Von Euphorie zu Ernüchterung – ganz schnell
Kaum haben die Sommerferien in NRW begonnen, gibt es auch gleich nicht ganz so positive Nachrichten vom Börsenparkett. Nachdem sich der DAX noch am Donnerstag im Glanz eines neuen Allzeithochs sonnte, ist nur wenige Tage später ist von Feierlaune kaum mehr etwas zu spüren. Am Montagmorgen dürfte es deutlich nach unten gehen. Der Rückschlag folgt auf eine spektakuläre Erholungsrally seit Mitte Juni, die dem DAX fast 7 % Plus einbrachte. Auf Jahressicht bleibt es bei beeindruckenden +24 %, doch die jüngsten Zolldrohungen aus Washington bremsen den Optimismus spürbar.
Auch in Übersee kippte die Stimmung:
- Der Dow Jones verlor am Freitag 0,63 %,
- der S&P 500 gab 0,33 % ab,
- und der Nasdaq 100 sank um 0,21 % – trotz vorheriger Rekordmarken.
In Asien ist das Bild gemischt: Während die chinesischen Börsen dank starker Handelsdaten leicht zulegen, drückten Trumps neue Zollpläne die Wall-Street-Futures im asiatischen Handel bereits spürbar ins Minus. Der Straits Times Index in Singapur stieg hingegen leicht – gestützt von erfreulichen BIP-Zahlen.
Unternehmensnachrichten & Einzelaktien
Nvidia bleibt das Maß aller Dinge: Der KI-Vorreiter verteidigt den frisch erklommenen Börsenthron mit einem Plus von 0,5 % und einem Börsenwert von sage und schreibe 4 Billionen US-Dollar.
Amazon profitiert von Analystenlob: Morgan Stanley sieht in der Aktie einen „Top-Favoriten“, hob das Kursziel auf 300 Dollar (mit Fantasie sogar 350) – Ergebnis: +1,2 %.
JPMorgan sorgt für Nervosität in der Fintech-Branche: Medienberichte über neue Gebühren für Kundendatenzugang drücken Aktien wie Visa, Mastercard und PayPal um bis zu 5,7 %.
BASF enttäuscht mit gesenkter Jahresprognose: Das operative Ergebnis im Q2 schrumpfte auf 1,77 Mrd. Euro, der Umsatz sank leicht, und der Gewinn fiel auf nur noch 80 Mio. Euro. Analysten hatten deutlich mehr erwartet. Die Aktie dürfte heute unter Druck stehen.
Drägerwerk dagegen bleibt trotz Gewinnrückgang zuversichtlich: Der Auftragseingang legte deutlich zu (+10,5 %), das Management hält an seiner Jahresprognose fest.
US Foods und Performance Food stehen im Fokus der Fusionsfantasien. Beide Aktien in Bewegung – +4,8 % bzw. +0,4 %.
Politischer Einfluss: Die Rückkehr der Zollkeule
US-Präsident Donald Trump sorgt erneut für Unruhe. Nachdem er Kanada bereits mit 35 % Zoll belegt hatte, verkündete er am Wochenende überraschend neue Zölle gegen die EU – satte 30 % ab dem 1. August, teils auch differenziert nach Branchen. Die Märkte zeigen sich geschockt, denn eine Einigung im Handelskonflikt galt eigentlich als greifbar. Die EU bleibt zunächst ruhig und verzichtet auf unmittelbare Gegenzölle – ein Zeichen strategischer Geduld?
Auch Mexiko, Japan und andere Handelspartner wurden mit Strafzöllen bedacht. Vor allem der DAX leidet – die exportorientierte deutsche Wirtschaft reagiert empfindlich. Marktbeobachter erwarten angesichts der Eskalation kurzfristig weiter erhöhte Volatilität.
Fazit:
Die Rekordlaune ist vorbei – zumindest vorerst. Die Anleger schalten von „Risk-on“ auf „Vorsicht“. Zugleich beginnt die Berichtssaison – möglicherweise ein Stimmungsretter, wenn die Zahlen überzeugen. Bis dahin gilt: Sicherheitsgurt anlegen – Turbulenzen voraus!