Tesla-Aktie: Absatzrekord in Q1 2022 – doch freuen Sie sich nicht zu früh!

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Noch bis vor wenigen Jahren hatten Kritiker Elon Musk und seine hochtrabenden Visionen verlacht. Heute ist dessen E-Auto-Firma Tesla das Nonplusultra im Stromer-Bereich. Erst vor wenigen Tagen hat das Unternehmen nun seine neusten Absatzzahlen veröffentlicht.

Kurzum: Angesichts der vielen negativen Begleiterscheinungen sind die Zahlen gar nicht mal so schlecht. Doch von Feierstimmung dürfe auch bei Tesla derzeit keine Spur sein.

Zunächst die Zahlen für Sie:  In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres verkaufte Musks E-Autobauer insgesamt 310.048 Fahrzeuge – so viel wie nie zuvor in einem Vierteljahr. Tesla erzielte damit in Q1 2022 den sechsten Auslieferungsrekord in Folge.

Corona-Bremsklotz China: Produktion rückläufig

Doch das war denkbar knapp: Im abgelaufenen Quartal konnte man gerade einmal rund 1.500 Autos mehr verkaufen als im Schlussquartal 2021. Und auch die Produktionszahlen sind nicht gerade berauschend, obwohl man noch im März die gigantische Fabrik in Deutschland (Grünheide, Brandenburg) endlich in Betrieb nehmen konnte.

Laut Tesla konnte man in Q1 2022 insgesamt 305.407 Fahrzeuge vom Band rollen lassen. Das ist ein leichter Rückschritt gegenüber dem Vorquartal. Zwar konnten sich die Kalifornier damit angesichts der vielen äußeren Probleme immer noch recht gut behaupten. Spurlos gehen die Krisen aber auch an Tesla nicht vorüber.

Beispiel Shanghai: Die US-Amerikaner produzieren dort seit gut zwei Jahren Elektroautos im großen Stil. Doch die Corona-Pandemie macht Tesla nun abermals einen Strich durch die Rechnung. Im März musste man die Produktion in der chinesischen Industriestadt vorübergehend pausieren, da die dortigen Behörden einen strikten Lockdown verordnet hatten. Chinas Zero-Covid-Politik ist für Tesla also ein Risikofaktor, der dem Unternehmen auch in den kommenden Wochen und Monaten auf die Füße fallen könnte.

Hohe Rohstoffpreise wegen Ukraine-Krieg: Tesla muss Preise erhöhen

Doch nicht nur das: Auch der Ukraine-Krieg belastet den E-Autopionier. Im Zuge des Krieges haben sich wichtige Rohstoffe massiv verteuert, die für die Herstellung der Stromer essenziell sind.

Darunter das Batteriemetall Nickel. Laut einem Bericht des „Handelsblatts“ sind die Kosten für eine durchschnittliche Nickel-Kobalt-Mangan-Batterie innerhalb von nur einem Jahr um 29 Prozent gestiegen. Bei den von Tesla genutzten Lithium-Eisenphosphat-Akkus liegt das Plus demnach gar bei 41 Prozent.

Für Tesla und dessen Kunden hat das Konsequenzen. Erst vor einigen Wochen hatte der Konzern den Preis für die mittlere Variante und die Performance-Variante des Model 3 um Tausende Euro bzw. Dollar erhöht. Nun drehte man auch bei Einsteigervariante an der Preisspirale. Tesla kündigte kürzlich an, den Preis für jene Model 3-Ausfertigung um 7.000 auf knapp 50.000 Euro zu erhöhen.

Einen expliziten Grund für die Preissteigerung nannten die Kalifornier indes nicht. Experten vermuten aber, dass die teureren Rohstoffe und die Corona-Angst in China dafür verantwortlich sind.

Werden die Kunden da mitgehen?

Dabei wollte Tesla mit dem Model 3 eigentlich den Massenmarkt aufrollen und auch weniger zahlungskräftige Kunden ansprechen. Das hat im letzten Jahr hervorragend funktioniert. Doch 2022 könnte die Erfolgssträhne der Kalifornier zu Ende gehen.

Schauen Sie: Durch die aktuelle Preiserhöhung qualifizieren sich die Model 3-Varianten zum Beispiel in Deutschland nicht mehr für den vollen Umweltbonus. Das heißt: Staatliche Zuschüsse für den Kauf der Stromer fallen geringer aus.

Gepaart mit den ohnehin höheren Autopreisen und der grassierenden Inflation könnte das bei vielen Verbrauchern zu einer Kaufzurückhaltung führen. Diese wiederum könnte die Absatzzahlen von Tesla im laufenden Quartal stark beeinträchtigen. Klar: Im Prinzip leiden derzeit alle Autobauer unter den Folgen des Ukraine-Kriegs. Auch Ford hatte beispielsweise kürzlich die Preise für seine E-Autos kräftig nach oben schrauben müssen.

Tesla-Aktie in Gefahr

Doch Tesla hatte sich zumindest im letzten Jahr stets krisenfest gezeigt. Der Umstand, dass diese Zeiten nun vorbei sein könnten, schwebt wie ein Damoklesschwert über der Aktie. Wollen Sie in Tesla investieren, sollten Sie das unbedingt einkalkulieren.

Ohnehin ist die Aktie nach wie vor recht hoch bewertet – vor allem mit Blick auf den enger werdenden Wettbewerb (Stand: 4. April, 12:00 Uhr). So ziemlich alle etablierten Autobauer wollen massiv in den Elektro-Bereich einsteigen und Tesla wichtige Marktanteile streitig machen. Das könnte angesichts der starken Kundenbindung bei den Traditionsmarken durchaus gelingen.

Immerhin: Tesla konnte im letzten Jahr seinen Gewinn gegenüber 2020 um sagenhafte 665 Prozent steigern. Der Konzern war damit endlich auch auf Jahressicht hochprofitabel. Es bleibt nun abzuwarten, ob die Kunden die Preissteigerungen akzeptieren und dem Konzern weiterhin eine satte Marge bescheren werden. Ein Selbstläufer wird das freilich nicht.