Tesla kommt!

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Was für ein Paukenschlag! Am Rande einer Preisverleihung verkündet Tesla-Chef Elon Musk ganz nebenbei, dass seine Firma sich für einen Standort für die vierte sogenannte Giga Factory entschieden hat – Tesla kommt nach Deutschland.

Genauer gesagt: nach Brandenburg.  In unmittelbarer Nähe zum nach wie vor nicht fertiggestellten Flughafen BER, mit guter Autobahnanbindung und unweit der Hauptstadt Berlin will Tesla in den kommenden Jahren ein riesiges Fabrikgelände auf die brachliegenden Industrieflächen bauen.

Da Brandenburg als strukturschwache Region gilt, kann Tesla dabei von öffentlichen Subventionen profitieren. Schon geistert eine Zahl von 10.000 Arbeitsplätzen durch die Medien, die durch die neue Giga Factory angeblich entstehen sollen. Geplanter Eröffnungstermin: 2021.

Mit Vorsicht zu genießen

Nun ist aber Musk eben Musk, und wer seine Versprechen der Vergangenheit mit den tatsächlich erreichten Zahlen vergleicht, merkt schnell, dass der Visionär seine selbstgesteckten ambitionierten Ziele nur allzu selten erreicht, zumal im angepeilten Zeitraum.

Realistischer erscheint eine Inbetriebnahme des neuen Standorts 2022 oder noch etwas später. Und auch an den 10.000 neuen Arbeitsplätzen bestehen berechtigte Zweifel, immerhin ist gerade Tesla bekannt für eine starke Automatisierung der Produktion.

Profitiert (Ost)Deutschland vom Telsa-Effekt?

Die geplante Giga Factory wird die vierte ihrer Art. Zwei stehen bereits in Nevada, der Wüste ganz im Westen der USA, sowie am östlichen Ende der Vereinigten Staaten; eine dritte existiert in Shanghai. Grünheide wird künftig in einem Atemzug mit diesen Standorten genannt. Dies könnte, so die Hoffnung in Berlin und Brandenburg, die Aufmerksamkeit weiterer internationaler Player auf den Standort Deutschland lenken und weitere Investitionen nach sich ziehen.

Bislang gilt Deutschland in der globalisierten Welt als zunehmend unattraktiver Standort. Zwar genießen die hier ausgebildeten Fachkräfte und Ingenieure nach wie vor einen weltweit guten Ruf. Doch die hohen Personalkosten sowie staatliche Auflagen schrecken viele Firmen ab. Selbst deutsche Unternehmen verlagern ihre Produktionsstätten zunehmend ins Ausland, wo die Herstellung dank geringerer Lohnkosten günstiger realisiert werden kann.

Bewusste Standortentscheidung

Musk geht mit Tesla nun den umgekehrten Weg und siedelt sich ganz bewusst in Deutschland an. Er begründete dies nicht zuletzt mit seiner Bewunderung für die deutsche Ingenieurskunst und die hiesige starke Automobilindustrie. So gibt es in Deutschland dank der großen Player BMW, Daimler und Volkswagen auch etliche Zulieferfirmen, die Komponenten und Bauteile für die Autobauer fertigen. Hier dürfte Tesla von den kürzeren Wegen profitieren, denn auch das E-Auto benötigt das Know-how der Zulieferer.

Gebaut werden soll in Grünheide übrigens unter anderem ein Tesla-SUV – also ausgerechnet ein Modell, das gerade in Deutschland boomt. Die Chancen stehen zudem gut, dass Grünheide zum zentralen Europa-Standort von Tesla wird. 30 Jahre nach dem Mauerfall entsteht hier nun eine wirkliche Zukunftsperspektive.