Boeings Bilanz bietet Licht und Schatten

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Anleger und Analysten hatten sich bereits auf schwache Zahlen eingestellt, doch selbst diese niedrig gesteckten Erwartungen wurden von Boeing mit seinen Bilanzen noch unterboten.

Durchwachsene Bilanz für Schlussquartal und Gesamtjahr

Für das Schlussquartal verbucht der US-Flugzeughersteller ein Minus von 4,2 Milliarden Dollar. Die Erlöse sanken im Zeitraum von Oktober bis Ende Dezember um 3 Prozent auf 14,8 Milliarden Dollar. Immerhin konnte Boeing im zurückliegenden Vierteljahr einen positiven Cashflow ausweisen – zum ersten Mal seit 2019 und sehr zur Freude von Anlegern und Analysten.

Für das Gesamtjahr hielten die Geschäftszahlen ebenfalls Licht und Schatten bereit: So häufte der Konzern zwar einen Jahresverlust von 4,3 Milliarden Dollar an – damit fiel das Minus aber bereits um rund zwei Drittel geringer aus als noch im vorangegangenen Jahr. Zudem konnte Boeing den Jahresumsatz um 7 Prozentpunkte steigern auf 62,3 Milliarden Dollar in 2021.

Boeings Baustellen: Von 737 Max über Pandemie bis Dreamliner

Die Probleme des Airbus-Rivalen sind vielfältig: Zunächst hatte das Desaster rund um das Kassenschlagermodell 737 Max das Unternehmen in eine tiefe Krise gestürzt. Nach zwei Abstürzen wurde ein weltweites Flugverbot für Maschinen des Typs verhängt, fast zwei Jahre lang durften die Jets nicht abheben.

Zwischen November 2020 und Februar 2021 erfolgte die Wiederzulassung durch die zuständigen Behörden, darunter die US-Luftfahrtaufsicht FAA und ihr europäisches Pendant EASA. Doch die Freude darüber wurde bekanntlich eingetrübt durch die Corona-Pandemie, die die gesamte Luftfahrtbranche seit bald zwei Jahren massiv unter Druck setzt.

Für Belastungen in der Bilanz von Boeing sorgten zuletzt Probleme mit dem Dreamliner. Der Langstreckenjet kann wegen technischer Mängel seit Monaten nicht ausgeliefert werden, die FAA schaut nach den Erfahrungen mit der 737 Max jetzt offenbar genauer hin. Für Boeing bedeutet das unter anderem hohe Ausgleichszahlungen an die Airlines, die auf ihre neuen Flugzeuge warten.

Aufholjagd im Konkurrenzkampf mit Airbus

Im ewigen Konkurrenzkampf mit Airbus haben die Europäer seit einigen Jahren die Nase vorn. Auch 2021 lieferte das deutsch-französische Unternehmen weitaus mehr Flugzeuge an Kunden aus als Boeing. Einen Pluspunkt konnten jedoch nun auch die Amerikaner verbuchen: Erstmals seit 2018 erhielten sie im vergangenen Jahr mehr Neubestellungen als der Erzrivale.

Auch bei den Auslieferungen will Boeing nun weiter aufholen. So werden die Produktionskapazitäten für die 737 Max zunehmend ausgeweitet: Wurden im Oktober noch 19 Maschinen pro Monat gefertigt, sind es mittlerweile 26. Künftig peilt Boeing die monatliche Produktion von 31 Jets dieses Typs an. Airbus ist mit seiner A320neo-Flotte allerdings schon jetzt deutlich schneller in der Produktion – und leistete sich erst kürzlich die Stornierung eines Großauftrags von Qatar Airways nach einem Streit mit der Airline über einen anderen Auftrag.

Anleger blicken auf turbulentes Jahr zurück

Mit Blick auf die Aktien der beiden Hersteller zeigen sich die Turbulenzen des vergangenen Jahres deutlich: Beide verzeichneten eine regelrechte Achterbahnfahrt, nur dass es für die Airbus Aktie unterm Strich deutlich aufwärts ging, während die Boeing Aktie immer tiefer abstürzte. Allein auf Wochensicht verbucht die Boeing Aktie rund um die Bilanz einen Kursverlust von mehr als 12 Prozent.

Analysten zeigten sich zuletzt dennoch zuversichtlich mit Blick auf die weitere Entwicklung. Gleich mehrere Experten bekräftigten ihre Kaufempfehlungen für die Boeing Aktie – und bescheinigten ihr deutliches Kurspotenzial. So sieht die kanadische RBC Capital das Ziel bei 275 Dollar, die US-Großbank JP Morgan schätzt die faire Bewertung auf 270 Dollar und die Schweizer UBS garnierte ihre Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 290 Dollar. Goldman Sachs korrigierte das Ziel sogar nach oben von vormals 300 auf nun 307 Dollar. Zuletzt war die Boeing Aktie für weniger als 200 Dollar zu haben.

Analysten prognostizieren Erholung – und raten zum Kauf von Flugzeugaktien

Auch für die Airbus Aktie hat Goldman Sachs das Kursziel kräftig angehoben von 159 auf 176 Euro. Auch Morgan Stanley geht nach 120 Euro nunmehr von 135 Euro als Kursziel für Airbus aus. Die britische Barclays Bank korrigierte ihr Ziel von 138 auf 140 Euro ebenfalls leicht nach oben. Experten zahlreicher anderer Geldhäuser raten ebenfalls zum Kauf des Papiers und sehen die faire Bewertung dabei mehrheitlich in einem Korridor zwischen 130 und 140 Euro. Die Airbus Aktie war zuletzt für etwas mehr als 110 Euro zu haben. Die Bilanzpräsentation wird für den 17. Februar erwartet, Analysten gehen im Schnitt von einem Gewinn je Aktie in Höhe von 1,26 Euro aus.

Insgesamt rechnen die Experten für 2022 mit einer allmählichen Erholung des weltweiten Flugverkehrs, wobei sich der Fokus zunächst auf Kurz- und Mittelstreckenverbindungen richten dürfte. Mit Blick auf die Langstrecke dürfte die Pandemie dagegen noch für Zurückhaltung bei den Buchungen sorgen.