Walt Disney – Es läuft nicht gut, aber wenigstens besser
Der kalifornische Unterhaltungsriese Walt Disney hat zuletzt etliche Baustellen angehäuft, was dem Aktienkurs nicht gut getan hat. Doch in der neuen Quartalsbilanz gibt es zumindest in einigen Bereichen Anzeichen der Besserung, was die Anleger mit leicht steigenden Kursen honorieren.
Probleme über Probleme
Es sind alles andere als ruhige Zeiten für Disney: Erst Ende 2022 wurde der frühere Unternehmenschef Bob Iger als Ersatz für den letztlich gescheiterten Bob Chapek zurückgeholt. Seitdem konnte er zwar einiges anstoßen und hat im wichtigen Streamingbereich Änderungen umgesetzt, wobei gerade das kostenbedingte Streichen etlicher zu wenig erfolgreicher Inhalte aus dem Sortiment von Disney+ bei vielen Film- und Serienfans gar nicht gut ankam.
Gleichzeitig steht er aber im Mittelpunkt des inzwischen vor Gerichten ausgetragenen Streits mit Floridas Rechtsaußen-Gouverneur Ron DeSantis. Und erst vor einigen Wochen hat sich Iger auch noch mit einigen eher unbedachten Aussagen zum laufenden Streik der Hollywood-Autoren und -Schauspieler selbst zu deren Feindbild gemacht. Läuft es dafür zumindest geschäftlich besser? Teilweise.
Disney Parks bleiben Wachstumstreiber
Im am 1. Juli 2023 abgelaufenen dritten Quartal (Q3) des Geschäftsjahres 2023 gelang es Disney, den Umsatz im Vorjahresvergleich um 3,8 Prozent auf 22,33 Milliarden US-Dollar zu steigern. Branchenanalysten hatten mit im Schnitt 22,5 Milliarden Dollar ein noch etwas besseres Ergebnis erwartet. Einmal mehr geht das Wachstum komplett auf das Konto des Segments Disney Parks, Experiences and Products, in dem der Umsatz um 12,6 Prozent auf 8,33 Milliarden Dollar zulegte.
Vor allem international lief es nach dem Abflauen der COVID-19-Pandemie speziell in Schanghai und Hong Kong erheblich besser als ein Jahr zuvor. So verdoppelte sich der Umsatz im internationalen Bereich beinahe auf 1,53 Milliarden Dollar, während es in den USA lediglich um 4,2 Prozent auf 5,65 Milliarden Dollar nach oben ging.
Preiserhöhungen helfen Streamingumsatz
Im größeren Segment Disney Media and Entertainment Distribution fiel der Umsatz um 0,8 Prozent auf 14,00 Milliarden Dollar. Im Bereich Linear Networks ging es als Folge der anhaltenden Schwäche des Werbemarktes um 6,9 Prozent bergab auf 6,69 Milliarden Dollar. Preiserhöhungen und niedrigere Marketingkosten verhalfen dagegen dem Direct-to-Consumer-Bereich zu einem Plus von 9,2 Prozent auf 5,53 Milliarden Dollar.
Trotz der Kontroverse um das reduzierte Programmangebot erhöhte sich die Anzahl der Disney+-Kunden gegenüber dem Vorjahresquartal leicht von 104,9 auf 105,7 Millionen, von denen 3,3 Millionen auf die noch junge werbegestützte Tarifstufe zugriffen. Auch bei den nur in den USA erhältlichen Streamingdiensten ESPN+ (von 25,3 auf 25,2 Millionen) und Hulu (von 48,2 auf 48,3 Millionen) gab es kaum Veränderungen. Dagegen fiel die Zahl der Abonnenten beim indischen Disney+ Hotstar kräftig um fast ein Viertel auf 40,4 Millionen. Insgesamt hatten die Experten mit etwas mehr Streamingkunden gerechnet.
Kinogeschäft schwächelt
Eine weitgehende Stagnation war mit einem Umsatzminus von 1,4 Prozent auf 2,08 Milliarden Dollar im Bereich Content Sales/Licensing and Other zu verzeichnen. Hier schlug vor allem das Kinogeschäft negativ zu Buche, denn mit Marvels „Guardians of the Galaxy Vol. 3″ gelang nur ein einziger echter Sommerhit, wogegen Hoffnungsträger wie „Arielle, die Meerjungfrau“, „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ oder der Pixar-Animationsfilm „Elemental“ hinter den kommerziellen Erwartungen zurückblieben. Bob Iger selbst bezeichnete das Kino-Abschneiden als „enttäuschend“.
Umstrukturierung führt zu Quartalsverlust
Als Folge einmaliger Kosten und Wertminderungen in Höhe von 2,65 Milliarden Dollar u.a. im Zusammenhang mit den von Disney+ genommenen Programmen sowie gekündigter Verträge mit Drittanbietern verbuchte Disney in Q3 einen Nettoverlust aus fortgeführten Operationen von 460 Millionen Dollar. Im Vorjahresquartal wurde noch ein Gewinn von 1,41 Milliarden Dollar erzielt. Bereinigt fiel der verwässerte Gewinn je Aktie jedoch nur leicht von 1,09 auf 1,03 Dollar und lag damit höher als die von den Analysten im Schnitt errechneten 0,97 Dollar.
Ein Grund dafür ist, dass das Streaminggeschäft seine operativen Verluste deutlicher als gedacht eingrenzen konnte auf „nur“ noch 512 Millionen Dollar. Ein Jahr zuvor lag das Minus mit 1,06 Milliarden Dollar noch mehr als doppelt so hoch, Branchenexperten hatten Disney im Schnitt eine Verringerung auf etwa 775 Millionen Dollar zugetraut. Gewinntreiber bleibt aber weiterhin der Bereich Linear Networks trotz eines Rückgangs des operativen Ergebnisses um 23,5 Prozent auf 1,89 Milliarden Dollar.
Große Pläne, Aktie leicht im Plus
Einen konkreten Jahresausblick gab das Disney-Management nicht ab, hatte jedoch einige wichtige Neuigkeiten zu verkünden. So steigt Disney mit dem Partner PENN Entertainment ins Sportwettengeschäft ein, will bei Disney+ ähnlich wie Konkurrent Netflix gegen das Accountsharing vorgehen und steigert zunächst in den USA kräftig die Preise seiner Streamingdienste. So soll das werbefreie Disney+-Abo ab Oktober 13,99 statt 10,99 Dollar kosten und das werbefreie Hulu-Angebot 17,99 statt 14,99 Dollar. Nachdem die Disney-Aktie den Anlegern in diesem Jahr wenig Freude beschert hat – seit Jahresanfang sank der Kurs um etwa 5 Prozent –, geht es heute im deutschen Mittagsgeschäft leicht um 1 Prozent nach oben auf 80,50 Euro.