Unruhige Börsenzeiten – samt Stühlerücken

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Es geht doch: An der Wall Street war am Mittwoch wieder mehr Musik drin – und die Töne kamen vor allem aus der Tech-Ecke. Dank starker Kursgewinne von Alphabet und Apple konnte die Nasdaq ihre kleine Schwächephase abschütteln und legte um 0,79 % auf 23.414 Punkte zu. Der S&P 500 zeigte sich mit +0,51 % ebenfalls freundlich, während der Dow Jones mit einem Minus von 0,05 % eher auf der Bremse stand.

Ganz aus der Euphorie gerissen haben die Märkte die hohen Anleiherenditen – die zwar zuletzt etwas zurückgingen, aber nach wie vor wie ein Warnschild am Straßenrand stehen. Anleger halten sich daher vor dem US-Arbeitsmarktbericht am Freitag lieber zurück. Der könnte entscheidend für die weitere Zinspolitik der Fed werden. Eine erste Zinssenkung Mitte September gilt allerdings schon fast als ausgemachte Sache.

Auch in Asien herrschte am Donnerstag überwiegend gute Laune. Besonders Japan glänzte mit einem kräftigen Plus, während China aus der Reihe tanzte: Gerüchte über neue Aufsichtsmaßnahmen gegen Spekulationen drückten die Stimmung und die Kurse.

Für den DAX deutet sich zum Handelsstart eine freundliche Eröffnung an. Doch wie immer gilt: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste – eine klare Richtung ist momentan schwer auszumachen.

Unternehmensnachrichten / Einzelaktien

Alphabet schoss um über 9 % nach oben und markierte ein Rekordhoch. Der Grund: Ein US-Richter wischte die Pläne der Regierung vom Tisch, Google zur Abspaltung von Chrome oder Android zu zwingen. Lediglich exklusive Vereinbarungen wurden untersagt – unterm Strich also ein sehr vorteilhaftes Urteil für den Internetgiganten.

Apple profitierte gleich doppelt: Zum einen von der Aussicht, weiterhin Milliarden-Zahlungen von Google für die prominente Platzierung der Suchmaschine zu kassieren, zum anderen von Gerüchten über eine eigene KI-gestützte Suchmaschine. Das beflügelte die Aktie um 3,8 %.

Im Einzelhandel feierte Macy’s ein echtes Comeback mit einem Kurssprung von über 20 % dank starker Zahlen. Weniger Grund zur Freude hatte dagegen Dollar Tree – nach schwachen Quartalszahlen sackte die Aktie um über 8 % ab.

Salesforce präsentierte solide Zahlen, verpasste aber beim Ausblick die Erwartungen. Spannend: Das Unternehmen setzt stark auf KI-Agenten, die nicht nur Kundenanfragen bearbeiten, sondern sogar eigenständig Telefonate führen können. Der Chef Marc Benioff sieht darin die „aufregendsten Monate seiner Karriere“ – die Börse allerdings reagierte verhalten.

In Deutschland steht ein Stühlerücken in den Indizes an: Porsche und Sartorius müssen den DAX verlassen und rutschen in den MDAX ab. Neu in der ersten Liga sind künftig Scout24 und Gea. Auch im MDAX und SDAX wird kräftig umsortiert – was vor allem für ETFs wichtig ist, die die Indizes nachbilden und dadurch für zusätzliche Bewegung bei den betroffenen Aktien sorgen.

Politischer Einfluss

Politik und Geldpolitik bleiben die großen Taktgeber. In den USA warten die Märkte gespannt auf den Arbeitsmarktbericht – denn dieser könnte der Fed den finalen Impuls für eine Zinssenkung liefern. Dass es Mitte September soweit sein wird, gilt mit 97 % Wahrscheinlichkeit als sicher.

China hingegen sorgt mit neuen Überlegungen zur Eindämmung spekulativer Exzesse an den heimischen Börsen für Nervosität. Nach der jüngsten Kursrallye könnte ein härteres Durchgreifen die Märkte spürbar ausbremsen.

Und noch ein Blick nach Indien: Dort drücken schwache Konjunkturdaten und neue US-Zölle auf die Stimmung, auch wenn diplomatisch noch Hoffnung auf Entspannung besteht.

Fazit

Die Börsen bleiben in Lauerstellung – zwischen Tech-Rallye, Zinsfantasie und politischen Stolperfallen. Für Anleger heißt das: Ruhe bewahren, den Arbeitsmarktbericht am Freitag abwarten und die Chancen dort nutzen, wo sie sich bieten.