US-Wahlen: Aktionäre sollten ruhig abwarten
Der zermürbende US-Wahlkampf ist endlich Geschichte. Jetzt haben die Wähler das letzte Wort. Ich habe heute noch mit einem US-Kollegen gesprochen. Seine Einschätzung: Trump wird die Wahl gewinnen, weil er in den heiß umkämpften Staaten knapp gewinnen wird. Gegenkandidatin Harris war inhaltlich zu schwach, um die Mehrheit der Wechselwähler zu gewinnen. Die reine „Anti-Trump-Stimmung“ wird wahrscheinlich nicht reichen.
Was bedeutet die Wahl für uns Aktionäre? Sollen wir vor der Entscheidung das Depot noch schnell umschichten? Meine Empfehlung: Jetzt abwarten und dann, wenn die Sieger feststehen, die Branchen im Depot neu gewichten, falls erforderlich.
Ein einfacher Grund für diese Empfehlung: Es gibt zu viele Wahl-Szenarien. Man kann im eigenen Depot nicht jeden möglichen Wahlgewinner abdecken und nicht jeden möglichen Wahlverlierer verkaufen.
Denn: Es wird nicht nur ein neuer US-Präsident gewählt, auch beide Kammern des US-Parlaments werden neu zusammengestellt. Alle 435 Sitze im Repräsentantenhaus werden neu vergeben und zusätzlich 34 der 100 Sitze im Senat. Das bedeutet, dass mindestens 4 Wahl-Szenarien denkbar sind:
- Trump wird neuer Präsident, und die Republikaner gewinnen die Mehrheit in beiden Kammern.
- Trump wird neuer Präsident, aber die Demokraten gewinnen die Mehrheit in mindestens einer Kammer.
- Harris wird neue Präsidentin, und die Republikaner gewinnen die Mehrheit in mindestens einer Kammer.
- Harris wird neue Präsidentin, und die Demokraten gewinnen die Mehrheit in beiden Kammern.
Nur dann, wenn eine Partei den Präsidenten stellt und die Mehrheit in beiden Kammern gewinnt, sind große politische Veränderungen zu erwarten. Hat dagegen die Präsidentin oder der Präsident keine Mehrheit in den Kammern, sind die Gestaltungsspielräume viel kleiner. Im Zweifel kann der Geldhahn für neue Projekte zugedreht werden.
Börse bevorzugt Trump
Wenn man sich in den USA in Börsenkreisen umhört, fällt das Urteil relativ klar aus: Trotz der großen Zweifel an der Person Donald Trump, würden viele Investoren mehrheitlich eine zweite Amtszeit begrüßen. Und das aus zwei Gründen:
Zum einen ist der US-Leitindex S&P500 in der ersten Amtszeit von Trump um rund 65% nach oben geklettert. Die Anleger haben in dieser Phase sehr viel Geld an der Börse verdient und hoffen jetzt auf eine Wiederholung.
Zum anderen will Trump die Steuern weiter senken, während Harris Unternehmen höher besteuern will. Da die Börse niedrige Unternehmenssteuern liebt, spricht auch dieser Punkt für Trump.