VF Corporation – schlecht gekleidet?

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Die Aktie des US-Bekleidungsunternehmens VF Corporation wurde seit Jahresbeginn reichlich gerupft. Hohe Inflation und Rezessionsängste schrecken offenbar immer mehr Käufer ab.

Mehr als 120 Jahre alt

Nach eigenen Angaben ist das Unternehmen eine der weltweit größten Bekleidungsfirmen sowie Marktführer bei Arbeitskleidung, Rucksäcken und Wäsche. VF Corp. wurde im Jahr 1899 gegründet, der Verwaltungssitz liegt in Denver (US-Start Colorado). Auch in Deutschland bekannte Marken sind Timberland, North Face, Eastpak, Vans sowie Napapijri.

Prognose spürbar gesenkt

Herb enttäuscht wurden Investoren, die auf eine Trendwende und damit höhere Aktienkurse gehofft hatten, vor wenigen Tagen. Denn Ende September kassierte der Vorstand die vormalige Prognose für das laufende Geschäftsjahr.

Erwartet wird nunmehr ein Umsatzwachstum von 5 von 6 Prozent – nach 7 Prozent Umsatzplus, die noch bei Vorlage der Zahlen für das erste Quartal genannt wurden. Wäre dies noch zu verkraften, so war die Prognose des Vorstands zum Gewinn je Aktie tatsächlich ein Schock. Dieser soll nur noch 2,60 bis 2,70 US-Dollar betragen. Das ist im Vergleich zur Einschätzung vom Frühjahr, die einen Gewinn je Aktie zwischen 3,05 und 3,15 US-Dollar nannte, ein ordentlicher Schluck aus der Pulle.

Ganz und gar nicht tröstlich waren die zum gleichen Anlass geäußerten Wachstumspläne in den kommenden fünf Jahren. Bis zum Jahr 2027 sollen die Umsatzerlöse durchschnittlich im mittleren bis höheren einstelligen Prozentbereich wachsen. Dieses Plus ist um einiges höher als jene 5 Prozent Umsatzwachstum im Schnitt seit dem Jahr 2020, als die Pandemie ausbrach. Aber: In den drei Jahren zuvor, also bis einschließlich des Geschäftsjahres 2019, legten die Umsatzerlöse um satte 15 Prozent zu.

Was bedeutet das für die VF Corp. Aktie?

Der Kursverlauf der VF Corporation Aktie seit Ende des Jahres 2019 ist eine Tragödie, um nicht zu sagen: Katastrophe. Damals notierten die Anteilsscheine auf ihrem historischen Hoch bei umgerechnet rund 90 Euro. Vermutlich Pandemie-bedingt stürzte die Aktie in den Monaten danach bis auf rund 50 Euro ab, um sich in der Folge – hauptsächlich aufgrund der Corona-Lockerungen – auf knapp 80 Euro zu erholen.

Mittlerweile kosten die Papiere umgerechnet gut 31 Euro, sind also nach der Zwischenerholung nochmals in den Orkus gestürzt. Historisch hohe Inflationsraten, Rezessionsängste sowie spürbar höhere Energiekosten schrecken Verbraucher zunehmend vom Shoppen ab.

Scheinbar ist die Aktie momentan so preiswert wie lange nicht mehr. So schätzt der Analysten-Konsens für das Geschäftsjahr 2021/2022 ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 9, für das kommende Geschäftsjahr von gut 10. Die Schätzungen wurden, so scheint es jedenfalls, noch nicht alle angepasst.

Meine Meinung: Greife nie in ein fallendes Messer, auch wenn es zwischenzeitliche Kurserholung gibt. Die Aktie von VF Corp. befindet sich in einem intakten Abwärtstrend. Und momentan deutet kaum etwas darauf hin, dass sich die Verbraucherstimmung nachhaltig bessern wird. Im Gegenteil. Die US‑Notenbank wird weiter an der Zinsschraube drehen, die USA schliddern in eine zumindest sanfte Rezession bei bis auf weiteres anhaltend hohen Inflationsraten. Momentan erschließt sich mir nicht, woher die Kursfantasie für die Aktie kommen soll.