AeroVironment profitiert von geopolitischer Unsicherheit

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Im aktuellen Börsenjahr 2022 war es für Anleger schwierig, mit Technologieaktien auf einen grünen Zweig zu kommen. Auf Grund der stark ansteigenden Zinsen und des zurückgehenden Risikoappetits der Investoren verzeichneten Wachstumsaktien zum Teil enorme Kursrückschläge. Doch es gab auch Ausnahmen wie die Aktie der Drohnenfirma AeroVironment. Seit dem Jahreswechsel kletterten die Papiere um mehr als ein Drittel in die Höhe. Das Unternehmen hat seit Beginn des Krieges in der Ukraine viel Aufmerksamkeit erhalten. Die kleinen bis mittelgroßen unbemannten Luftfahrzeuge (UAVs) des Konzerns waren ein wichtiger Bestandteil des US-Plans zur Unterstützung der ukrainischen Kriegsanstrengungen.

Vom „Tretflugzeug“……

Bevor ich auf die jüngsten Zahlen und die Prognosen eingehe, möchte ich Ihnen das Geschäftsmodell von AeroVironment noch näher vorstellen. Bei dem US-Technologie-Konzern handelt es sich um kein Startup-Unternehmen. Gegründet wurde der Konzern bereits im Jahr 1971. Sie werden es nicht glauben: In seinen Anfangs-Jahren macht AeroVironment mit Flugzeugen auf sich aufmerksam, die mithilfe purer Muskelkraft betrieben wurden.

…zum Weltmarktführer für Militärdrohen

Später entwickelten die Ingenieure dann solarbetriebene Flugzeuge bevor der Konzern zum Marktführer für unbemannte Flugzeuge aufstieg. Der Großteil der Einnahmen von AeroVironment stammt aus dem Verkauf unbemannter Überwachungsflugzeuge an das US-Militär. Neben unbemannten Fluggeräten und taktischen Raketensystemen für das Militär expandiert das Unternehmen aber auch in den kommerziellen Drohnenmarkt mit Drohnen, die zur Inspektion von Ölpipelines und zur Überwachung von Nutzpflanzen eingesetzt werden können.

Mit dem japanischen Technologie-Riesen SoftBank entwickelte der Konzern den ersten Sunglider. Dabei handelt es sich um eine mit Solarstrom betriebene HAPS. Die Abkürzung HAPS (High Altitude Platform Station) bezieht sich dabei auf Systeme, bei denen unbemannte Objekte wie Flugzeuge, die in der Stratosphäre fliegen, wie Telekommunikationsbasisstationen betrieben werden können, um die Konnektivität über weite Bereiche (Radius etwa 200 Kilometer) zu gewährleisten. Der Sunglider kann damit Mobilfunknetze mit einem Durchmesser von bis zu 200 km aus einer Höhe von 20 km aufbauen. Das liefert vor allem für Gegenden mit Funklöchern einen enormen Mehrwert. Doch auch in den entwickelten Ecken der Welt könnte der fliegende Funkturm eine große Hilfe sein. Zum Beispiel, um bei Bedarf die Bandbreite von 5G-Netzen zu erhöhen.

Quartalsumsatz schwächer als erwartet

Im abgelaufenen Quartal zweiten Quartal (Anm.: läuft bei AeroVironment bis Ende Oktober) musste der Konzern einen Umsatzrückgang um 8,5% auf 111,6 Millionen Dollar verzeichnen. Der Rückgang war in erster Linie auf einen geringere Verkäufe im Segment Small UAS in Höhe von 28 Millionen Dollar zurückzuführen, der teilweise durch einen Umsatzanstieg im Segment Tactical Missile Systems (“TMS”) in Höhe von 12,7 Millionen Dollar und einen Anstieg der von Kunden finanzierten Forschungs- und Entwicklungsumsätze in Höhe von 4,2 Millionen Dollar ausgeglichen wurde.

Operativ in der Verlustzone

Der Nettoverlust betrug 6,7 Millionen Dollar oder -27 Cent pro Aktie. Das lag sowohl deutlich unter dem Vorjahresergebnis (+ 10 Cent je Aktie) als auch unter den Erwartungen der Wallstreet-Analysten. Diese waren im Vorfeld einem deutlich kleineren Verlust von -4 Cent je Aktie ausgegangen.

Volle Auftragsbücher sorgen für Optimismus

Die Aktie läuft in diesem Jahr trotz der durchwachsenen Ergebnisse dennoch deutlich besser als der Gesamtmarkt. Das liegt an der geopolitischen Entwicklung und entsprechenden Großaufträgen, die der Konzern zuletzt an Land ziehen konnte. Im November erhielt AeroVironment den Zuschlag für ein Puma Small UAS System mit einem Auftragswert von 176 Millionen Dollar. Hierbei handelt es sich um kleine, batteriebetriebene Drohnen, die zur Überwachung mit einer elektrooptischen und einer Infrarotkamera ausgestattet sind. Insgesamt lag der Auftragsbestand per Ende November bei 388 Millionen Dollar.

Entsprechend zuversichtlich zeigt sich die Konzernführung: Für das Gesamtjahr erwartet das Management einen Umsatz zwischen 505 und 525 Millionen Dollar, was in der Mitte einem Wachstum von 15% entspricht. Damit soll unter dem Strich am Ende ein Gewinn zwischen 8 und 17 Millionen Dollar erwirtschaftet werden.