The Trade Desk – kauf mich!

The Trade Desk – kauf mich!
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The Trade Desk ist spezialisiert auf Onlinewerbung und verdient damit prächtig. Nach den jüngsten Quartalszahlen sprang der Aktienkurs deutlich nach oben. Wird die Luft jetzt dünner?

Zielgerichtete Werbung

Das Unternehmen wurde im Jahr 2009 von Jeff Green und Dave Pickles gegründet. Nach wie vor steuern die beiden vom Hauptsitz in Ventura (US-Staat Kalifornien) aus die weltweit rund 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Nach eigenen Angaben bietet das Unternehmen eine weltumspannende IT‑Plattform, über die insbesondere Firmen Werbeplätze überall und nirgends einkaufen können – vier Display, TV, Video, Social Media und was es sonst noch alles gibt.

Im März des Jahres 2015 ging The Trade Desk (WKN: A2ARCV) an die Börse und ist seitdem an der Nasdaq notiert. Die Aktie hat in den vergangenen Jahren fulminant zugelegt, um dann Ende 2021 rasant abzustürzen. Nach den Zahlen für das zweite Quartal des laufenden Geschäftsjahres hat die Aufholjagd begonnen.

Starkes Umsatzplus in Q2

Da dachten viele, wir hätten Corona halbwegs im Griff, begann mit dem Ukraine-Krieg prompt der nächste Schlamassel, dessen Auswirkungen möglicherweise noch bedrohlicher für die Welt sind. Das Gerangel zwischen der Volksrepublik China und Taiwan lädt auch nicht unbedingt zum Entspannen ein.

In der Folge haben viele Unternehmen ihre Investitionen beschnitten, die Budgets der Werbewirtschaft schrumpften bereits im zweiten Quartal des laufenden Jahres zusammen. Umso erstaunlicher, dass The Trade Desk den Umsatz deutlich steigern konnte.

So stiegen die Umsatzerlöse in Q2 um satte 35 Prozent auf 377 Millionen US‑Dollar, was angesichts der Umstände mehr als nur gut ist. Auf GAAP-Basis schrieb die Firma einen Verlust von 19 Millionen Dollar, Non-GAAP sprangen 99 Millionen US-Dollar Profit heraus, je Aktie umgerechnet 0,20 Dollar. Dieses Ergebnis stimmte haargenau mit dem Analysten-Konsens überein.

Ausblick auf das dritte Quartal

Im dritten Quartal sollen die Umsatzerlöse auf 385 Millionen US-Dollar steigen, so die Ankündigung des Vorstands, das bereinigte EBITDA auf 140 Millionen Dollar. Vielleicht springt am Ende sogar ein Ticken mehr heraus. Denn nach Unternehmensangaben konnten Disney und Amazon Web Services neu als Kunden gewonnen werden. Mit Spannung werden Details zum dritten Quartal Ende September/Anfang November 2022 erwartet.

Wie geht’s weiter mit der Aktie

Der Aktienkurs erreichte im vergangenen November sein historisches Hoch, um danach wie ein Stein abzustürzen. Nach den jüngsten Quartalszahlen ging’s steil wieder aufwärts. Die Aktie ist also nichts für schwache Nerven, und auch stärkere Nerven reichen bisweilen wohl nicht aus.

Die Bewertung – gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) – scheint fernab von Gut und Böse. Der Analysten-Konsens nennt für das laufende Geschäftsjahr ein üppiges KGV von rund 700, für das Geschäftsjahr 2023 von 150. Billig ist anders, preiswert ist anders. Fair? Das wird sich zeigen.

Auf der anderen Seite: Sollte das Unternehmen seine hohen Wachstumsraten beibehalten können, mit entsprechenden Gewinnen wohlgemerkt, dürfte sich das KGV allmählich normalisieren und zweistellig werden. Wie gesagt, wer jetzt einsteigt, sollte Nerven wie Drahtseile haben.

Übrigens, unter charttechnischen Gesichtspunkten sollten Anleger den Bereich um 59 US-Dollar und zwischen 54 und 56 US-Dollar unbedingt im Auge behalten. Wird die dort verlaufende Unterstützung nach unten durchstoßen, ist der Weg frei für deutlich tiefere Aktienkurse. Der Dip könnte durchaus bis in den Bereich von rund 40 US-Dollar führen.