Biotech: US-Pharmakonzern Abbvie will Immunogen übernehmen

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Am vergangenen Donnerstag legte die Aktie des US-Biotech-Unternehmens Immunogen an der US-Technologiebörse Nasdaq ein wahres Kursfeuerwerk hin. Der Aktienkurs sprang im Tagesverlauf um fast 83% auf 29,35 US-Dollar (USD) und lies die Aktionäre des Biotech-Unternehmens jubeln.

Ursache für diesen rasanten Kursfeuersprung war eine Übernahmevereinbarung, dessen Unterzeichnung Immunogen und der US-amerikanische Pharmakonzern Abbvie am 30.11.2023 in einer gemeinsamen Presseerklärung bekannt gegeben haben.

Bevor ich jedoch auf weitere Details der Vereinbarung eingehe, möchte ich Ihnen – wie üblich – die beiden Unternehmen kurz vorstellen.

Die Unternehmen im Kurzporträt

Die 1981 gegründete und in Waltham/Massachusetts (Großraum Boston) ansässige Immunogen, Inc. (eigene Schreibweise: ImmunoGen) ist ein Biotechnologie-Unternehmen, das sich auf die Entwicklung von Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten (ADCs) zur gezielten Behandlung von Krebszellen konzentriert.

Mit dem ADC-Medikament Elahere hat Immunogen ein vielversprechendes Präparat zur Behandlung von Eierstockkrebs entwickelt, dass 2022 eine beschleunigte Zulassung durch die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) erhielt.

Nachdem Elahere auch in einer Phase-3-Studie positiv beurteilt wurde, ist eine vollständige Zulassung von Elahere in den USA und danach auch in Europa nur noch eine Frage der Zeit. Neben Elahere hat Immunogen noch weitere ADC-Krebsmedikamente in der Entwicklungspipeline.

Die knapp 300 Immunogen-Mitarbeiter haben im Geschäftsjahr 2022 einen Umsatz von 108,8 Mio. USD (etwa 100 Mio. Euro) eingefahren. Der operative Gewinn (EBIT) lag bei -217,5 Mio. USD (etwa 200 Mio. Euro).

Abbvie Inc. (eigene Schreibweise: AbbVie) entstand 2013 als Spin-off von Abbott Laboratories. Das in North Chicago/Illinois (60 km nördlich von Chicago) ansässige Pharma- und Biotechunternehmen ist vornehmlich in den Bereichen Immunologie, Onkologie und Virologie tätig.

Abbvie beschäftigt weltweit mehr als 50.000 Mitarbeiter an Standorten in mehr als 70 Ländern. In Deutschland ist das Unternehmen in Wiesbaden, Ludwigshafen und Berlin vertreten.

Im Geschäftsjahr 2022 hat der Pharmariese einen Umsatz von gut 58 Mrd. USD erwirtschaftet. Der operative Gewinn (EBIT) lag bei 18,8 Mrd. USD.

Die Übernahmevereinbarung im Detail

Laut Übernahmevereinbarung bietet Abbvie den Immunogen-Aktionären stolze 31,26 USD in bar für jede Aktie. Damit bewertet die Übernahmeofferte Immunogen mit etwa 10,1 Mrd. USD (etwa 9,3 Mrd. Euro). Das Angebot beinhaltet eine Übernahmeprämie von fast 95% bezogen auf den Schlusskurs der Immunogen-Aktien vom 29.11.2023, dem Tag vor Bekanntgabe der Übernahmevereinbarung.

Durch die Übernahme von Immunogen will Abbvie seine Onkologie-Sparte ausbauen, wie Abbvie-Chef Richard Gonzalez betont: „Die Übernahme von Immunogen zeigt unser Engagement für die Umsetzung unserer langfristigen Wachstumsstrategie und ermöglicht es AbbVie, seine Onkologie-Pipeline bei soliden Tumoren und hämatologischen Malignomen weiter zu diversifizieren.“

So reagierte die Börse

Wie bereits erwähnt stieg der Kurs der Immunogen-Aktie am Tag der Bekanntmachung um fast 83% auf 29,35 USD. Damit liegt der Kurs nur noch geringfügig unter den gebotenen 31,26 USD. Offensichtlich begrüßen die Anleger die Offerte und sind vom Zustandekommen der Übernahme überzeugt.

Auch der Kurs der Abbvie-Papiere legte am 30.11.2023 zu. Er lag bei Börsenschluss bei 142,39 USD; das waren 2,8% mehr als am Vortag. Hier honorieren die Anleger vor allem den Kauf des lukrativen Eierstockkrebs-Präparats Elahere. Eierstockkrebs ist die häufigste Todesursache bei gynäkologischen Krebserkrankungen in den USA.

So soll es weiter gehen

Die Transaktion unterliegt den üblichen Abschlussbedingungen, einschließlich des Erhalts der behördlichen Genehmigungen und der Zustimmung der Immunogen-Aktionäre. Beide Unternehmen rechnen damit, dass der Deal Mitte 2024 abgeschlossen werden kann.