Boeing Aktie leidet unter 737 Max Debakel

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Noch vor wenigen Wochen hatte es danach ausgesehen, als könnte die 737 Max Flotte im vierten Quartal wieder in Betrieb genommen werden, die Aktie des Herstellers Boeing hatte sich daraufhin zeitweise erholt. Nun allerdings erscheint es nicht unrealistisch, dass die Maschinen auch für den Rest des Jahres noch am Boden bleiben müssen.

Die Europäische Agentur für Flugsicherheit, kurz: EASA, hat angekündigt, sämtliche von Boeing vorgenommenen sicherheitsrelevanten Veränderungen selbst überprüfen zu wollen. Auf einen konkreten Zeitplan wollte man sich dabei nicht festlegen.

737 Max bleibt am Boden – auf unbestimmte Zeit

Der Vorgang zeigt die Tragweite des Falls: Nachdem innerhalb von fünf Monaten zwei Maschinen des Typs Boeing 737 Max abgestürzt und mehrere hundert Passagiere ums Leben gekommen waren, verhängten die zuständigen Sicherheitsbehörden im März ein weltweites Flugverbot für das Modell, bis die Ursache der sich ähnelnden Abstürze identifiziert und behoben werde.

Zunächst hatte es geheißen, die Jets könnten bereits im Mai wieder starten – doch ganz so einfach ist es augenscheinlich nicht. Das hängt auch mit den Hintergründen der Vorfälle zusammen, denn im Fokus steht nicht nur die von Boeing verbaute Software, sondern auch die Zulassungsverfahren der US-Luftfahrtbehörde FAA.

Vertrauen zwischen Luftfahrtbehörden angeknackst

In früheren Zeiten herrschte Vertrauen in der Branche, gerade zwischen den USA und Europa galten die Sicherheitsstandards als vergleichbar hoch. Eine von der FAA erteilte Zulassung wurde in der Regel ohne größere Probleme auch in Europa erteilt. Dieses Vertrauen ist nun weitgehend dahin.

Denn es steht der Verdacht im Raum, dass die FAA sicherheitsbezogene Überprüfungen an Boeing zurückdelegiert habe – der Flugzeugbauer sich also quasi selbst bescheinigen konnte, dass die eigenen Maschinen sicher seien. Nicht zuletzt deshalb besteht die europäische EASA nun auf eigenen Prüfverfahren.

Airlines und Touristikunternehmen ebenfalls belastet

Die Branche steht durch die Zwangspause der 737 Max gehörig unter Druck. Fluggesellschaften rund um den Globus, aber auch etliche Reiseveranstalter sehen sich mit immensen Zusatzkosten konfrontiert, da sie Ersatzmaschinen anmieten müssen, um die Touristen von A nach B zu transportieren.

Der weltgrößte Touristikkonzern Tui beispielsweise präsentierte im August seine Bilanz für die ersten neun Monate des laufenden Geschäftsjahres und musste dabei einen erheblichen Gewinnrückgang verschmerzen, der zu einem Großteil auf den Ausfall der 737 Max-Flotte zurückzuführen ist: Mit einer Zusatzbelastung von rund 300 Millionen Euro schlägt sich das Debakel in den Tui-Zahlen nieder.

Boeing Aktie schwächelt weiterhin

Boeing selbst leidet ebenfalls unter dem Vorgang. Erste Airlines haben bereits Klagen eingereicht, weitere könnten folgen. Zudem droht ein Verlust von bereits erteilten Flugzeugbestellungen. Die Boeing Aktie, die seit dem Grounding der 737 Max zeitweise mehr als 20 Prozent eingebüßt hatte, konnte sich zwar seit Mitte August wieder etwas erholen, ist aber noch lange nicht übern Berg. Noch immer notiert das Papier rund 13 Prozent schwächer als noch im Frühjahr – und es ist nicht absehbar, ab wann die 737 Max wieder abheben darf.