die Zukunft
Während Zaslav konjunkturbedingt auf ein weiterhin schwieriges erstes Halbjahr des Geschäftsjahres 2023 einstimmt, geht er von einer deutlichen Verbesserung im zweiten Halbjahr aus. Insgesamt soll das EBITDA um 20 bis 25 Prozent höher ausfallen als im Geschäftsjahr 2022.
Bisher kann Warner Bros. Discovery bereits auf einige echte Hits im noch jungen Jahr verweisen, darunter die enorm populäre HBO-Serie „The Last of Us“. Zudem hat das von Warner Bros. Games vertriebene, auf den „Harry Potter“-Romanen basierende Videospiel „Hogwarts Legacy“ in seinen ersten beiden Verkaufswochen weltweit bereits 850 Millionen Dollar eingespielt und damit einen unternehmensinternen Rekord aufgestellt.
Diese Meldung bekräftigt Zaslavs Vorhaben, künftig besonders auf starke Marken zu setzen. Dafür hat er bereits das populäre DC-Superhelden-Franchise neu ausgerichtet und in die Hände des angesehenen Filmemachers James Gunn und des britischen Produzenten Peter Safran gelegt, die zusammen an einem ambitionierten langjährigen Plan für die in den letzten Jahren schwächelnde Reihe arbeiten.
Außerdem verkündete Zaslav eine umfangreiche Lizenzvereinbarung von Warner Bros. Pictures und New Line Cinema mit der Embracer Group über die Rechte an J.R.R. Tolkiens „Der Herr der Ringe“-Universum. Konkrete Pläne wurden zwar noch nicht verkündet, es wird aber kein Remake von Peter Jacksons beliebter Trilogie geben, sondern es sollen in mehreren Filmen neue Abenteuer mit bekannten Charakteren erzählt werden. Angesichts der überwiegend schwachen Quartalszahlen geht es für die in den letzten zwei Jahren sehr volatile Warner Bros. Discovery-Aktie im deutschen Vormittagshandel um über 4 Prozent nach unten auf etwa 14 Euro.