Robinhood strebt ans Parkett

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Eigentlich wollte Robinhood schon im Juni den Schritt ans Parkett wagen, doch das Vorhaben verzögerte sich, unter anderem wegen Überprüfungen des zuletzt stark gewachsenen Kryptogeschäfts der Broker-App.

Milliardenverlust im Auftaktquartal 2021

Nun aber geht es voran: Mit einem am Donnerstag vorgestellten Börsenprospekt treibt Robinhood seinen Börsengang voran, möglicherweise noch im Juli sollen die Aktien unter dem Kürzel „HOOD“ an der US-Technologiebörse Nasdaq gelistet werden.

Mit dem Prospekt bekam die Öffentlichkeit erstmals auch Einblicke in die Geschäftszahlen des unkonventionellen Anbieters für Wertpapierhandel, der vor acht Jahren gegründet wurde: Für das Auftaktquartal 2021 musste Robinhood einen Verlust von 1,4 Milliarden Dollar verbuchen, die Erlöse beliefen sich auf 522 Millionen Dollar.

Robinhood erschließt neue Anlegerzielgruppen

Robinhood hat sich auf die Zielgruppe jüngerer Anleger spezialisiert. Mit einer unkompliziert zu bedienenden Smartphone-App, die zudem gebührenfreie Trades verspricht, will man neue Anlegergruppen erschließen, die sich in der Vergangenheit eher selten ans Börsenparkett verirrt haben.

Kritiker monieren allerdings, die App erinnere eher an einen Glücksspielanbieter – sowohl was die Aufmachung betrifft als auch im Hinblick auf die Verlustrisiken für die Nutzer. Dennoch trifft die App offenbar einen Nerv: Bis Ende März 2021 stieg die Zahl der Nutzerkonten auf 18 Millionen – das entspricht einem Zuwachs von fast 50 Prozent in nur drei Monaten.

Die Nachfrage ist groß

Die Nachfrage ist groß, die Marktlücke auch, wenngleich zunehmend andere Anbieter in die gleiche Richtung streben, beispielsweise der 2015 gegründete deutsche Online-Broker Trade Republic mit Sitz in Berlin.

Robinhood verwaltet mittlerweile Kundengelder in Höhe von mehr als 80 Milliarden Dollar. Im Auftaktquartal 2020 waren es nicht einmal 20 Milliarden Dollar gewesen. Auch diese Entwicklung unterstreicht den Run jüngerer Anleger auf die Broker-Apps, der während der Pandemie noch einmal an Fahrt aufgenommen hat.

Ärger um Gamestop Aktie reißt nicht ab

Schlagzeilen gemacht hatte Robinhood Anfang des Jahres mit dem aufsehenerregenden Gerangel um die Gamestop Aktie: Hedgefonds hatten auf sinkende Kurse der Aktie der Ladenkette für Videospiele gewettet, im Internet organisierten sich jedoch Kleinanleger, die den Kurs der Aktie konzertiert in die Höhe trieben – unter anderem, indem sie das Papier über Plattformen wie Robinhood handelten.

Insgesamt bleibt das Geschäftsmodell den etablierten Aufsichtsbehörden bislang eher suspekt, aber auch Nutzer zeigten sich zuletzt erbost angesichts zeitweiser Handelsbeschränkungen für bestimmte Aktien, darunter auch Gamestop.

Robinhood zahlt Rekordbußgeld an US-Finanzaufsicht

In dieser Woche konnte Robinhood immerhin eine große juristische Hürde aus dem Weg räumen: Das Unternehmen verständigte sich mit der US-Finanzaufsicht Finra auf einen Vergleich und zahlte knapp 70 Millionen Dollar. Davon entfielen 57 Dollar allein auf eine Geldstrafe – die höchste, die die Finra laut eigenen Angaben je verhängt hat.

Bei der Auseinandersetzung ging es unter anderem um den Vorwurf der Irreführung von Kunden, zu lasche Kontrollen bei risikoreichen Optionsgeschäften sowie technische Pannen. Auch zahlreiche Nutzer haben das Unternehmen verklagt, es laufen mehrere Sammelklagen wegen nicht korrekt ausgeführten Trades. Zusätzlichen Ärger hat Robinhood wegen eines Hackerangriffs, bei dem die Angreifer Zugriff auf Nutzerdaten erhielten.

Ob Anleger sich von den laufenden juristischen Auseinandersetzungen abschrecken lassen oder mit Blick auf das erwartete Wachstumspotenzial dennoch bei der Robinhood Aktie zugreifen, könnte sich bereits in wenigen Wochen zeigen.