Carnival – Revival der Ü60-Parties

Carnival – Revival der Ü60-Parties
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Der weltgrößte Anbieter von Kreuzfahrten fährt zwar weiterhin in tiefroten Gewässern. Aber im zweiten Quartal des Geschäftsjahrs 2022 ist der Umsatz stark gestiegen, die Buchungen übertrafen die Prognosen bei weitem. Obwohl die Verluste nur wenig abgenommen haben, zieht der Kurs kräftig an.

Gegenwind durch Inflation und Rezessionsangst

Kaum hatte die Corona-Pandemie nachgelassen und die die Lust auf Kreuzfahrten wieder ein wenig geweckt, da trafen Inflation und Rezessionsängste die Kreuzfahrtbranche erneut mit voller Breitseite. Anleger und Analysten hegten deshalb bei Carnival keine allzu großen Erwartungen für das zweite Geschäftsvierteljahr.

Das amerikanisch-britische Unternehmen mit Sitz in Miami hat zwar mit den Zahlen diese Befürchtungen bestätigt. Aber da die Buchungen steil in die Höhe gehen, ist das Management für das Gesamtjahr 2022 optimistischer als es Experten erwartet hatten. Offenbar fassen sich wieder mehr rüstige Rentner ein Herz, um es bei auch für Senioren geeigneten Kreuzfahrten  wieder mal so richtig krachen zu lassen.

Keine richtig guten Zahlen

Die nackten (sic) Tatsachen für das zweite Quartal sehen aber nicht berauschend aus. Zwar ist der Umsatz im Vergleich zum ersten Vierteljahr um rund 50 % auf 2,4 Milliarden Dollar gestiegen – aber die Prognosen hatten 2,8 Milliarden Dollar gesehen. Auch beim Ergebnis sah es mau aus. Mit einem Verlust je Aktie von 1,61 Dollar verfehlte der Konzern die Prognosen von 1,14 Dollar seemeilenweit.

Dennoch waren Anleger und Analysten angetan vom Zahlenwerk und den Ausführungen des Managements. Denn der Ausblick sieht vielversprechend aus. Die Kreuzfahrt-Flotte mit den Marken Carnival Cruises, Aida und Costa ist inzwischen wieder zu 91 % im Einsatz, und die Kapazitäten waren im zweiten Quartal mit 69 % weitaus besser ausgelastet als in Q1 mit 54 %. Deshalb war  auch der operative Cash Flow entgegen den Analystenerwartungen wieder positiv.

Buchungen nahe Vor-Corona-Niveau

Vor allem aber hat überrascht, dass die Buchungen so steil nach oben gehen. Sie waren fast doppelt so hoch wie im ersten Vierteljahr und näherten sich damit erstmals wieder dem Niveau vor der Pandemie an. Der Vorstand erwartet aufgrund der deutlichen Geschäftsbelebung in den nächsten beiden Quartalen zwar eine Verbesserung der Ergebnisse, aber immer noch deutliche Verluste.

Im Geschäftsjahr 2023, das im Dezember 2022 beginnt, sieht Carnival dann jedoch auch hier wieder Land in Sicht, sprich die Rückkehr zu einem Umsatz- und Gewinnniveau wie vor der Pandemie. Das ist angesichts eines Schuldenbergs von 35 Milliarden Dollar und steigenden Zinsen aber auch dringend notwendig. An der Wall Street kamen die Aussagen des Managements ausgesprochen gut an. Der Aktienkurs sprang um 9 % nach oben und überwand mit 10,40 Dollar die psychologisch wichtige 10-Dollar-Marke. Das ist aber immer noch weniger als halb so hoch wie das Kursniveau zu Jahresbeginn, als die Notierungen gut 21 Dollar betragen hatten.