Tesla-Werk in Grünheide offiziell eröffnet

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Es ist soweit: Nicht einmal zweieinhalb Jahre nach der ersten offiziellen Ankündigung wurde am Dienstag das Tesla-Werk in Grünheide nahe Berlin eingeweiht.

Es handelt sich um den ersten Produktionsstandort des US-Elektroautobauers in Europa. Vorerst sollen 1.000 Fahrzeuge pro Woche von Band laufen, perspektivisch werden 500.000 pro Jahr angepeilt. Ein gigantisches Infrastrukturprojekt also, das zigtausende direkte und indirekte neue Arbeitsplätze schaffen dürfte.

Osten punktet mit Erneuerbaren

Dass ausgerechnet ein Ort in Ostdeutschland den Zuschlag erhalten hat, wird von Seiten der Politik besonders gefeiert. Es handelt sich immerhin um die größte Industrieinvestition eines ausländischen Unternehmens seit der Wiedervereinigung.

Brandenburg hat geschickt geworben mit seiner Nähe zur Hauptstadt, aber auch mit spezifisch ostdeutschen Vorzügen. So sind die neuen Bundesländer deutlich weiter als der Westen, wenn es etwa um den Ausbau und die flächendeckende Versorgung mit erneuerbaren Energien geht. Dieser Aspekt ist Tesla bekanntlich sehr wichtig: Das neue Werk wird zu 100 Prozent durch Energie aus erneuerbaren Quellen betrieben. Angesichts der Nachhaltigkeitsstrategien, die sich so gut wie alle größeren Unternehmen inzwischen verordnet haben, könnte die Anbindung an erneuerbare Energien künftig ein entscheidender Standortfaktor werden.

Ostdeutsches Wirtschaftswunder dank Musk-Milliarden?

Teslas erfolgreiche Ansiedelung könnte zudem auch Signalwirkung für andere internationale Konzerne haben. Erst kürzlich hatte auch US-Chiphersteller Intel angekündigt, einen neuen Produktionsstandort in Ostdeutschland hochzuziehen, genauer gesagt in Magdeburg, der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts.

Bringt Multimilliardär Musk nun also ein ostdeutsches Wirtschaftswunder ins Rollen? Zumindest in der Politik hofft man auf entsprechende Effekte. So haben sich denn auch am Dienstag zu den Eröffnungsfeierlichkeiten etliche namhafte Vertreter versammelt: Neben Tesla-Chef Musk, der die ersten Fahrzeuge Made in Grünheide persönlich an die neuen Besitzer übergab, waren auch Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck anwesend.

Die somit gleich doppelte Präsenz der Bundesregierung unterstreicht die Bedeutung des Projekts. Allen Kritikern, Umweltschützern und Wasserschutzaktivisten zum Trotz zeigte sich auch Habeck – immerhin von den Grünen – erfreut über Teslas neue Gigafactory. Signalwirkung erhofft man sich außerdem von dem rasanten Tempo, in dem dieses Projekt realisiert wurde.

Deutsche Behörden müssen schneller werden

Allerdings sollte man sich keiner Illusion hingeben: Dass es mit Aufbau und Inbetriebnahme so überraschend schnell ging, liegt vor allem an der Risikobereitschaft des Elon Musk. Auch ohne endgültige Baugenehmigungen entschied sich der Tesla-Gründer, mit den Arbeiten auf dem Gelände umgehend zu beginnen – auf eigenes Risiko. Erst Anfang März erteilten die zuständigen deutschen Behörden die endgültigen Genehmigungen. Da hatte Tesla bereits 6 Milliarden Dollar investiert. Ein Rückbau bei fehlender Genehmigung hätte weitere Milliardensummen verschlungen – und die Region wohl auf Jahrzehnte hinaus beschädigt.

So aber können beide Seiten nun eine Erfolgsgeschichte erzählen. Musk hat gezeigt, was möglich ist, wenn man ein gewisses unternehmerisches Risiko einzugehen bereit ist – und über die entsprechenden Milliarden verfügt. Dann kann sogar in Deutschland, das bekannt ist für seine schleppende Bürokratie, innerhalb von 30 Monaten ein kompletter Fabrikkomplex entstehen.

Am benachbarten Hauptstadtflughafen BER wurde womöglich ein Tränchen verdrückt.