Teladoc-Aktie: Anleger drücken den Verkaufsknopf

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Hoch gelobt und tief gefallen. Das trifft auf die Teladoc-Aktie zu wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Von 2016 bis zum Hochpunkt der Corona-Krise in 2021 kannte die Aktie kein Halten mehr. Die Papiere explodierten regelrecht von rund 10 auf bis zu 300 Dollar. Doch seither geht es stramm bergab. Die Kombination von deutlich nachlassendem Wachstum gepaart mit hohen Verlusten befeuerten den Abwärtstrend, den auch die gerade vorgelegten Geschäftszahlen nicht bremsen konnten. Im Gegenteil: Die Aktie rutschte in den letzten beiden Handelstagen um ein Viertel in den Keller und notiert mit 15,27 Dollar mittlerweile Lichtjahre (94%) unter dem alten Rekordhoch.

Teladoc Health – Vorreiter bei virtuellen Arztbesuchen

Das US-Unternehmen bietet als Pionier und Marktführer der sogenannten Telemedizin Patienten 24 Stunden am Tag die Möglichkeit medizinischer Beratung durch staatlich zugelassene Ärzte an. Die Beratung durch ein Netzwerk von Tausenden von Ärzten erfolgt vor allem per Videochat vom PC, Tablet oder Smartphone ganz bequem von Zuhause aus. Das ist kostengünstiger, spart jede Menge Zeit und ist garantiert virenfrei. Damit zählte Teladoc zu den größten Profiteuren der Corona-Pandemie sowie der überfälligen Digitalisierung des Gesundheitssektors.

Das Dienstleistungs- und Lösungsportfolio deckt verschiedene medizinische Bedürfnisse ab: von nicht dringenden, einmaligen virtuellen Arzt-Besuchen bei Grippe und Infektionen bis hin zu chronischen, komplizierten Erkrankungen wie Krebs und Herzproblemen.

Im B2B-Bereich arbeitet Teladoc Health mit zahlreichen Kunden aus dem Gesundheitssektor zusammen, um die Dienste über Partner an die Endkunden anzubieten. Zu den Kunden zählen Krankenhäuser und andere Akteure aus dem Gesundheitssystem, Versicherungen und Finanzdienstleister, die mithilfe des Angebots von Teladoc Health ihre Kosten senken können. Über eigene Marken wie BetterHelp und über andere Marken von Partnerschaften werden Patienten direkt adressiert.

Fusion mit Livongo erweitert Produktspektrum

Im Jahr 2020 hat Teladoc das Unternehmen Livongo Health für 18,5 Milliarden Dollar übernommen. Während sich Teladoc mehr auf virtuelle Arztbesuche konzentriert, fokussiert sich Livongo auf die Selbsthilfe für Menschen mit chronischen Krankheiten. Livongo hat eine digitale Gesundheitsplattform für Verbraucher entwickelt: Diese bietet Patienten Lösungen für Diabetes, Bluthochdruck und der Behandlung von Übergewicht an.

Das Kerngeschäft ist das Coaching von Diabetes-Patienten im täglichen Leben. Das Unternehmen stellt den Mitgliedern u.a. vernetzte Blutzucker-Messgeräte zur Verfügung. Die Gesundheitsdaten werden von Livongo in der Cloud gesammelt, mit KI-unterstützen Algorithmen ausgewertet. Patienten bekommen daraufhin Hinweise zum Verhalten im täglichen Leben und zur Verhinderung beziehungsweise bei Bedarf Bekämpfung von akuten Symptomen.

Teladoc mit schwachem Wachstum im Schlussquartal

Im Schlussquartal enttäuschte Teladoc: Der Umsatz kletterte im Jahresvergleich nur um3,6% auf 660,5 Millionen Dollar und verfehlte damit die Konsensschätzung um 10,5 Millionen Dollar. Dabei wurden 85% der Umsätze in den USA erzielt.

Die Einnahmen im Bereich Integrated Care Segment (Virtuelle medizinischer Gesundheitsdienstleistungen) steuerte 384 Millionen Dollar zum Gesamtumsatz bei. Im Segment BetterHelp (in erster Linie aus der Direct-to-Consumer (D2C) Plattform für psychische Gesundheit) wurden 276 Millionen Dollar erwirtschaftet.

Verlust geringer als erwartet

Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen lag mit 114,4 Millionen Dollar über dem Vorjahr (Q4 2022: 94,0 Millionen Dollar). Unter dem Strich stand ein Nettoverlust von 28,8 Millionen Dollar in den Büchern. Je Aktie lag der Verlust entsprechend bei 17 Cent, während die Analysten einen Verlust von 24 Cent je Aktie erwartet hatten.

Mittelfristige Prognose haut Anleger nicht vom Hocker

Das Unternehmen erwartet im Jahr 2024 Kostensenkungen vor Steuern in Höhe von netto etwa 43 Millionen Dollar bzw. 85 Millionen Dollar auf Jahresbasis. Im Gesamtjahr 2024 peilt das Unternehmen einen Umsatz von 2,635 bis 2,735 Milliarden Dollar an. Das bereinigte EBITDA soll derweil bei 350 bis 390 Millionen Dollar liegen.

Auf Sicht der nächsten drei Jahre peilt die Konzernführung ein jährliches Umsatzwachstum im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich an. Gleichzeitig sollen die Margen jährlich um 50 bis 100 Basispunkte ansteigen und ein bereinigtes EBITDA von mindestens 425 Millionen Dollar im Gesamtjahr 2025 erzielt werden.

Den Anlegern scheinen die Perspektiven nicht zu genügen. Auch im gestrigen Nachmittagshandel tendierte die Aktie in einem ansonsten starken Marktumfeld mit einem Kursabschlag von 2,5%.