Proto Labs mit Wachstumsdelle im zweiten Quartal

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Starke Nerven brauchten Anleger weiterhin bei der Aktie des Auftragsfertigers Proto Labs. Nach Vorlage der Zahlen sackte die Aktie am Freitag 3,6% in den Keller. Die Proto Labs-Aktie ging mit 30,63 Dollar aus dem Handel und notiert damit meilenweit unter dem Allzeithoch, dass am 27. Januar 2021 bei 251 Dollar erreicht wurde.

Proto Labs – längst kein Start up mehr

Proto Labs wurde 1999 von Larry Lukis, einem erfolgreichen Unternehmer und Computerfreak, gegründet. Sein Ziel war es, die Herstellung von Prototypen im Spritzguss aus Kunststoff zu revolutionieren. Seine Lösung bestand in der Automation des traditionellen Herstellungsverfahrens durch die Entwicklung komplexer Software, die mit einem Netz aus Fräsmaschinen und Spritzguss-Pressen kommunizierte. Er vernetzte also die Maschinen so, dass sie Daten austauschen konnte. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen: Kunststoff- und Metallteile konnten in einem Bruchteil der zuvor erforderlichen Zeit produziert werden.

In den darauffolgenden zehn Jahren entwickelte das Unternehmen seine Spritzgussmöglichkeiten weiter, führte ein Express-Verfahren für CNC-Bearbeitung ein und eröffneten Produktionsanlagen in Europa und in Japan. 2014 brachten Proto Labs industriegeeignete 3D-Druckdienste auf den Markt, um Produktentwicklern, Designern, Ingenieuren und Konstrukteuren den Weg von ersten Prototypen bis zur Kleinserienherstellung zu erleichtern.

Spezialist für Kleinserienherstellung

Heute hat sich der US-Konzern komplett auf die Annahme von Aufträgen für Prototypen und Kleinserien spezialisiert. Die Aufträge kommen digital rein und werden extrem schnell bearbeitet. Der Kunde erhält automatisiert innerhalb von Minuten einen Kostenvoranschlag für die Fertigung. Nach Auftragsvergabe werden beispielsweise Kunststoff- und Metall-Prototypen innerhalb weniger Tage, zum Teil sogar innerhalb von nur 24 Stunden fertiggestellt. Anstatt dass Kunden Wochen auf einen Prototyp warten müssen, geht es bei Proto Labs blitzschnell.

Quer durch die Branchen genutzt

Entscheidend für den Unternehmenserfolg ist dabei die Software zur Auftragsverarbeitung und die Schnelligkeit der Lieferung. Proto Labs selbst beschäftigt rund 2.700 Mitarbeiter. Dabei bedient das Unternehmen komplett unterschiedliche Industrien. Den adressierbaren Gesamtmarkt schätzt Proto Labs auf über 100 Milliarden Dollar.

Proto Labs im zweiten Quartal mit Umsatzrückgang

Im zweiten Quartal verzeichnete Proto Labs aber eine Wachstumsdelle: Die Umsätze gingen um 3,6% auf 122,3 Millionen Dollar zurück. Damit wurden die Erwartungen der Analysten minimal um 0,82 Millionen Dollar (Quelle: Seeking Alpha) verfehlt.

Dabei wurden rund 79% der Umsätze in den USA erzielt und der Rest in Europa. Das überschaubare Japan-Geschäft wurde indes bereits im vierten Quartal letzten Jahres eingestellt. Die Entwicklung in den einzelnen Regionen war stark unterschiedlich: Während die Umsätze in den USA um 4% schrumpften, legten die Erlöse in Europa um 11% zu.

Der Nettogewinn für das zweite Quartal 2023 betrug 0,33 Dollar pro Aktie. Das lag 11,7% über dem Niveau des Vorjahresquartals und 3 Cent über den Prognosen der Wallstreet-Analysten.

Ein Blick hinter die Kulissen

Proto Labs berichtet über Einnahmen in vier Marktsegmenten: Spritzguss, CNC-Bearbeitung, 3D-Druck und Blech: Der Spritzguss machte rund 40% des Gesamtumsatzes des Unternehmens (48,8 Mio. Dollar) aus, sank aber im Jahresvergleich um 8%. Im Segment CNC-Machining verharrte der währungsbereinigte Umsatz mit 48,1 Mio. Dollar auf dem Vorjahresniveau, während das Segment Blech um 24% auf 3,9 Mio. Dollar zusammenschmolz. Im Zukunftsmarkt mit 3D-Druck kletterten die Erlöse um 6% auf 21 Millionen Dollar. Damit stand der 3D-Druck für rund 17% der Gesamtumsätze.

Fazit: Der gesamte Börsenwert liegt bei rund 770 Millionen Dollar, das Kurs-Gewinn-Verhältnis für dieses Jahr beträgt auf Basis der aktuellen Analystenschätzungen (Quelle: seekingalpha) 26. Vor dem Hintergrund des überschaubaren Wachstums erscheint der Titel damit nicht ausgesprochen günstig. Positiv ist hingegen die Bilanz: Der Konzern ist schuldenfrei und sitzt auf einem Cash-Berg von 102,8 Millionen Dollar.