Warum Nike die Siebenmeilenstiefel erst mal ausziehen muss!

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Die Börse hatte gespannt auf den 29. September geschaut. Denn für diesen Tag kündigte der größte Sportartikelhersteller der Welt aktuellere Zahlen an, denen eine Signalwirkung für die Branche und Wirtschaft als Ganzes nachgesagt wurden.

Und tatsächlich: Die Quartalszahlen von Nike sorgten an der Börse für Turbulenzen. So verloren daraufhin nicht nur die Aktien der direkten Konkurrenten Adidas und Puma an Wert. Auch bei großen US-Konzernen wie Microsoft und Coca-Cola kam es am 29. September zu Abwertungen.

Nike: Konzernumsatz steigt – China-Geschäft rückläufig

Bevor wir uns die Gründe hierzu anzuschauen, für Sie zunächst die wichtigsten Eckpunkte des neuen Nike-Zahlenwerks. Beginnen wir mit den guten Nachrichten: So konnte Nike in seinem ersten Geschäftsquartal 22/23 (per Ende August) seinen Umsatz immerhin um 4 Prozent auf knapp 12,7 Milliarden Dollar steigern.

In den USA legten die Erlöse gar um 13 Prozent auf 5,5 Milliarden Dollar zu. In Europa, dem Mittleren Osten und Afrika blieben die Umsätze mit 3,3 Milliarden Dollar in etwa gleich. In China allerdings krachte die Kennzahl um 16 Prozent auf 1,65 Milliarden Dollar ein.

Das China-Geschäft hatte bereits im Vorquartal deutliche Schwächen offenbart. Beobachter führen das vor allem auf die dortigen Corona-Lockdowns zurück. Diese gingen (und gehen) mit Werksschließungen, Problemen in den Lieferketten und nicht zuletzt mit einer abnehmenden Konsumlaune der Bürger einher.

Heftige Profitdelle wegen hoher Kosten und Rabatte

Doch die Volksrepublik ist wahrlich nicht das einzige Problem von Nike. Vor allem die schwachen Ergebniszahlen sorgten an der Börse für Enttäuschung. So krachte der Nettogewinn im dritten Geschäftsquartal gegenüber dem Vorjahreswert um 22 Prozent auf 1,47 Milliarden Dollar ein.

Kein Wunder, denn Nike wird mit erheblich höheren Kosten konfrontiert – vor allem im Bereich Logistik. Nach Angaben des Konzerns sind die operativen Kosten zwischen Juni und Ende August um 10 Prozent gestiegen. Gleichzeitig, und hier liegt das wirkliche Problem, schossen die Lagerbestände um 44 Prozent auf 9,7 Milliarden Dollar nach oben.

Das heißt: Nike sitzt schlicht auf seinen Produkten. Offenbar schrecken viele Verbraucher derzeit wegen der hohen Lebenshaltungskosten vor Anschaffungen zurück – auch im Modebereich. Um die Lagerbestände abzubauen und trotzdem die Kunden nicht zu vergraulen, muss der US-Konzern saftige Rabatte gewähren. Und das geht zulasten des Profits. Nike jedenfalls kündigte nun an, die Rabattaktion noch zu verschärfen.

Starker Dollar belastet die Nike-Bilanz

Aber es sind nicht nur die hohen Kosten und die Zurückhaltung der Kunden, die auf das Unternehmen drücken. Auch der starke Dollar erweist sich als Belastungsfaktor. Der Grund: Dieser sorgt dafür, dass sich die Auslandseinnahmen nach der Umrechnung in die US-Währung verringern. Ohne diesen negativen Wechselkurseffekt hätte Nike in seinem dritten Geschäftsquartal den Umsatz immerhin um 10 Prozent steigern können.

Jener Dollar-Bremsklotz wurde an der Börse auch als negatives Signal für andere US-Konzerne gewertet, die stark im Ausland aktiv sind – wie eben Microsoft und Coca-Cola.

Mein Fazit für Sie

Was man Nike lassen muss: Sowohl Umsatz als auch Ergebnis lagen über dem Analystenkonsens. Der Börse reichte das trotzdem nicht. Die Aktie fiel am 29. September um rund 3 Prozent (Stand: 30.09.2022, 10:00 Uhr).

Klar, das ist kein großer Kursrutsch. Allerdings hatte die Aktie in den Wochen und Monaten zuvor bereits deutlich abgewertet. Vor allem die immer mehr eingetrübte Perspektive scheint die Anleger zunehmend zu verunsichern. Beobachter erwarten, dass der Profit von Nike im Herbst und Winter weiter unter Druck stehen wird, auch weil man jetzt hohe Rabatte gewähren muss, um das Geschäft am Laufen zu halten.

Ein Problem, das freilich die ganze Modebranche bzw. den Einzelhandel betrifft. So hatte beispielsweise der schwedische Modehändler H&M zuvor ebenfalls einen satten Gewinnrückgang für die Monate Juni bis August bekannt geben müssen. Das Problem: Niemand weiß, wie lange die Belastungen durch die hohen Kosten anhalten werden.

Wollen Sie jetzt in die merklich günstigere Nike-Aktie investieren, sollten Sie also sehr langfristig denken. Früher oder später wird sich das Unternehmen wieder aufraffen, einfach weil dessen Marke rund um den Globus etabliert ist und weil Nike dadurch einen beachtlichen wirtschaftlichen Einfluss genießt. Abschreiben sollte man den „Swoosh“-Konzern jedenfalls nicht.