Edwards Lifesciences: Wachstumsschwäche nur temporär?

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Medizintechnikaktien haben das Krisenjahr 2022 überwiegend gut überstanden. Einige notieren bereits wieder auf neuen Höchstständen. Für die sonst erfolgsverwöhnten Anleger von Edwards Lifesciences läuft es hingegen (noch) nicht wieder rund.

Kurzportrait

Der US-Medizintechnikkonzern Edwards Lifesciences zählt mit einem Jahresumsatz von über 5 Mrd. US-Dollar zu den Marktführen in den Bereichen Herzklappen und Kreislauf-Monitoring. Vor allem bei den lebensrettenden Herzklappen hat der medizinische Fortschritt zuletzt – dank Edwards Lifesciences – einen großen Sprung nach vorn gemacht.

Neue Herzklappe mit überlegenen Eigenschaften  

Edwards Lifesciences hat mit seiner innovativen Herzklappe SAPIEN 3 eine Art „Wunderwaffe“ der Herzmedizin entwickelt. Diese kann dem Patienten mit einem winzigen Schnitt in der Leistengegend („minimal-invasive“-OP-Methode) über einen Katheter eingeführt werden, statt wie bisher mittels Knochensäge den Brustkorb zu öffnen und den Patienten an eine Herz-Lungen-Maschine anzuschließen.

Auf diese Weise können auch sogenannte Hochrisiko-Patienten die lebensrettende Herzklappe erhalten, bei denen eine Operation am offenen Herzen nicht möglich ist.

Das ist aber noch nicht alles: Wie klinische Studien belegen, rettet die SAPIEN 3-Herzklappe nicht nur die Leben der Hochrisikopatienten, sie senkt auch die Wahrscheinlichkeit eines Schlaganfalls. Hinzu kommt: Im Vergleich zu Operationen am offenen Herzen, bei denen die Patienten eine erheblich längere Erholungsphase brauchen, senkt SAPIEN 3 die Therapie- und Krankenhausaufenthaltskosten beträchtlich.

Weniger Wachstum im Jahr 2022

Nachdem Edwards Lifesciences jahrelang Wachstumsraten im zweistelligen Prozentbereich vermelden konnte, fiel das Jahr 2022 diesbezüglich enttäuschend aus. Das Unternehmen schaffte lediglich einen Umsatzzuwachs von 3% auf 5,38 Mrd. US-Dollar. Ohne den negativen Währungseinfluss wären es 8% Zuwachs gewesen, aber auch das kann nicht ganz überzeugen. Beim bereinigten Gewinn gab es immerhin ein Plus von 12% auf 2,48 US-Dollar pro Aktie.

Mit der Vorlage der Jahreszahlen zeigte sich das Management optimistisch, 2023 wieder ein Zahn zulegen zu können. Erwartet wird ein Umsatzwachstum zwischen 9 und 12%.

Aktie kein Schnäppchen  

Von ihrem Höchststand im Herbst 2021 hat die Aktie rund ein Drittel an Wert eingebüßt. Schnäppchenkurse sind dies jedoch nicht. Noch immer wird Edwards Lifesciences mit dem 33-Fachen des für das laufende Jahr erwarteten Gewinns bewertet. Das Umsatzmultiple liegt bei 9.

Beide Werte liegen zwar unter dem Durchschnitt der vergangenen Jahre. Allerdings kann das Unternehmen auch nicht mehr ganz an alte Wachstumsstärke anknüpfen. Der Bewertungsabschlag ist also berechtigt. Damit die Aktie wieder deutlich höher notieren kann, müssen die aktuellen Prognosen möglichst deutlich übertroffen werden.

Gelegenheit dazu gibt es Ende des Monats, wenn Edwards Lifesciences seine Ergebnisse für das erste Quartal vorlegt. Bis dahin halte ich es für ratsam, an der Seitenlinie Platz zu nehmen.