Pfizer: Der stille Neustart beginnt in China
Manche Entscheidungen werden erst getroffen, wenn der Druck groß genug ist. Für Pfizer war dies der Moment, als die Hoffnung auf den eigenen Adipositas-Kandidaten zerplatzte. Anstatt sich weiterhin auf Experimente mit begrenztem Ertrag einzulassen, sucht der Konzern nun gezielt nach Wachstum – und findet es ausgerechnet bei einem chinesischen Biotech-Unternehmen.
Ein Deal mit Signalwirkung
Pfizer sichert sich mit dem Wirkstoff SSGJ-707 des chinesischen Biotech-Unternehmens 3SBio die volle Kontrolle über eine neuartige Immuntherapie. Das Besondere: Es handelt sich um einen sogenannten PD-1/VEGF-bispezifischen Antikörper, der zwei Angriffspunkte im Tumor gleichzeitig adressiert. Diese Medikamentenklasse gilt in der Onkologie als potenzieller Nachfolger der bekannten PD-1-Inhibitoren wie Keytruda.
Im Februar hatte sich Pfizer noch für eine kleinere Lösung entschieden: eine Partnerschaft mit Summit Therapeutics. Doch dort blieben die Rechte am zentralen Wirkstoff begrenzt. Mit dem neuen Deal vollzieht das Unternehmen nun einen Strategiewechsel – es winken nicht nur höhere Erträge, sondern auch volle Entwicklungsfreiheit. Damit steigt die Chance, künftig eigene Kombitherapien aufzubauen und Vermarktungsvorteile zu sichern.
Was das für Sie als Investoren bedeutet
Noch steckt SSGJ-707 in der Entwicklung. Die bisherigen Daten aus China sind jedoch vielversprechend: Es wurden hohe Ansprechraten bei Lungen- und Darmkrebs beobachtet, sowohl bei der Anwendung als Einzeltherapie als auch in Kombination mit einer Chemotherapie. Auch erste US-Studien stehen in den Startlöchern. Doch wie bei allen Onkologieprojekten bleibt das Risiko hoch, denn Zulassungsstudien kosten Zeit und Geld. Der Deal ist deshalb so clever, weil Pfizer nicht gleich Milliarden auf den Tisch legen muss, sondern sich optionales Wachstum günstig sichert.
Spannend ist, dass die Produktion künftig in den USA stattfinden soll. Das ist ein wichtiger Schritt in einer Zeit, in der Pharmaunternehmen zunehmend unter politischen Druck geraten, ihre Lieferketten in die Heimat zu holen – gerade unter einem möglichen US-Präsidenten Trump.
Fazit
Pfizer macht Tempo bei der Neuausrichtung. Der Schritt zu mehr Eigenständigkeit in der Onkologie ist ein deutliches Signal: Wer wachsen will, muss sich bewegen. Deals wie mit 3SBio zeigen, dass Pfizer dazu bereit ist – strategisch, international und mit kalkulierbarem Risiko. Für Anleger, die auf langfristige Turnaround-Stories setzen, bleibt das Unternehmen damit eine spannende Beobachtung.