Boeings unendliches Desaster

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Für Boeing kommt es knüppeldick: Nachdem der Premiumflieger 737-Max fast zwei Jahre am Boden bleiben musste, ordnete die US-Luftfahrtbehörde FAA nun eine Überprüfung von älteren Modellen aus der 737-Reihe an.

Boeing: Überprüfung älterer 737-Jets

Erneut ist der traurige Anlass ein Absturz einer Maschine. Im Januar kamen dabei 62 Menschen ums Leben. Anders als bei der 737-Max – der neuesten Generation aus Boeings erfolgreichster Modellreihe – geht es dabei jedoch nicht um Softwareprobleme, sondern um eine spezifische Verkabelung, die Einfluss hat auf die automatische Schubregelung der Maschine.

Zwar können die Unfallermittler bislang einen kausalen Zusammenhang der entsprechenden Bauteile mit dem Crash nicht nachweisen, sie wiesen jedoch auf „Anomalien“ hin, die im Zuge der Untersuchung aufgefallen waren. Von der Überprüfung betroffen sind Jets aus den 737er Generationen 300, 400 und 500. Weltweit müssen nun mehr als 1.000 Flugzeuge daraufhin geprüft werden.

Ryanair-Kunden können Unglückflieger meiden

Der Ruf der 737-Max hatte nach zwei Abstürzen, die auf eine fehleranfällige Software zurückgeführt wurden, massiv gelitten. Ein fast zwei Jahre andauerndes Flugverbot für den noch ziemlich jungen Jet kam für Boeing einer Katastrophe gleich. Erst Anfang des Jahres hatten die zuständigen Behörden in den USA sowie der EU die Flugerlaubnis wieder erteilt.

Wer dem Flieger dennoch misstraut, kann bei Ryanair nun kostenlos umbuchen – gleicher Tag, gleiche Strecke, anderes Flugzeug. Das Angebot gilt laut der Fluggesellschaft für drei Monate und könnte, falls viele Passagiere davon Gebrauch machen, zu logistischen Herausforderungen in der Feriensaison führen. Denn anders als bei anderen großen Airlines plant Ryanair so kurzfristig, dass der Flugzeugtyp häufig erst am Tag vor Reiseantritt angegeben wird. Kommt es dann binnen 24 Stunden zu massenhaften Umbuchungen, könnte das zu erheblichen Problemen führen.

Ryanair bestellt weitere 737-Max

Doch bei Ryanair scheint man nicht davon auszugehen, dass das Vertrauen der Passagiere in die 737-Max nachhaltig gelitten haben könnte. Ganz im Gegenteil: Kein anderes Modell sei derart eingehend auf Herz und Nieren durchgecheckt worden, heißt es von Seiten der Airline – die sogleich ihre Bestellung noch einmal ausweitete.

135 Maschinen dieses Typs hat Ryanair bereits geordert, nun wurde die Bestellung um weitere 75 Jets ergänzt. Mit der Auslieferung von 50 bis 60 Jets rechnen die Iren bis zum Sommer 2022 – und setzen damit augenscheinlich auf ein baldiges Ende der Pandemie.

Rekordverlust für Ryanair

Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2020/21, das im März beendet wurde, verbuchte Ryanair einen Rekordverlust in Höhe von 815 Millionen Euro nach Steuern. Im Vorjahr hatte der Billigflieger noch einen Gewinn von fast 650 Millionen Euro erzielt.

Ähnlich wie die gesamte Luftfahrtbranche hatte auch Ryanair pandemiebedingt einen Passagierrückgang um mehr als 80 Prozent zu beklagen. Lediglich 27,5 Millionen Passagiere wurden im gesamten vergangenen Geschäftsjahr befördert. Für das laufende Jahr rechnet die Airline aber wieder mit einer deutlichen Erholung: Mindestens 80 Millionen Fluggäste will Ryanair in diesem Jahr von A nach B bringen.

Aktien: Auftrieb für Airlines, Absturz für Boeing

Die Chancen dafür stehen nach Einschätzung von Branchenexperten nicht schlecht. Immerhin bietet Ryanair in erster Linie Urlaubsdestinationen an – hier herrscht nach mehr als einem Jahr Pandemie erheblicher Nachholbedarf auf Seiten der Touristen. Schwieriger könnte sich die Erholung im Segment der Geschäftsreisenden gestalten, die womöglich auch künftig stärker auf Videokonferenzen setzen könnten. Das betrifft beispielsweise die Lufthansa, die ihren Flugplan zuletzt verstärkt auf beliebte Urlaubsziele umstellte.

Auch am Parkett steigt der Optimismus: Aktien von Ryanair und Lufthansa legten binnen eines Monats jeweils um gut 1 Prozent zu. Für Anteilsscheine von Boeing geht es dagegen weiter abwärts: Auf Monatssicht liegt der Kurs rund 9 Prozent im Minus.