Philips-Aktie mit Befreiungsschlag

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Ein Blick auf den Aktienkurs des Medizintechnik-Riesen Philips macht den Anlegern wieder Hoffnung. Denn der massive Abwärtstrend, der die Aktie dem Frühjahr 2021 von knapp über 50 Euro bis auf unter 13 Dollar im Herbst 2022 schickte, scheint inzwischen gebrochen. Der millionenfache Rückruf von Beatmungsgeräten und Sammelklagen in den USA scheint von den Investoren ebenso abgehakt wie die Lieferkettenprobleme.

Mit einem umfangreichen Sparprogramm will der Konzern wieder auf Kurs kommen und die Effizienz auf Vordermann bringen. Die Anleger freut es, zumal die gerade präsentierten Geschäftszahlen die Erwartungen übertreffen konnten.

Entsprechend stark wurden die Ergebnisse mit einem Kursgewinn goutiert. Damit setzt sich der Aufwärtstrend der letzten Monate fort. Von den Tiefständen im Herbst hat die Philips-Aktie inzwischen mehr als 50% an Wert zulegen können.

Gesundheitsspezialist aus den Niederlanden

Koninklijke Philips N.V. ist ein weltweit führender Technologie- und Gesundheitskonzern. Das niederländische Unternehmen ist in erster Linie auf Healthcare- und Gesundheitsprodukte ausgerichtet und besetzt marktführende Positionen in den Bereichen Kardiologie, Notfallmedizin und Gesundheitsversorgung.

Die Produktpalette des Unternehmens versorgt Fachkräfte und Patienten in jedem Stadium des Krankheitsverlauf: von der Vorsorge über die Diagnose und Behandlung bis hin zur Patientenüberwachung und dem aktiven Gesundheitsmanagement sowohl stationär als auch im Heimbereich.

Darüber hinaus bietet der Konzern Produkte für Privatpersonen, die sich auf die Bereiche Gesundheit und Wohlbefinden konzentrieren.

Produktrückruf sorgt für Verunsicherung

Im letzten Jahr musste Philips einen folgenschweren Produktrückruf durchführen. Der niederländische Medizintechnikkonzern musste 5,5 Millionen Beatmungsgeräten gegen Atemaussetzer im Schlaf (Apnoe) zurückordern. Der darin verwendete Schaum steht im Verdacht, im Lauf der Zeit giftig zu werden.

Philips arbeitete mit den Regulierungsbehörden zusammen, um den Schallschutzschaum durch ein neues Material zu ersetzen. Die milliardenschweren Kosten im Zusammenhang mit dem Rückruf von Beatmungsgeräten hatten zum Austausch des langjährigen Chefs geführt.

Rückstellungen führen zu Quartalsverlust

Im ersten Quartal 2023 kletterte der Umsatz im Jahresvergleich um 6% auf 4,2 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Analysten hatten nur mit einem Wachstum von etwas mehr als 2% gerechnet. Allerdings belasteten hohe Rückstellungen die Ergebnisse. Zur Beilegung der Sammelklage in den USA wurden 575 Millionen Euro an Rückstellungen gebildet. Für das laufende Sparprogramm mit Tausenden Stellenstreichungen fielen zudem weitere Kosten an. Unter dem Strich lag der Quartalsverlust bei 665 Millionen Euro.

Bereinigtes Ergebnis besser als erwartet

Wenn man allerdings das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (EBITA) heranzieht, so konnten die Niederländer auch hier positiv überraschen: Das EBITA verbesserte sich um fast die Hälfte auf 359 Millionen Euro. Rückenwind gab es vor allem durch eine Entspannung bei den Lieferketten.

Der Auftragseingang ist laut Firmenangaben stabil geblieben, mehr Bestellungen in der Diagnostik und Behandlung haben schwächere Aufträge in der Sparte zur Vernetzung im Gesundheitswesen ausgeglichen.

Sparprogramm wird umgesetzt

Unterdessen trimmt der neue Firmenchef Roy Jakobs das Unternehmen auf Effizienz und zieht das verschärfte Sparprogramm durch. Zusätzlich zu dem bereits im Oktober angekündigten Abbau von rund 4000 Stellen sollen 6000 weitere bis zum Jahr 2025 gestrichen werden. Damit streicht Philips jede achte Stelle. Durch die Umstrukturierung rechnet Philips in den nächsten Jahren mit Einsparungen von einer Milliarde Euro. Eine weitere Milliarde Euro soll durch andere Effizienzmaßnahmen eingespart werden.

Fazit: Die Anleger fassen wieder Mut, was der deutliche Kursanstieg der Aktie zeigt. Allerdings sollten Anleger wissen, dass noch nicht alle Probleme vom Tisch sind. In der ersten Sammelklage ging es um wirtschaftliche Verluste, die Patienten nach eigenen Angaben durch die Nutzung der schadhaften Beatmungsgeräte erlitten haben. Eine weitere Sammelklage wegen der medizinischen Folgen und Klagen einzelner Patienten auf Schadenersatz ist noch anhängig. Die Kosten hierfür könnten signifikant sein. Daneben arbeitet Philips an einer Einigung mit dem US-Justizministerium und der Arzneimittelbehörde FDA.