Netflix – wie geht es beim Oscar-Favoriten nach 50 Prozent Kursverlust weiter?

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Vor ziemlich genau vier Monaten hat der Pionier der Streaming-Dienste mit 609 Euro einen Rekordkurs erklommen. Für eine Netflix-Aktie, die Mitte 2017 noch für weniger als 130 Euro zu haben war, eine höchst beeindruckende Hausse: 370 Prozent in nicht ganz viereinhalb Jahren. Und nun: Heute ist der Kurs auf 303 Euro gefallen, also eine Halbierung in extrem kurzer Zeit.

Netflix hatte zu den ganz großen Gewinnern der Corona-Pandemie gehört. Lockdowns und andere Einschränkungen zwangen viele Menschen dazu, sich zuhause statt auswärts unterhalten zu lassen. Da auch Kinos lange Zeit geschlossen waren, blieb als parktisch einziger Ausweg der Abschluss eines Streaming-Abos bei Netflix.

Und diesen Ausweg haben weltweit immer mehr Menschen genutzt. Die Abozahlen kletterten steil nach oben, und mit ihnen die Gewinne und Gewinnerwartungen von Netflix. 2021 konnte Netflix  das Ergebnis je Aktie um rund 75 Prozent auf 11,55 Dollar steigern.

Der Abo-Schub in der Pandemie ist weitgehend vorbei

Aber seit Mitte 2021 hat die Dynamik stark nachgelassen. Zum einen lag das daran, dass immer mehr andere Freizeitaktivitäten wieder möglich wurden. Zum anderen aber haben viele andere Anbieter erkannt, welche Goldgrube Streaming Dienste sind, sobald eine kritische Masse an Abonnenten erreicht wird.

Amazon Prime, Disney Plus, Apple TV Plus und eine Reihe regionaler Dienste beschneiden die Zuwachsraten von Netflix zunehmend. Negativ auf die Abo-Entwicklung machen sich auch recht happige Preiserhöhungen bemerkbar, die der Streaming-Pionier 2021/2022 auf zahlreichen Märkten durchgesetzt hat.

Kein Wunder, dass Netflix Mitte Januar bereits vor einer nur geringen Zunahme im ersten Quartal warnen musste. Lediglich 2,5 Millionen erwartete neue Abos weltweit nach den 8,3 Millionen im Weihnachtsquartal wirken wie ein Schock – und der Aktienkurs fiel von über 450 Euro auf nunmehr gut 300 Euro.

Oscar-Favorit „The Power oft he Dog“ ist von Netflix

Trotz der deutlichen Verlangsamung bei der Gewinnung neuer Abos sehen allerdings manche Analysten den Kurssturz der vergangenen Monate für übertrieben an. Auch Netflix sieht das laufende Quartal eher als Ausrutscher. Zumal die Abos von der Oscar-Preisverleihung am 27. März profitieren dürfte. Die Eigenproduktion „The Power of the Dog“ ist mit 12 Nominierungen klarer Favorit für diverse Oscars.

Aber langfristig wichtiger ist es natürlich, dass sich die Abodynamik wieder erhöht. Da ist zwar der Durchschnitt der Analysten für 2022 relativ skeptisch. Erwartet wird eine Stagnation der Gewinne. Aber ab 2023 sehen die Experten wieder deutliche Ertragsverbesserungen.

Dazu beitragen soll eine prall gefüllte Pipeline an Serien- und Film-Blockbustern, aber auch, dass Netflix angedeutet hat, künftig billigere Abo-Versionen mit Werbeinhalten anzubieten, wie es Konkurrenten längst vormachen. Die durchschnittliche Einstufung der 37 von der Börse Nasdaq erfassten Analysten beträgt „Strong Buy“.