Vorsicht: Kommt jetzt wegen Evergrande eine Korrektur?

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Bestimmt haben Sie es schon gehört: Ein chinesischer Immobilienentwickler ist in Schwierigkeiten – und das soll eine Gefahr für die Weltwirtschaft sein?

Auf den ersten Blick wirkt das übertrieben, doch eine Insolvenz von Evergrande könnte einen Dominoeffekt auslösen.

Die chinesische Regierung möchte durch strengere Vorschriften den überhitzten Immobilienmarkt abzukühlen. Das erschwert den Immobilienunternehmen die Refinanzierung. Evergrande ist jetzt so weit, dass es seine Schulden und Zinszahlungen möglicherweise nicht mehr lange bedienen kann.

Evergrande ist ein systemisches Risiko für China

Das Unternehmen ist der zweitgrößte chinesische Immobilienentwickler. Die chinesische Zentralbank stufte es schon 2018 wegen seiner Größe als systemisches Risiko ein. 300 Milliarden US-Dollar Schulden hat der Konzern angehäuft.

Kommt es zu einer Insolvenz, kann das Schockwellen durch die chinesische Wirtschaft schicken: Zunächst müssen viele chinesische Banken Kreditausfälle verbuchen. Vielleicht kommen einzelne Institute dadurch selbst in Schwierigkeiten.

Bei vielen privaten Anlegern kann es zu Zahlungsausfällen kommen

Aber auch private und institutionelle Anleger, die Anleihen von Evergrande halten, müssen wohl Zahlungsausfälle verbuchen.

In China sind Immobilien außerdem ein bedeutsames Anlageinstrument für Privatanleger. Üblicherweise werden sie schon vor dem Bau komplett bezahlt. Das hat den Immobilienboom in China erst möglich gemacht: Bauträger müssen dadurch nicht so stark in Vorleistung gehen wie bei uns, wo meistens nach Baufortschritt bezahlt wird.

Anleger, die in nicht fertige Immobilien investiert haben, könnten in wirtschaftliche Schwierigkeiten kommen, wenn das Gebäude nicht mehr fertiggestellt wird. Außerdem kann das ganze Geschäftsmodell der vorausbezahlten Immobilien ins Wanken kommen, wenn Anleger den Immobilienunternehmen nicht mehr vertrauen.

200.000 Angestellte und viele Zulieferer sind betroffen

Daneben betrifft ein Evergrande-Konkurs auch 200.000 Angestellte, deren Löhne wohl schon zuletzt nicht mehr gezahlt wurden. Und von einem Konzern dieser Größenordnung hängen natürlich auch zahlreiche Zulieferer ab, die ebenfalls in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten können.

Die gute Nachricht: Internationale Banken sind kaum betroffen. Seine Schulden hat Evergrande größtenteils bei chinesischen Banken und Anlegern aufgenommen. Doch eine Abschwächung der Bautätigkeit in China könnte indirekt Auswirkungen auf die westliche Welt haben.

Das chinesische Wachstum kann um 1,4 % bis 4,1 % sinken

Goldman Sachs hat die Situation analysiert und kommt zu 3 unterschiedlichen Szenarien, die zu einem Rückgang des chinesischen BIP-Wachstums zwischen 1,4% und 4,1% führen, je nachdem wir stark sich das Wachstum im Immobiliensektor abschwächt und wie stark die Effekte auf andere Teile der Wirtschaft übergreifen.

Ich erinnere mich noch gut an 2018, als Sorgen um das chinesische Wirtschaftswachstum direkt zum Beginn des Jahres zu einer heftigen Korrektur von mehr als 10 % in den meisten amerikanischen und deutschen Indizes führten. Ein solches Szenario kann ich mir auch in den nächsten Wochen vorstellen.

Seien Sie also in der nächsten Zeit vorsichtig mit Ihren Investments!