Netflix-Anleger nach Zahlen und Prognose in Jubelstimmung
Mit einem satten Kursplus von beinahe 16% reagierte die Aktie des Streaming-Pioniers gestern auf die Vorlage der Geschäftszahlen. Die Gründe sind schnell gefunden: Die Ergebnisse übertrafen die Analystenerwartungen und Netflix erzielte das beste Abonnentenwachstum seit vielen Jahren. Zudem heizten geplante Preiserhöhungen die Fantasie der Anleger an.
Netflix: Streaming-Pionier der ersten Stunde
Netflix bietet eine Streamingdienst-Plattform und zählt mit seinem Portfolio an TV-Serien und Filmen zu den weltweit führenden Anbietern auf diesem Gebiet. Das Unternehmen bietet seinen Kunden einen Internet-Aboservice, über den unbegrenzt Fernsehsendungen und Filme online gestreamt werden können. Das Angebot erstreckte sich ursprünglich nur auf den amerikanischen Heimatmarkt, wird jedoch seit 2010 auch in weiteren Ländern und Regionen wie Kanada, Lateinamerika und Europa ausgebaut. In den USA bietet der Konzern außerdem den Verleih von DVDs und Blu-rays und liefert diese per Post nach Hause.
Stärkster Abo-Zuwachs seit vielen Jahren
Die gerade vorgelegten Zahlen waren ein Paukenschlag: Netflix konnte im letzten Quartal weltweit 8,76 Millionen bezahlte Abonnenten gewinnen. Das lag deutlich über den Prognosen der Analysten, die von lediglich 6,2 Millionen Neukunden ausgegangen waren. Das günstigere Abo mit Werbung spielt hier eine wichtige Rolle: In den Ländern, wo es verfügbar ist, entscheiden sich 30% der Neukunden dafür.
In Summe bezogen zum Quartalsende 247,15 Millionen Mitgliedschaften. Das entspricht einem Anstieg um 10,8% im Jahresvergleich und lag 2,74 Millionen Dollar über der Konsensprognose. Mit der Wachstumsdynamik konnten die Zuwachsraten der beiden Vorquartale (+8% in Q2 2023 und +4,9% in Q1 2023) wieder übertroffen werden.
Umsatzwachstum zieht wieder an
Ebenso erfreulich war die höhere Wachstumsdynamik. Im Berichtsquartal gingen 8,54 Milliarden Dollar an Umsatz durch die Bücher des Konzerns. Damit kletterten die Umsätze im Jahresvergleich um 7,8% in die Höhe. Gleichzeitig verbesserte sich die Profitabilität. Die operative Marge stieg auf 22,4%, was einem operativen Betriebsergebnis von 1,91 Milliarden Dollar entspricht.
Netflix will weiter an der Preisschraube drehen
Netflix fühlt sich nach dem erfolgreichen Vorgehen gegen Passwort-Trittbrettfahrer so sicher, dass der Dienst an der Preisschraube drehen möchte. Klassische Preiserhöhungen gibt es in Frankreich, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten. In den USA steigen die Kosten für das Basis-Abonnement von 9,99 Dollar auf 11,99 Dollar und den Premium-Tarif von 19,99 Dollar auf 22,99 Dollar; der Standard-Tarif (15,49 Dollar) bleibt ohne Anpassung.
Ein ähnliches Bild zeigt sich im Vereinigten Königreich, aufgrund der Landeswährung besonders interessant für die übrigen Länder der Eurozone ist wiederum Frankreich. Dort steigt der Preis des Basis-Tarifs von derzeit 7,99 Euro auf 10,99 Euro, während Netflix das Premium-Abo von 17,99 Euro auf 19,99 Euro anhebt.
Management hebt Prognose an
Für das Schlussquartal rechnet das Netflix-Management mit einem Umsatz von 8,7 Milliarden Dollar (+11% vs. Vorjahr). Für das gesamte Geschäftsjahr soll nun ein freier Cash Flow von rund 6,5 Milliarden Dollar erreicht werden und damit 1,5 Milliarden Dollar mehr als bislang erwartet. Zudem sollen die bezahlten Netto-Neuzugänge „ähnlich“ wie im dritten Quartal ausfallen, wobei der weltweite Durchschnittsumsatz pro Mitglied im Vergleich zum Vorjahr „in etwa gleich bleibt“.
Den Anlegern scheinen diese Aussagen zu gefallen, wie der gestrige Kurssprung der Netflix-Aktie klar aufzeigt.