Tesla Aktie im freien Fall – Konkurrent holt auf

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Tage des Stillstands in Grünheide: Nach einem mutmaßlichen Anschlag aus dem linken Spektrum auf einen Strommast stehen die Bänder in Europas Tesla-Fabrik nahe Berlin vorerst still. Voraussichtlich bis Ende der Woche liegt die Produktion auf Eis.

Nach Brandanschlag auf Stromversorgung: Tesla setzt Produktion in Grünheide aus

Die Bundesanwaltschaft hat nach dem Brandanschlag auf die Stromversorgung, der auch zigtausende Anwohner in der Region in den Blackout schickte, Ermittlungen aufgenommen und die Sicherheitsvorkehrungen an dem betreffenden Gelände verstärkt. Zugleich dämpften die Ermittler allzu große Erwartungen: Einen hundertprozentigen Rund-um-die-Uhr-Schutz könne es für Strommasten grundsätzlich nicht geben. Welche Konsequenzen sich aus dem Zwischenfall konkret ergeben werden, bleibt daher abzuwarten.

Für Tesla reiht sich die Nachricht ein in eine ganze Riege von Negativschlagzeilen. Seit Wochen geht es bergab, und das nicht nur für die Aktie: Mehr als ein Viertel an Wertverlust verzeichnet das Papier allein seit Beginn des Jahres. In der vergangenen Woche ging es noch einmal um satte 13 Prozent bergab. Die Verluste durch den mehrtägigen Produktionsausfall im Werk in Grünheide nach dem Stromausfall dürften sich auf einen dreistelligen Millionenbetrag summieren.

Rivale Rivian präsentiert zwei neue SUV-Modelle

Und damit nicht genug: Die Konkurrenz startet parallel gerade richtig durch. Vor wenigen Tagen hat mit Rivian ein anderer Elektroautobauer aus den USA zwei neue Modelle vorgestellt. Mit den kompakteren und erschwinglicheren SUVs will Rivian auch am europäischen Markt Fuß fassen. Teslas SUV ist dagegen auf Europas Straßen voraussichtlich nicht zulassungsfähig, zudem bräuchte es hierzulande für die Bedienung einen Lkw-Führerschein.

Ganz anders nun bei Rivian. Der R2 soll ab dem ersten Halbjahr 2026 auf den Straßen rollen und eine Reichweite von etwa 480 Kilometern schaffen – ein wichtiges Kaufkriterium für Autofahrer jenseits des City-Verkehrs. Der Startpreis wird mit etwa 45.000 Dollar angegeben. Der parallel vorgestellte R3 ist noch etwas kompakter angelegt und soll noch günstiger zu haben sein, nähere Details nannte das Unternehmen hierzu jedoch noch nicht.

Anleger lassen Tesla fallen und kaufen Rivian Aktien

Um die beiden Modelle für den breiteren Markt möglichst schnell und auch in Europa auf den Markt bringen zu können, verschiebt Rivian seine Prioritäten. Der Bau einer neuen Fertigungsstätte im US-Bundesstaat Georgia, der mit 5 Milliarden Dollar beziffert wird, pausiert. Auch an anderer Stelle soll gespart werden.

Anlegern gefällt das: Während die Tesla Aktie weiter ins Bodenlose taumelt, konnten Anteilsscheine von Rivian zuletzt kräftig zulegen. Bis der Rivale tatsächlich zu Tesla aufschließen kann, dürfte es dennoch eine Weile dauern. Die Fertigungs- und Auslieferungszahlen liegen weit hinter dem Branchenprimus zurück. Tesla profitiert hier von seinem jahrelangen Vorsprung. Doch die Parallelen drängen sich auf: Auch Tesla begann einst mit wenigen tausend produzierten Fahrzeugen pro Jahr und schrieb Quartal um Quartal hohe Verluste, ganz ähnlich wie nun Rivian. Doch mittlerweile hat sich Tesla etabliert, seine Verkaufszahlen vervielfacht und den Elektroautomarkt rund um den Globus erobert.

Konkurrenzdruck auch aus Fernost

Doch die Konkurrenz schläft nicht. Neben Rivian aus den USA streben auch mehrere ostasiatische Hersteller auf den Markt, allen voran der chinesische Rivale BYD. Letzterer hat Tesla im Reich der Mitte bereits Marktanteile abgeluchst, dort gingen die Zulassungszahlen für Tesla-Modelle zuletzt spürbar zurück.

Hinzu kommt der umtriebige Tesla-Chef Elon Musk, der regelmäßig für Schlagzeilen jenseits des Unternehmens sorgt, damit aber auch die Aktie immer wieder unter Druck setzt. Sein visionärer Unternehmergeist, der dem Unternehmen zum globalen Aufstieg verhalf, könnte zunehmend zum Problem werden – denn er gilt als unberechenbarer Exzentriker, bei dem Genie und Wahnsinn nah beieinanderliegen.

Linke Anschläge, rechte Wahlerfolge: Muss Deutschland um seinen Ruf als Wirtschaftsstandort fürchten?

Für Deutschland im Allgemeinen und ostdeutsche Standorte im Speziellen ergibt sich nach dem Brandanschlag auf die Stromversorgung in Grünheide noch eine weitere relevante Frage: Wird es gelingen, etwaige Bedenken von internationalen Investoren zu zerstreuen und Deutschland als attraktiven Standort global agierender Unternehmen zu fördern?

Ein Mix aus Wahlerfolgen der AfD, der internationale Fachkräfte abschrecken könnte, und linksextremen Sachbeschädigungen, die millionenschwere Kosten verursachen, klingt jedenfalls erst einmal wenig attraktiv. Und das, obwohl die Bundesregierung sowie die ostdeutschen Länderchefs gerade tatkräftig versuchen, Unternehmen ins Land zu locken. Unter anderem sollen in Magdeburg, Dresden und Leipzig neue Technologiezentren entstehen, Microsoft hat Investitionen in Nordrhein-Westfalen angekündigt.

Es bleibt zu hoffen, dass sich Anschläge auf kritische Infrastrukturen in Zukunft nicht mehren – ganz gleich, ob sie auf ein privatwirtschaftliches Unternehmen oder staatliche Stellen abzielen.