US-Kabelnetzbetreiber Charter übernimmt Mitbewerber Cox
Kurz vor dem Wochenende sorgte eine Pressemitteilung für viel Wirbel in der US-Telekommunikationsbranche. Darin kündigte der Kabelnetzbetreiber Charter Communications an, dass er eine Übernahmevereinbarung mit dem Mitbewerber Cox Communications unterzeichnet hat.
Durch den Zusammenschluss der beiden Unternehmen entsteht ein branchenführender Anbieter von Mobilfunk- und Breitbandkommunikationsdiensten und unterbrechungsfreier Videounterhaltung.
Bevor ich Ihnen weitere Details aus der Übernahmevereinbarung erläutere, möchte ich Ihnen die in Deutschland nur wenigen Insidern bekannten Unternehmen kurz vorstellen.
Die Unternehmen im Kurzporträt
Die in Atlanta/Georgia ansässige Cox Communications Inc. ist das größte private Breitbandunternehmen in Amerika. Das Unternehmen verfügt über eine Netzwerkinfrastruktur, die mehr als 30 Bundesstaaten abdeckt.
Die glasfaserbasierten und drahtlosen Verbindungen von Cox Communications sind für mehr als 12 Mio. Haushalte und Unternehmen verfügbar und unterstützen landesweit fortschrittliche Cloud- und IT-Dienste. Die etwa 18.000 Mitarbeiter von Cox Communications haben im Geschäftsjahr 2024 einen Umsatz von mehr als 13 Mrd. US-Dollar (USD – mehr als 11,55 Mrd. Euro) erzielt.
Das Unternehmen ist ein Tochterunternehmen der Cox Enterprises, einem Familienunternehmen, das 1898 vom damaligen Gouverneur von Ohio, James M. Cox, gegründet wurde. Cox Enterprises und Cox Communications sind nicht börsennotiert.
Die in Stamford/Connecticut (60 km nordöstlich von New York City) beheimatete Charter Communications, Inc. ist ein führender US-Breitbandanbieter und Kabelnetzbetreiber, der über seine Marke Spectrum mehr als 57 Mio. Haushalte und Unternehmen in 41 US-Bundesstaaten bedient.
Die 94.500 Charter-Mitarbeiter haben im Geschäftsjahr 2024 einen Umsatz von 55,1 Mrd. USD (etwa 49 Mrd. Euro) eingefahren. Der operative Gewinn (EBIT) lag bei 12,7 Mrd. USD (11,3 Mrd. Euro).
Weitere Details aus der Übernahmevereinbarung
Cox Communications wird in der Übernahmevereinbarung mit 34,5 Mrd. USD (30,64 Mrd. Euro) bewertet. Diese Summe setzt sich aus 21,9 Mrd. USD (19,45 Mrd. Euro) Eigenkapital und 12,6 Mrd. USD (11,19 Mrd. Euro) Schulden zusammen.
Charter zahlt für die Übernahme von Cox Communications 4 Mrd. USD in bar, 6 Mrd. USD an wandelbaren Vorzugsaktien und etwa 33,6 Mio. Stammaktien mit einem impliziten Wert von 11,9 Mrd. USD an Cox Enterprises.
Cox Enterprises wird nach dem Closing rund 23% der Anteile an dem fusionierten Unternehmen halten, die Familie Cox bekommt Sitze im Verwaltungsrat.
Auch in den USA sinkt die Nachfrage nach Kabelfernsehen aufgrund des Booms von Streamingangeboten. Ein weiteres Problem für US-Kabelnetzbetreiber: die Trump-Regierung hat das Breitband-Ausbauprogramm des Vorgängers Joe Biden in Höhe von 42,5 Mrd. USD eingefroren. Beide Faktoren fördern einen Konsolidierungsprozess, wie in der hier beschrieben Übernahme.
So reagierte die Börse
Am 16. Mai 2025, dem Tag der Bekanntgabe des Übernahmeangebots, stieg der Kurs der Charter-Aktie an der US-Technologiebörse Nasdaq um 1,8% auf 427,25 USD. Offensichtlich glauben die Anleger, dass der Deal sinnvoll ist.
So soll es weitergehen
Innerhalb eines Jahres nach dem Closing wird das fusionierte Unternehmen seinen Namen in Cox Communications ändern. Das neue Unternehmen wird seinen Hauptsitz in Stamford behalten und auch nach dem Zusammenschluss eine bedeutende Präsenz auf dem Cox-Campus in Atlanta beibehalten.
Chris Winfrey, der aktuelle CEO von Charter, wird auch nach der Fusion weiterhin als Präsident und CEO des neuen Unternehmens fungieren. Alex Taylor, der Vorsitzende und CEO von Cox Enterprises, wird die Position des Vorstandsvorsitzenden des fusionierten Unternehmens übernehmen.
Darüber hinaus wird eine weitere Führungskraft von Cox dem Vorstand beitreten, und die Familie Cox behält das Recht, zwei Vorstandsmitglieder zu stellen.
Die Übernahme muss noch von den zuständigen Behörden genehmigt werden. Über den genauen Zeitpunkt des Closings haben die Unternehmen keine Angaben gemacht.