Elon Musk – der untragbare Exzentriker

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Er ist nicht mehr der Reichste: Auf der Reichenliste des Wirtschaftsportals Bloomberg ist Elon Musk auf Rang 2 abgerutscht. Spitzenreiter ist nunmehr die französische Unternehmerfamilie Arnault, zu deren Konzern zahlreiche Luxusmarken wie etwa Louis Vuitton gehören. Die Franzosen kommen demnach auf ein geschätztes Vermögen von 162 Milliarden US-Dollar. Musk bringt es „nur noch“ auf etwa 137 Milliarden US-Dollar.

Musk verbrennt mehr Vermögen als jeder Mensch zuvor

Bloomberg zufolge hat der langjährige Chef des Elektroautobauers Tesla und neuerliche Eigentümer des Kurznachrichtendienstes Twitter damit innerhalb gut eines Jahres ein Vermögen von 200 Milliarden Dollar verbrannt – das ist Rekord. Im November 2021 wurde sein Vermögen noch auf 340 Milliarden Dollar geschätzt. Nie zuvor hat ein Mensch es in so kurzer Zeit geschafft, einen solchen Betrag zu pulverisieren.

Der Grund liegt auf der Hand: Ein beachtlicher Teil seines Vermögens basiert auf Tesla Aktien, und die sind im Verlauf des Jahres 2022 um rund zwei Drittel eingebrochen. Dazu allerdings hat Musk persönlich auch einiges beigetragen.

Im Dauerclinch mit der Börsenaufsicht

Zur Finanzierung seines Twitter-Kaufs – als Privatperson wohlgemerkt – veräußerte er einen beachtlichen Teil seiner Tesla Aktien. Insgesamt warf er Papiere im Wert von rund 40 Milliarden Dollar auf den Markt. Doch das ist längst nicht alles.

Musk gilt als unberechenbarer Exzentriker, der spielerisch mit Milliarden jongliert als wäre es Spielgeld und als würden nicht tausende Existenzen von Mitarbeitern an seinen Entscheidungen hängen. Musk macht, was er will, allen Kritikern zum Trotz. So kommen mitunter unternehmerische Entscheidungen zustande, die zu später Stunde oder unter Einfluss von Alkohol mal eben per Tweet der Welt verkündet werden. Mehrfach geriet Musk deswegen bereits mit der US-Börsenaufsicht FTC aneinander.

Anlegervertrauen verspielt – Aktie bricht ein

Auch 2022 hat der Unternehmer bei Anlegern und Investoren viel Vertrauen verspielt – und das, obwohl es für Tesla eigentlich nicht schlecht läuft. Neue Produktionsstandorte wurden eröffnet, unter anderem im Frühjahr im brandenburgischen Grünheide, die Produktions- und Absatzzahlen gesteigert, das Unternehmen erweist sich als profitabel und schreibt Gewinne mit jedem Fahrzeug, das vom Band rollt. Das war nicht immer so.

Musk hatte das Talent, seine Vision zu verkaufen, Durchhaltevermögen zu zeigen und Tesla zu seinem heutigen Erfolg zu führen. Doch als CEO gilt er zunehmend als untragbar. Angestellte hatten schon immer unter einem als rau verschrienen Betriebsklima zu leiden, inzwischen aber laufen auch immer mehr Investoren Sturm gegen Musk.

Musk reagiert gelassen auf Kritik

Der allerdings lässt jegliche Kritik an sich abperlen – weil er es kann. Es gibt innerhalb seiner Unternehmen schlichtweg keine Instanz, die mächtig genug wäre, ihn zum Rücktritt zu zwingen. Wenn allerdings die Investoren reihenweise abspringen, könnte das den Druck auf Musk erhöhen, zumal wenn nicht nur sein Privatvermögen davon bedroht ist, sondern auch die Existenz seiner Unternehmen.

Umstritten war Musk schon immer. Die Tesla Aktie galt lange Zeit als Fan-Aktie für diejenigen, die seinen Visionen glaubten. Für Investoren der ersten Stunde hat sich das finanzielle Engagement über die Jahre durchaus ausgezahlt. Seit Tesla verlässlich Gewinne erwirtschaftet, ging es auch für die Aktie bergauf – soweit, dass im November 2021 ein Börsenwert von mehr als 1 Billion Dollar auf dem Papier stand. Das war der Zeitpunkt, als auch Musks Vermögen seinen bisherigen Höhepunkt erreichte.

Wie lange dulden Anleger die Twitter-Ablenkung noch?

Die Ablenkung des CEO durch sein neuerliches Twitter-Engagement aber hat Tesla-Anleger nachhaltig abgeschreckt. Da halfen auch seine Beteuerungen nichts, in den kommenden zwei Jahren keine Tesla Aktien verkaufen zu wollen und die Führung von Twitter abzugeben, sobald ein Nachfolger gefunden sei.

Die Twitter-Show des Jahres 2022 hat Musk auf sämtlichen Ebenen geschadet und das Vertrauen in Tesla untergraben. Inwieweit sich diese Entwicklung noch einmal aufhalten und umkehren lässt, bleibt abzuwarten. Einerseits gilt die Tesla Aktie nach dem Absturz als einigermaßen günstig, wenngleich das Unternehmen am Markt immer noch mehr wert ist als BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen zusammen. Andererseits aber ist es fraglich, wie lange die Anleger noch Geduld und Nachsicht walten lassen mit dem unberechenbaren CEO.

Möglicherweise wird erst wieder Ruhe einkehren, wenn sich die Dinge bei Twitter einigermaßen geregelt haben und entsprechende Schlagzeilen Musk nicht mehr vom Tagesgeschäft bei Tesla ablenken.