Biontech-Impfstoff: Ein Lichtblick im Chaos

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Die Heilsbringer sitzen in Mainz. Als erstes westliches Unternehmen hat Biontech am Montag angekündigt, schon in der kommenden Woche die Zulassung für einen Impfstoff gegen Covid-19 zu beantragen.

Gelingt die beschleunigte Zulassung, die zunächst für den US-Markt und im nächsten Schritt dann für Europa angestrebt wird, könnten erste Impfdosen noch in diesem Jahr ausgeliefert werden. Für das kommende Jahr stellt der Hersteller die Produktion von bis zu 1,3 Milliarden Impfdosen in Aussicht.

Das reicht zwar bei weitem nicht, um die Weltbevölkerung zu immunisieren, doch es ist ein erster Hoffnungsschimmer für eine allmähliche Rückkehr zur Normalität – zumal weitere Pharmakonzerne schon bald nachziehen könnten.

Gute Laune am Parkett

Die Märkte reagierten euphorisch auf die Meldung und legten am Montag zeitweise zweistellig zu. Am Ende ging der Dax knapp 5 Prozent fester aus dem Handel, die Biontech Aktie verteuerte sich kurzzeitig um fast ein Drittel.

Bereits am Morgen herrschte gute Laune am Parkett, nachdem am Wochenende endlich das Ergebnis der US-Präsidentschaftswahl verkündet wurde, das den demokratischen Herausforderer Joe Biden nun deutlich vor Amtsinhaber Donald Trump sieht. Damit kehrt nun wieder etwas mehr Verlässlichkeit und Diplomatie sowie außenpolitisches Fingerspitzengefühl ins Weiße Haus zurück, nach vier Jahren, in denen die Außen-, Wirtschafts- und Handelspolitik der Vereinigten Staaten in erster Linie durch die Launen des Präsidenten geprägt waren.

Die zusätzliche Hoffnung auf einen Corona-Impfstoff und damit eine absehbare Eindämmung der globalen Pandemie beflügelte die Stimmung zusätzlich. Allerdings gaben Skeptiker sogleich zu bedenken, dass es noch eine Weile dauern dürfte, bis so viele Menschen geimpft werden können, dass von einer substanziellen Entspannung der Gesamtlage ausgegangen werden kann. Das Thema wird die Welt also auch im kommenden Jahr weiterhin begleiten und beschäftigen, mögliche Lockdowns nicht ausgeschlossen.

Wer darf zuerst?

Diskussionen dürften zudem darüber entfacht werden, wer zuerst in den Genuss einer Corona-Impfung kommen soll. Neben Risikogruppen sollen Angehörige systemrelevanter und kontaktintensiver Berufe bevorzugt werden, also etwa Pflege- und Krankenhauspersonal, Rettungskräfte oder Polizisten. Auch Lehrkräfte sind im Gespräch.

Doch selbst für diese Gruppen wird der Impfstoff zunächst nicht ausreichen, sodass auch innerhalb dessen wiederum Priorisierungen vorgenommen werden müssen. Erste Richtlinien hat die Impfstrategie der Bundesregierung, die am Montag vorgestellt wurde, bereits skizziert, doch die Details müssen noch ausgefochten werden.

Chaotische Zeiten – auch 2021

Das alles geschieht in einer Zeit, in der ein harter Brexit ebenso droht wie eine holprige Amtsübergabe in Washington und nicht einmal ein Jahr vor der Bundestagswahl, die die Amtszeit Angela Merkels nach rund anderthalb Jahrzehnten beenden wird. Der Bundesfinanzminister Olaf Scholz bewirbt sich um ihre Nachfolge, wahrscheinlicher ist jedoch erneut ein Kanzler aus den Reihen der Union – noch ist allerdings völlig offen, ob dieser dann Friedrich Merz, Norbert Röttgen, Armin Laschet oder Markus Söder heißen wird.

So turbulent das langsam sich dem Ende zuneigende Jahr verlaufen ist, 2021 wird nicht minder spannend.